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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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stöberte in allen Winkeln herum. Merkwürdigerweise war der Fußboden blitzblank, es lagen weder
     Papierschnipsel noch Kippen herum. Luciani fand nur einige Erdspuren, doch dann entdeckte er, halb verborgen zwischen den
     beiden Latten der Fußleiste, ein Stück Metall: länglich, pfeilförmig. Er erkannte sofort, daß es sich um ein Teil von einem
     der Kugelschreiber handelte, wie er sie als Schulkind verwendet hatte. Von einem Parker Jotter, dachte er, während ihm ein
     wehmütiger Schauder über den Rücken lief. Manchmal war ihm der Stift heruntergefallen, und dann sprang dieses Teil ab, und
     es war verflixt schwer, das Ding wieder zusammenzubauen. Es hielt nicht mehr. Womöglich hatte es nichts zu bedeuten, und das
     Teil lag schon lange dort. Luciani hob es vorsichtig auf und wickelte es in ein Taschentuch, auch wenn sich darauf wohl kaum
     Fingerabdrücke nachweisen ließen. Es waren weder Staub- noch Schmutzspuren daran. Bei genauerem Hinsehen stellte er fest,
     daß es aus Silber war. Das war kein Billigschreiber, sondern ein Stift von einiger Bedeutung. Wenn er dem Schiedsrichter heruntergefallen
     war, dann mußten sich irgendwo auch die restlichen Teile finden.
    Nirgendwo war ein Abschiedsbrief zu sehen. Auch kein Handy? Luciani tastete vorsichtig das Jackett ab, das auf dem Bügel hing,
     dann warf er einen Blick in die Sporttasche. Nein, kein Handy. Komisch. Womöglich hatte er es einem Stadionwart gegeben, zusammen
     mit der Brieftasche.
    Marco Luciani schloß die Augen und versuchte alles, was er beobachtet hatte, in seinem Gedächtnis zu speichern, dann wandte
     er sich zur Tür. Der Schlüssel steckte nicht innen im Schloß. Und auch nicht außen. Als Luciani auf den |20| Korridor trat, kreuzte er den Blick Giampieris, der gerade den Gerichtsmediziner und die Leute von der Spurensicherung brachte.
     Luciani begrüßte Doktor Vassallo – ein sympathischer Glatzkopf von schmächtigem Wuchs, der seiner abscheulichen Arbeit mit
     unerklärlichem Enthusiasmus nachging –, dann die drei Kriminaltechniker, die die Gerätschaften zur Spurensicherung, zur Foto-
     und Videoaufzeichnung schleppten.
    »Guten Tag, Herr Kommissar.«
    »Guten Tag, Herr Doktor, Tag, allerseits.«
    »Besondere Hinweise?«
    »Scheint, als hätten wir es mit Suizid zu tun. Ein Mann, der sich erhängt hat. Könnte aber auch alles inszeniert sein.«
    »Verstanden. Falls es
darum
geht – wir werden uns nicht aufs Kreuz legen lassen«, erwiderte Vassallo mit leuchtenden Augen.
    Der Kommissar ließ sie vorbei und suchte sich mit seinem Vize einen stillen Winkel.
    »Nicola, hast du den Schlüssel?«
    »Nein, er war nicht da. Aber die Tür war abgeschlossen.«
    »Wie sind sie dann reingekommen?«
    »Der Hausmeister hat aufgeschlossen, mit seinem Schlüssel. Er meinte, die Tür sei zweimal abgeschlossen gewesen, ob von innen
     oder außen, das kann natürlich niemand wissen.«
    »Wenn der Schiedsrichter von innen abgeschlossen hat, dann müßte der Schlüssel dasein. Aber er ist nirgends zu sehen.«
    »Vielleicht hat er ihn verschluckt.«
    Marco Luciani liebte Giampieris Sinn für Humor, vor allem in so einer Situation, aber um nichts in der Welt hätte er ihm die
     Genugtuung verschafft, es ihm zu zeigen.
    »Wenn dem so ist, dann wird es im Autopsiebericht stehen«, |21| sagte er todernst. Sein Gegenüber wußte nicht, ob Luciani den Witz verstanden hatte.
     
    Am Ende des Korridors stand Roberto Valle, Beamter einer Anti-Hooligan-Einheit. Er hatte Schichtdienst im Stadion und stemmte
     seinen massigen Leib gegen Schaulustige, die gegen einen Sperring von Polizisten drängten. Die Polizisten waren mit Helm,
     Schild, Schlagstock und Tränengas ausgerüstet, sie waren abgespannt, gereizt, kurz vor dem Ausflippen, denn man hatte sie
     am Morgen von sechs bis zehn in enge Mannschaftswagen gepfercht, und zwar in Uniformen, die viel zu warm waren für die Jahreszeit.
     Sie hatten die Fans der Gastmannschaft eskortiert, waren beschimpft, bespuckt, mit Sprechchören und Leuchtraketen bedacht
     worden; seit Stunden auf den Beinen, waren sie nicht einmal zum Essen oder Pinkeln gekommen. Und nun sehnten sie sich nach
     einem Vorwand, einem x-beliebigen Vorwand, um loszuhetzen und alles niederzuknüppeln, was ihnen in die Quere kam. Der Kommissar
     trat an Valle heran, der einige Zentimeter kleiner war, aber mit seiner im Kraftraum aufgepeppten Muskulatur das Doppelte
     wog. Ob alles in Ordnung sei, fragte er, der andere nickte. Im Augenblick

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