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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Heuss
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sich selbst und seinen Kommentar in der Welt , sondern den »linken Zeitgeist«, von dem er sich verfolgt fühlt. Westerwelle sieht sich als Außenminister im Inland nicht zur Diplomatie verpflichtet und erklärt sich selbst zum Mitglied im »Verein zur klaren Aussprache«. Als Beispiel nennt er die hohe Jugendarbeitslosigkeit und stellt fest, dass diese nicht akzeptiert werden könne. »Das ist etwas, das muss ausgesprochen werden«, trompetet Westerwelle in den Saal. Seine Rede hat zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits jegliche Logik hinter sich gelassen. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit hat in Deutschland wohl kaum jemand verschwiegen. Sein Parteivolk tobt dennoch. Guido läuft zu klassischer Lautstärke auf: »In Wahrheit wissen wir doch wie es ist: Ich spreche nur aus, was in Wahrheit alle Politiker wissen, aber sie trauen es sich nicht auszusprechen, weil sie fürchten, das Volk verträgt nicht die Wahrheit.« Die Leute im Saal klatschen, nicht aufgrund dessen, was ihr Anführer sagt, sondern weil sie genau wissen, was er meint.

    Guido versteht es, die Botschaft an seine Klientel zwischen den Zeilen zu platzieren. Und wenn ihm ein Journalist unangenehme Fragen stellt, wird er immer behaupten können, dieses oder jenes nicht so oder so gesagt zu haben. In fast 2 8 Jahren politischer Tätigkeit hat Guido Westerwelle sich selbst zum Meister des Unfassbaren geschult. Aber darauf kommt es an diesem Tag gar nicht an. Denn er weiß, dass seine Botschaft hier gerne gehört wird. Er propagiert den Egoismus der Besitzenden und agitiert die mittleren Bevölkerungsschichten, die einmal am Wohlstand der Oberen schnuppern durften. Er spielt mit deren Angst vor sozialem Abstieg, dessen Ursachen doch gerade seine Politik des Sozialabbaus erst richtig existenzgefährdend macht. »Es muss in Deutschland auch noch ein paar geben, die den Karren ziehen«, fordert der, der stets mehr vom Mitfahren verstand. Das gelbe Geiz-ist-geil-Volk johlt. »Und wenn sich Leistungsbereitschaft nicht mehr lohnt, dann wird es keinerlei soziale Gerechtigkeit in dieser Republik noch geben.« Für diejenigen, die es verstehen wollen und können, ist Guido eindeutig.
    Georg W. Bush, Rancher, Crawford/Texas »Mein Freund Guido hat recht. Es ist höchste Zeit, mit diesem ganzen Sozialismus in Europa Schluss zu machen. Das produziert nur noch mehr Schwule und Terroristen.«
    Der Außenminister und Vizekanzler des laut Verfassung demokratischen Sozialstaats Deutschland hat als Stellvertreter einer kleinen Clique von Profiteuren die Solidarität mit der großen Mehrheit der Bevölkerung aufgekündigt. Westerwelle gibt den Hassprediger der Habenden gegen die Habenichtse und zelebriert Sozialneid von oben. Denn das Anwaltssöhnchen aus Bonn hat es geschafft, er gehört zu den oberen Zehntausend. Nach ihm darf die Sintflut kommen. Und nichts tut ihm wohler, als sich in Selbstgefälligkeit und dem Beifall seiner besserverdienenden Gefolgschaft zu suhlen. Sein ehemaliger Berater Fritz Goergen nennt dieses Verhalten »die Überanpassung des Aufsteigers«. Guidos eigene Wahrnehmung fällt euphorisch aus. Der Führer der Liberalen sieht »Millionen Menschen hinter sich« stehen und schimpft auf die, »die da in Berlin leben«. Kein Glashaus der Welt würde die Brocken aushalten, mit denen Westerwelle nicht nur an diesem Tag um sich wirft. Selbst dem stellvertretenden Chefredakteur des Manager Magazins geht das zu weit. Er warnt vor »Demagogen«, die ein Ideologievakuum »mit Gift füllen«, und fordert: »Verbale Abrüstung ist die erste Staatsmannspflicht.«
    Aber Westerwelle bleibt auf Kurs. Wenige Tage später fordert er ein härteres Vorgehen gegen Leistungsmissbrauch, die Ausgabe von Wertmarken statt Geldleistungen für Kinder und zudem, dass Arbeitslose zum Schneeschippen herangezogen werden sollen. Für die bevorstehende Regierungszeit lässt das noch weitere heitere Vorschläge erwarten. Denn es gibt viel zu tun. Nachdem der harte Winter Spuren auf Deutschlands Straßen hinterlassen hat, könnte man gut ein paar faule Arbeitslose gebrauchen, die die Löcher flicken. Und auch der Pflegenotstand ist ein Skandal. Deshalb könnten insbesondere in den leistungsfernen Schichten so genannte Schicksalsgemeinschaften von pflegebedürftigen Hartz-IV-Empfängern gebildet werden, die sich gegenseitig jeweils halbtags pflegen. Schließlich müsste die Bundesregierung den allgemeinen Kündigungsschutz in eine verbindliche Kündigungspflicht für

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