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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Deckenhaken, schickt – um 15.52 Uhr – die letzte SMS an
     die Brasilianerin und hängt sich auf.«
    Delrio nickte: »Bis hierher war alles klar. Kommen Sie zum Linienrichter.«
    »Es ist 15.58 Uhr, 15.59 Uhr. Die Linienrichter stehen schon eine Weile bereit, um aufs Feld zurückzukehren, aber der Schiedsrichter
     ist nicht zu sehen. Adelchi sagt: ›Ich geh ihn rufen‹, und bittet Cavallo, in der Zwischenzeit auch die Mannschaften bereitzumachen.
     Er läuft durch den Kabinengang und kommt zur Umkleide des Schiedsrichters. Er klopft, doch dieser antwortet nicht. Also öffnet
     er die Tür und sieht ihn. Tot. Aufgeknüpft.«
    »Folglich war die Tür nicht abgeschlossen.«
    »Nein. Das hatte auch Adelchi ausgesagt, und niemand konnte ihn widerlegen. In Wirklichkeit war sie offen. Adelchi geht hinein,
     sieht den aufgeknüpften Schiedsrichter und auf dem Tisch einen Zettel. Ihm wird klar, daß Ferretti sich umgebracht hat, und
     nun ist erstaunlich, welche Kaltblütigkeit er unter Beweis stellt.«
    »Das muß eine seiner vielen Gaben sein«, unterbrach ihn Marco Luciani, »wie der Blick des Frosches und die Ohren des Dionysos.«
    »Wie bitte?« fragte Delrio.
    »Nichts, nichts, sagen wir, Adelchi ist gewohnt, sich schnell einen Überblick über komplexe Situationen zu verschaffen und
     in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung zu treffen. Mit einem Auge sah er den Schiedsrichter, mit dem anderen kontrollierte
     er den Korridor. Er sah, daß niemand in der Nähe war und stellte die Lauscher auf, weil er abschätzen wollte, wieviel Zeit
     ihm blieb. Entschuldige, Nicola, machst du bitte weiter?«
    |396| »Adelchi hat angesichts des Suizids sofort Angst bekommen«, fuhr Giampieri fort, »vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen,
     weil er ihn zu der Fehlentscheidung verleitet hatte. Vor allem wurde ihm jedoch klar, daß dieser Selbstmord ihm schaden konnte,
     wenn zum Beispiel der Zettel als Geständnis verstanden wurde, ein Bekenntnis der Schuld oder Bestechlichkeit, es hätte einen
     Skandal gegeben, bei dem auch er unter die Räder gekommen wäre, er, der König der Abseitsfallen und Phantomtore. Also kam
     ihm sofort die Idee, den Zettel verschwinden zu lassen, und wenn er sich damit begnügt hätte, wäre das womöglich gutgegangen.
     Aber er wollte seine Sache allzu gut machen. Adelchi war ein Ehrgeizling, und, um mit Manzoni zu sprechen: Er war ›ein Herz,
     das widerspenstig dient, weil es vom Reich träumt‹; er diente widerspenstig als Linienrichter und träumte vom Reich des Schiedsrichters.«
    Der Kommissar betrachtete ihn voll ungläubiger Bewunderung, sein Vize antwortete mit einem verschwörerischen Blick: »Soviel
     zu meiner humanistischen Bildung«, sagte er im Flüsterton.
    »Nun, vor den Journalisten schenken wir uns dieses Zitat vielleicht. Fahren Sie fort«, forderte Delrio ihn auf.
    »Adelchi dachte, wenn der Selbstmord ihm nicht zum Vorteil, sondern vielleicht gar zum Nachteil gereichen konnte, dann mochte
     sich ein Mord, oder ein vermeintlicher Mord, als um so nützlicher erweisen. Der Schiedsrichter, und er selbst, würden plötzlich
     zu den Opfern gerechnet werden, und ihm würde sich womöglich die Gelegenheit bieten, seine Talente auszuspielen: die Mächtigen
     zu erpressen und seine Ruhmsucht zu stillen. Aber wie konnte er einen Mord inszenieren? Der Linienrichter hatte nur ein paar
     Sekunden, aber er agierte geschickt, sehr geschickt: Den Brief hatte er bereits eingesteckt, dann schien es ihm ratsam, auch
     den Stift verschwinden zu lassen, aber |397| dieser muß ihm dabei heruntergefallen sein. Offensichtlich war Adelchi ein wenig nervös, ein Teil sprang unter die Trittleiste.
     Entweder entging ihm das, oder er wollte keine Zeit auf die Suche verschwenden, weil er das Teil für nebensächlich hielt.
     Dann schob er den Stuhl unter den Füßen des Schiedsrichters weg, wobei er immer genau auf Geräusche aus dem Korridor hörte,
     er verließ den Raum, schloß ab und steckte den Schlüssel ein. Dann begann er, gegen die Tür zu hämmern und zu schreien, um
     die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Als sie zu ihm stießen, sagte er: ›Ich klopfe schon die ganze Zeit, aber
     er gibt keine Antwort.‹ Mit dem Generalschlüssel des Hausmeisters öffneten sie die Tür, und der Rest ist bekannt.«
    Marco Luciani mischte sich ein: »Aber Adelchi hat einen Ball zu viel verschlagen, und das war der mit dem Handy, denn bevor
     er ging, hatte er sich instinktiv Ferrettis Handy

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