FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
Macht über sie hatte.
Luca und Henry waren inzwischen zur Tür gelaufen und forderten Leandra lautstark auf, sich endlich von ihrem Platz zu erheben und mit ihnen zu kommen. Weil sie ihnen die Freude nicht verderben wollte, stand sie schnell auf und folgte den beiden nach draußen.
15. Kapitel
Der Kampf des Lichts gegen das Dunkle
Schon von Weitem hörten sie die lauten Geräusche der Fahrgeschäfte und das Rufen der Budenbesitzer. Der Jahrmarkt fand in einem kleinen Tal statt, das einst zwei Flüsse aushöhlten, die sich nun links und rechts neben einer großen, saftig-grünen Wiese vorbeischlängelten. Zu beiden Seiten erhoben sich die mächtigen Granitfelsen mit den Schlössern der Magier empor, die wie antike Säulen in den Himmel ragten. Der kleine Festplatz war umgeben von einer Leine, an der kleine, bunte Fähnchen im Wind flatterten. Die Buden standen wahllos in mitten der Fläche. Viele davon waren orangerot bemalt und leuchteten wie saftige Äpfel. Die Marktschreier – es waren alle Wichte – standen hinter kleinen Theken und versuchten lautstark, die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zu lenken. Zwischen den Wagen erhob sich ein mächtiges Riesenrad, auf dem kleine Kabinen durch die Drehbewegung hin und her wippten. Eine Achterbahn schlängelte sich an den kleinen Buden vorbei und erfreute seine Fahrgäste mit allerlei Loopings und scharfen Kurven. Es war nicht verwunderlich, dass sich die Kinder dicht gedrängt durch die engen Gänge treiben ließen. Auch Leandra, Luca und Henry bewegten sich im Strom der Besucher und saugten die Düfte gebrannter Mandeln, süßer Zuckerwatte, leckerer Süßigkeiten und gebackener, knackiger Waffeln in sich auf. Das Schritttempo kam ihnen sehr entgegen, denn nur so konnten sie genau beobachten, was an den einzelnen Schaubuden angeboten wurde. Vor dem Riesenrad hielt Leandra an und bat ihre beiden Begleiter, mit ihr eine Fahrt zu wagen. Da sie wusste, dass Luca Höhenangst hatte, freute sie sich umso mehr, als dieser widerwillig mit in die goldene Gondel stieg. Henry nahm neben Leandra Platz und Luca ließ sich ihnen gegenüber schwer auf die hölzerne Bank fallen. Langsam hob die kleine Gondel, die unter der Bewegung leicht hin und her schaukelte, ab.
Luca wurde kreidebleich und stotterte: »Habe ich euch erzählt, dass ich auch seekrank bin?«
Seine Knie schlotterten hin und her und er sah ängstlich aus der immer höher steigenden Kabine nach unten.
»Du darfst nicht auf den Boden sehen«, erklärte Henry lächelnd. »Konzentriere dich lieber auf eine Stelle in der Kabine. So merkst du nicht, dass du in der Luft bist.«
»Schlaumeier«, äffte ihn Luca nach und krallte seine beiden Hände tief in die hölzernen Schutzbretter.
Leandra unterdrückte ein Lachen und sah geschwind zur Seite.
Sie beugte ihren Kopf nach unten und schrie entzückt: »Henry, sieh nur, wie klein die Kinder sind! Wie Ameisen tummeln sie sich auf diesem Jahrmarkt!«
Auch Henry war von diesem Panorama begeistert und ließ seine Blicke über die Landschaft schweifen.
»Man kann sogar den Wasserfall der Wahrheit sehen«, sagte er fröhlich. »Immer wieder laufen Kinder mit ihren Kobolden hindurch. So langsam wird es eng auf Mikosma.«
Leandra beobachtete den friedlichen Fall des Wassers, das seinen Glanz auf alle Gebäude des kleinen Planeten warf. Bis auf eines: Das Gefängnis der Terronen wucherte wie ein giftiger Pilz auf dem dunklen Felsenmassiv. Plötzlich begann Leandra zu frösteln und sie rieb sich schnell über ihre Oberarme. Es wehte kein frischer Wind und auch das Rad drehte sich so gemächlich, dass sie verwundert um sich blickte. Ihre Augen wurden von etwas Dunklem angezogen, was am Ende des Jahrmarktes aufgebaut war. Der schwarze Fleck passte nicht in das fröhliche Bild des bunten Treibens.
»Es verfinstert eher die Laune des Betrachters«, dachte Leandra.
Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass es das Labyrinth war, das Terratus angekündigt hatte. Angewidert von solch einer Tristess wandte Leandra ihren Kopf ab, denn sie wollte sich durch dieses Ding nicht die gute Laune verderben lassen. Leandra sah besorgt zu Luca, der anfing, am ganzen Leib zu zittern.
Das Mädchen sprach entschlossen: »Ich habe genug gesehen. Wenn ihr nichts dagegen habt, steigen wir jetzt wieder aus.«
Luca ließ seinen aufgestauten Atmen durch die aufgeblähten Backen entweichen und wischte Schweißperlen von der Stirn.
»Wenn du darauf bestehst, dann kommen wir mit«, sprach er
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