Freiheit für Cyador
Aber was soll mit dem Hauptmann geschehen?«
»Er scheint gewisse Fähigkeiten entwickelt zu haben … im Vorausahnen oder Vermeiden von bestimmten Chaos-Dingen. Ihn in Jakaafra zu beseitigen würde unser Tun ziemlich offensichtlich werden lassen. Und wenn der Erste Magier den Wald erst einmal erfolgreich eingeschläfert hat, wird jedes Vorgehen gegen den Hauptmann nur noch offensichtlicher werden.« Kharl lächelt. »Wäre ich ein hoher Lanzenkämpferoffizier, würde ich den Mann zum Oberst befördern und ihn dorthin versetzen, wo schärfere … Konflikte herrschen.«
Luss schüttelt den Kopf. »Eine vierte Runde? Für den Sohn des Vierten Magiers? Das würde Rynst auffallen, noch bevor der Hauptmann Assyadt erreicht hat, und dann wird der Major-Kommandant erst richtig anfangen zu schnüffeln. Ich denke da eher an so etwas wie einen Hafenposten, vielleicht in Biehl. Nur für kurze Zeit, so lange, bis der Fall vergessen ist. Dieser Lorn könnte ja dort auf gewisse … Schwierigkeiten stoßen …« Luss lächelt. »Und dann, wenn es notwendig werden sollte, geben wir ihm hinterher noch einen Posten in Assyadt, nach einer weiteren Beförderung, versteht sich, sodass er völlig außer Übung ist und nicht mehr … an den Nahkampf gewöhnt ist. Wenn wir ihn jetzt versetzen, bevor sein Dienst in Jakaafra regulär zu Ende geht … wird er auch nicht lange in Cyad bleiben.«
»Besser ist, er verbringt jetzt eine kurze Zeit in Cyad als später viel Zeit«, stimmt Kharl zu. »Ich halte es ohnehin für klüger, dass er sich nicht in der Nähe des Verwunschenen Waldes aufhält, wenn die Schlafbarriere des Ersten Magiers aufgebaut wird.«
Beide Männer nicken zustimmend.
»Sollte er noch mehr Zwischenfälle überleben, dann muss er nach Cyad, als Berater des Major-Kommandanten … dann, wenn der Zeitpunkt am geeignetsten erscheint«, schlägt Kharl vor.
»Nach einigen weiteren Vorfällen?«
»Ihr sagt es.«
In stillem Einvernehmen wenden sich die zwei vom Hafen und von den gestreiften Markisen ab, deren Rückkehr den Frühling in Cyad eingeleitet hat.
LIV
L orn sitzt am Schreibtisch und starrt auf den Federhalter, dann zum offenen Fenster hinaus. Die niedrigen Wolken versprechen Regen, der jedoch noch nicht angefangen hat. Die Zweite Kompanie ist gerade von einer Patrouille zurückgekommen, auf der es jedoch nur Schösslinge zu bekämpfen gab. Lorn muss nun den Patrouillenbericht und eine Zusammenfassung schreiben und entscheiden, ob er noch einmal Ersatzlanzenkämpfer anfordern soll – und er wird weiter darauf warten, wie Kommandant Meylyd auf Marans Verschwinden reagieren wird.
Schließlich greift Lorn zur Feder und schreibt die Einzelheiten der letzten Patrouille nieder. Er hat kaum drei Zeilen verfasst, da steckt Kusyl den Kopf zur Tür herein.
»Ja?«
»Ser! Es ist ein Feuerwagen gekommen – mit Kommandant Meylyd. Er ist schon auf dem Weg hierher.«
Lorn bemerkt, dass ein grimmiges Lächeln auf seinen Lippen liegt. »Vielleicht überbringt er uns endlich die Nachricht von neuen Lanzenkämpfern.«
»Ser?«
Lorn schüttelt den Kopf und steht schleunigst auf.
Als Stimmen im vorderen Arbeitszimmer ertönen, tritt Kusyl zurück und hält die Tür für den Kommandanten auf, dem ein kleinerer Offizier folgt, ein Oberst. Der Truppenführer schließt die Tür leise, aber fest hinter sich.
Meylyd setzt sich nicht, sondern richtet das Wort sofort an Lorn. »Hauptmann … ich bin sicher, Ihr wisst, warum ich hier bin. Das ist Oberst Hybyl. Er ist Major Marans Stellvertreter.«
Hinter den zwei Offizieren öffnet Kusyl noch einmal die Tür und stellt einen zweiten Stuhl herein.
»Tut mir Leid, das weiß ich nicht.« Lorn sieht den Kommandanten höflich und etwas verwirrt an. »Ich muss zugeben, ich weiß wirklich nicht, warum Ihr hier seid. Vermutlich aufgrund meiner vielen Gesuche um Ersatzlanzenkämpfer.«
»Ihr wisst es nicht?« Nun ist Meylyd an der Reihe mit dem ratlosen Gesichtsausdruck. »Major Maran hatte angedeutet, dass er nicht sehr zufrieden mit Euch wäre, bevor er abreiste. Und Ihr wollt vorgeben, dass Ihr nichts davon wisst? Wo er sofort nach dem Treffen mit Euch verschwand? Nach einem Treffen außerhalb der Kaserne, bei dem zufällig niemand außer ihm und Euch zugegen war?«
»Nein, Ser. Ich weiß wohl, dass der Major unzufrieden mit mir war. Wir ritten zusammen aus, damit niemand hören konnte, was er mir zu sagen hatte. Dabei teilte er mir mit, dass Ihr zwar mit meinen Erfolgen bei der
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