FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
zersprang.
»Prima gemacht«, lobte sie ihr Vater. »Das ist mein Mädchen!«
Ihre Seifenblasenmama lächelte ihn verliebt an. Über Leandras Mundwinkel zeichnete sich ein breites Grinsen ab.
»Wenn das so ist, dann…«, murmelte sie leise und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. In ihren Gedanken wünschte sie sich eine besondere Seifenblase herbei. Sie knurrte angriffslustig, als sie das Gesicht ihres erbittertsten Feindes in einer pechschwarzen Blase heransausen sah. Der kleine Seifenblasen-Gregor Mikowsky blickte ihr angriffslustig in die Augen. Seine Lippen formten ein unsichtbares »Hallo Dummkopf« und lachten dann gehässig.
»Nimm das, Fiesling«, schrie Leandra laut und holte mit ihrer Faust weit aus.
Mini-Mikowsky, der niemals mit einer Gegenwehr gerechnet hatte, riss ungläubig die Augen auf und hielt sich die Hände schützend vors Gesicht. Mit voller Kraft versetzte Leandra der Kugel einen Fausthieb, der sie beinahe von der Schaukel gerissen hätte. Mit einem lauten »Plopp« zerfiel die Seifenblase in kleine Stücke, die langsam zu Boden segelten. Mutter und Vater schrien kurz auf. Als sie jedoch das zufriedene Grinsen in Leandras Gesicht bemerkten, ersparten sie sich jegliche Schelte.
»Ich weiß, so etwas tut man nicht. Aber ich habe schon so lange davon geträumt, diesem Widerling eine zu verpassen. Nun geht’s mir richtig gut!«
Auch die Schaukel hatte anscheinend ihre vollkommene Zufriedenheit bemerkt, denn die Schwünge wurden langsamer und Leandra begann, sich erneut dem Boden zu nähern. Lächelnd hüpfte sie auf die Pflastersteine und sah dem Brett nach, das allmählich von der Zauberdecke verschluckt wurde. Seufzend begab sich Leandra an ihren Platz zurück und beobachtete von dort aus das bunte Treiben im Klassenzimmer. Auch andere Kinder hatten wieder sicheren Boden unter ihren Füßen erreicht, während manche noch schaukelnd bunte Seifenblasen in den Händen hielten oder andere mit ihren Füßen zertraten.
»Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«, hauchte ihr plötzlich jemand ins Ohr.
Sie brauchte sich nicht umzudrehen, denn sie kannte diese Stimme.
»Mein absoluter Stimmungskiller bist du! Deine bloße Anwesenheit genügt und meine Laune nähert sich dem Gefrierpunkt. Glaub bloß nicht, dass ich deinen Faustschlag gegen die Blase mit meinem Gesicht nicht beobachtet habe! Ich gebe dir einen Rat: Verschwinde von hier, so lange du das heil tun kannst!«
Starr vor Angst wartete Leandra, bis Mikowsky abgezogen war. Vorher trat er jedoch noch kräftig gegen ihr Schienbein, was sie leise aufheulen ließ. Er hatte wieder den besten Moment für seine Drohung gewählt: Keiner hatte Notiz von ihr genommen. Auch Henry und Luca hatten Gregor nicht bemerkt, da sie mit großen Augen den Schaukeln nachsahen, die langsam nach oben gezogen wurden und im durchsichtigen Deckengewölbe verschwanden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb Leandra die wunde Stelle und schlug wütend mit der flachen Hand auf ihre Tischplatte. Alphata war nirgendwo zu sehen und Leandra ärgerte sich darüber, dass die sonst so korrekte Lehrerin nicht präsent war, als sie am dringendsten gebraucht wurde. Wieder hatte er es geschafft, ihre blühende Laune zu vermiesen! Leandra schluckte ihren Unmut hinunter und schob den aufkeimenden Schmerz, den sie dabei im Rachenraum empfand, auf die üble Begegnung mit ihrem Erzfeind zurück. Jetzt kehrten auch Luca und Henry an die Bank zurück und ließen sich mit grinsenden Gesichtern auf ihren Plätzen nieder. Einige Mitschüler klatschten begeistert in die Hände. Einen solch lebendigen Unterricht hatten sie noch nie erlebt! Alphata, die plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht und wieder auf dem Podest Stellung bezogen hatte, freute sich mit ihren Schülern, erwartete jedoch sofort wieder den gebührenden Respekt. Der wurde ihr durch das Schweigen der Schüler auch sofort entgegengebracht.
»Ich bin glücklich, dass es euch gut geht! Mit diesen fröhlichen Gesichtern entlasse ich euch auf den Jahrmarkt.«
Sie lächelte den Kindern noch einmal zu und verließ dann den Saal. In dem Moment, als die Lehrerin hinter der Türe verschwunden war, sprangen die Schüler von ihren Bänken auf und huschten durch die bereits geöffneten Flügeltüren davon. Leandra blieb sitzen, denn sie fühlte sich etwas müde und schlapp. Auch das Schlucken tat ihr weh.
»Wahrscheinlich habe ich mich zu sehr über Gregor geärgert«, dachte sie und machte sich Vorwürfe, dass er so viel
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