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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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einen erfolgreichen Kaufmann aus Kingston erkannte, kam ebenfalls dazu, und außerdem ein paar Seeleute.
    „Ich hoffe, er genießt seine Henkersmahlzeit!“, sagte einer der Seeleute lachend.
    „Stimmt es, dass er einem englischen Marineoffizier die Kehle durchgeschnitten hat?“, fragte eine der Damen atemlos. „Und seine Kajüte mit dessen Blut bestrichen?“
    „Das ist eine alte Piratentradition“, erwiderte der Seemann grinsend.
    Bei dieser absurden Behauptung verzog Clive das Gesicht.
    „Hängen sie hier viele Piraten auf?“, fragte die Schönheit weiter.
    Clive wandte sich ab. Diese Hinrichtung wird wie ein Zirkus werden, dachte er.
    Und die eigentliche Ironie bei alldem lag darin, dass Rodney Carre einer der am wenigsten gefährlichen und erfolglosesten Vagabunden auf dem Meer war. Er sollte bloß deshalb hängen, weil Gouverneur Wood sich entschlossen hatte, um jeden Preis ein Exempel zu statuieren. Verglichen mit den Verbrechen der gnadenlosen kubanischen Seeräuber, die jetzt in der Karibik ihr Unwesen trieben, waren seine Vergehen nicht der Rede wert, aber Carre war derjenige gewesen, der sich hatte einfangen lassen.
    Clive kannte ihn, wenn auch nicht sehr gut. Gelegentlich kam Carre nach Kingston, um sein Schiff zu überholen oder seine Waren auszuladen, und Clives Haus auf der Insel, Windsong, lag am nordwestlichen Ende der Harbor Street. In den letzten Jahren hatten sie kaum ein Dutzend Worte miteinander gesprochen und einander nur im Vorbeigehen einen Gruß zugenickt. Er hatte keinen Grund, Carres Schicksal zu bedauern.
    „Und die Tochter des Piraten?“, fragte eine der Damen aufgeregt. „Werden sie sie auch aufhängen?“
    „ La Sauvage ?“ Das war der Gentleman. „Sie wurde nicht gefangen. Und außerdem glaube ich nicht, dass irgendjemand auf der Insel ihr ein Verbrechen vorwerfen würde.“
    Jetzt verstand Clive, warum er sich so beunruhigt fühlte. Carre hinterließ eine Tochter. Sie war zu jung, um wegen Piraterie angeklagt zu werden, auch wenn sie mit ihrem Vater gesegelt war.
    Das ist nicht meine Angelegenheit, dachte er finster, während er sich King’s House zuwandte. Doch jetzt erinnerte er sich lebhaft an sie, denn gelegentlich hatte er sie gesehen, wenn sie auf den Wellen ritt wie ein Delfin, mit nichts als einem Chemisier bekleidet, oder wenn sie kühn am Bug ihres Kanus stand, ohne sich um Wind und Wellen zu kümmern. Sie waren einander nie offiziell vorgestellt worden, aber wie alle anderen auf der Insel erkannte er sie sofort. Sie schien ein sorgloses Leben am Strand und in den Straßen zu führen und war unmöglich zu verkennen mit ihrem langen, zerzausten, mondhellen Haar. Wild und frei war sie, und er hatte ihren übermütigen Freiheitsdrang stets bewundert.
    Voller Unbehagen schob er seine Gedanken beiseite. Morgen, wenn Carre gehängt wurde, würde er sich nicht einmal in Spanish Town aufhalten. Stattdessen begann er sich zu fragen, was Woods wohl von ihm wollte. Sie waren Freunde – gelegentlich hatten sie in Sachen der Inselpolitik zusammen gearbeitet und sogar bei der Gesetzgebung. Seit Woods im Amt war, hatte Clive zweimal Aufträge von ihm entgegengenommen und erfolgreich zwei ausländische Briganten gekapert. Woods war ein energischer Politiker und Gouverneur, und Clive respektierte ihn. Bei ein oder zwei Gelegenheiten hatten sie auch gemeinsam gezecht – Woods hatte eine Schwäche für weibliche Gesellschaft, wenn seine eigene Gattin gerade nicht in der Stadt weilte.
    Zwei britische Soldaten sprangen zu den großen Türen des Gouverneurssitzes, als er an den sechs ionischen Säulen vorüberging, die den Ziergiebel mit dem prächtigen Wappen des Empire stützten. Seine von Gold und Rubinen glitzernden Sporen klirrten. „Captain de Warenne, Sir“, sagte einer der Soldaten.„Gouverneur Woods sagte, Sie sollen sofort hineingehen.“
    Clive nickte ihm zu und betrat die weitläufige Eingangshalle mit dem Kristallkronleuchter. Während er auf dem gewachsten Parkettboden in dem runden Foyer stand, konnte er einen Blick in einen formellen Salon mit rotem Samt und Brokat erhaschen.
    Thomas Woods stand hinter seinem Schreibtisch auf und lächelte bei Clives Anblick. „Clive! Komm herein, mein Guter, komm herein!“
    Clive betrat den Salon und schüttelte Woods die Hand. Der Gouverneur war ein sehniger, gut aussehender Mann in den Dreißigern und trug einen dunklen Schnurrbart. „Guten Tag, Thomas. Wie ich sehe, wird die Hinrichtung wie geplant stattfinden.“ Die

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