FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
findet schließlich heraus, wo Guidos 10 9 Euro herkommen. Sie stammen aus der Bild-Zeitung . Dort hatte man die Zahlen auf Basis eines Berichts in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berechnet und diese wiederum hatte ihre Zahlen in einer Studie des Bundes der Steuerzahler gefunden. Wie beim Stille-Post-Spiel hat wohl jeder, der die Zahl von einem anderen übernommen hatte, etwas dazugedichtet oder weggelassen.
Und auch der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband macht sich die Mühe und rechnet Guidos Beispiel anhand von 19 6 Fällen in der Praxis nach. Das Ergebnis: Guidos Zahlen stimmen einfach nicht. Wer kellnert, hat am Monatsende 39 3 Euro mehr, anstatt 10 9 Euro weniger als jemand, der Hartz IV bezieht.
Am Ende muss sich Guido auch noch amtlich korrigieren lassen. Das Bundesarbeitsministerium findet Ende März, mehr als sechs Wochen nach Guidos Aufsatz dann doch heraus, dass die beispielhafte Kellnerin sogar 46 5 Euro mehr im Monat hat als die vergleichbare Hartz-IV-Bezieherin. Wo Guido seine fachkundigen Informationen zu den Lebensumständen seiner Beispielkellnerin her hat, ist bis heute unklar. Ob er bei seinem Parteifreund und Gaststättenfunktionär Ernst Fischer nachgefragt hat? Möglicherweise ist Guidos Kellnerinnenbeispiel nur ein weiterer Akt aus dem Stück »Ein Herz für Hotels«. Denn dieses scheint Guido in der Tat zu haben. »Eine ganz besondere Freude« ist es dem amtierenden Bundesaußenminister und Bonner Wahlkreisabgeordneten nämlich auch, als er im Februar 2010 vor rund 120 0 Gästen ein Nobelhotel in Bonn eröffnen darf. Die Veranstaltung hat Westerwelles Lebenspartner Micky Mronz mit organisiert. Eine Interessenverquickung bestreiten natürlich alle Beteiligten. Warum bemüht sich Mronz umgehend zu erklären, sein Freund Guido habe kein Geld für seinen Auftritt erhalten und er selbst habe sein Honorar für die Veranstaltung am Tag darauf für wohltätige Zwecke gespendet?
Überhaupt ist Mronz nicht nur privat an Guidos Seite zu finden. Bereits im Jahr 2007 nimmt er als Mitglied einer Wirtschaftsdelegation für die FDP an einer Reise nach China teil. 2008 wird ihm vom Auswärtigen Amt auf seinen Antrag hin ein offizieller Dienstpass ausgestellt. Dieser bringt einige praktische Vorteile, wird allerdings nur ausgestellt, wenn der Inhaber im amtlichen Auftrag für Deutschland unterwegs ist oder ein »besonderes deutsches Interesse« vorliegt. Die FDP-Bundestagsfraktion liefert die notwendige Bestätigung, dass Mronz als Berater für sie tätig ist. Mronz ist fürderhin Stammkunde des »Reiseunternehmens Guidotours«, wie Journalisten in Berlin spotten. Hierbei handelt es sich um Tourismusförderung der besonderen Art. Das Unternehmen läuft zur Hochform auf, als Guido Außenminister wird. Und nicht nur Mronz ist von Anfang an dabei. Als es im Dezember 2009 abermals nach China geht, ist auch Ralf Marohn an Bord. Der Mann ist Geschäftsführer der Far Eastern (Fernost Beratungs- und Handelsgesellschaft mbH), an der Westerwelles Bruder Kai sowie der FDP-Großspender Cornelius Boersch beteiligt sind. Boersch, der ebenfalls zur Reisegruppe gehört, pflegt außerdem auch Geschäftsbeziehungen zum Eventmanager Mronz. Zur besseren Koordination der Außenwirtschaftsförderung reist zudem der Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes Jörg Arntz mit. Bevor Westerwelle den Koordinator ins Außenamt holte, war dieser für die Schweizer Firma Mountain Partners tätig – die Boersch gegründet hat. Auch ein Vorstandsmitglied des Handelskonzerns Metro geht mit auf Asienreise. Die Berliner Zeitung weist darauf hin, dass Metro wiederum einer der wichtigsten Kunden des Beratungsunternehmens TellSell Consulting ist – dort saß Westerwelle vor Amtsantritt noch im Beirat.
Als es nach Südamerika geht, ist auch Westerwelle-Freund Ralph Dommermuth an Bord. Der Internetunternehmer herrscht über das 1&1-Imperium und den E-Mail-Dienst GMX, hat auch schon für die FDP gespendet und ist ebenfalls Geschäftspartner von Micky Mronz. Als Kritik an der Zusammenstellung seiner Reisegruppen aufkommt, erklärt Westerwelle der Bild-Zeitung : »Die Wirtschaftsdelegationen werden nach rein fachlichen und sachlichen Kriterien zusammengestellt.« Und Micky Mronz fährt als Lebenspartner mit. Japan, China, Spanien, Südamerika – nach einem halben Jahr ist Mronz fast häufiger mit Westerwelle unterwegs gewesen, als Frau Steinmeier ihren Mann während der gesamten Amtszeit begleitet hat. Erst als die öffentliche Kritik nicht
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