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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Hauptmann Lorn, ich muss Euch noch einmal sagen, dass Kommandant Meylyd sehr erfreut sein wird, von Euren Erfolgen zu hören, die Ihr bei der Zurückdrängung des Verwunschenen Waldes mit herkömmlichen Mitteln erringen werdet. Er erwartet mit Freude Eure kommenden Erfolgsberichte.« Marans Lächeln und die blauen Augen strahlen weiterhin Wärme aus.
    »So wie wir auch«, erwidert Lorn und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: »Werdet Ihr die Nacht in Jakaafra verbringen?«
    »Leider nein, die Pflicht ruft. Ich werde mit dem Feuerwagen der Ingenieure nach Westend zurückkehren, sodass ich morgen Kommandant Meylyd aufsuchen kann.« Maran lächelt ein letztes Mal. »Ich schätze Eure Sorge um mein Wohlergehen, seid versichert, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht.«
    Lorn verbeugt sich. »Eine erfolgreiche Reise, Major.«
    »Sie ist bereits jetzt sehr erfolgreich, Hauptmann Lorn.« Der Major erwidert die Verbeugung, bevor er sich zum Gehen wendet.

 
XXX
     
    S er?« Lorn blickt auf von den Papieren auf seinem Schreibtisch, die übersät sind mit Linien, Winkeln und Entfernungsangaben … und den großen Umrissen eines umgestürzten Baumes … sowie einer doppelten Linie, die die nordöstliche Sperrenmauer darstellt.
    »Ja, Kusyl?«
    »Die Ersatzlanzenkämpfer sind gerade angekommen, Ser. Einer von ihnen möchte Euch sprechen, Ser.«
    »Er soll hereinkommen.«
    »Ja, Ser.«
    Ein großer, breitschultriger Lanzenkämpfer mit dem Abzeichen des Untertruppenführers auf dem Ärmel betritt das Arbeitszimmer. »Truppenführer Shynt, Ser. Melde mich zum Dienst, Ser, als Untertruppenführer der Zweiten Kompanie.« Der dunkelhäutige, schwarzhaarige Shynt stößt die Worte hervor, als käme sein neuer Posten einem Todesurteil oder einer Exilandrohung gleich. Die Baritonstimme klingt düster und gefühllos.
    »Schließ die Tür und setz dich, Shynt.« Lorn zeigt auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, legt die Papiere auf einen Stapel und steckt die Feder zurück in den Halter.
    »Ja, Ser.«
    Shynt sitzt Lorn mit durchgestrecktem Rücken auf dem einfachen Holzstuhl gegenüber.
    »Nur die Schwarzen Engel wissen, was man dir über die Zweite Kompanie erzählt hat, Shynt.« Lorn spricht in freundlichem Ton mit dem neuen Untertruppenführer. »Willst du mir davon erzählen oder soll ich raten?«
    »Ser … man hat mir gar nichts erzählt.« Shynts Stimme klingt immer noch finster.
    Lorn überhört die Lüge und neigt den Kopf zur Seite. »Du bist ein sehr guter Truppenführer und magst keine unfähigen Hauptmänner, stimmt’s? Es gelingt dir nur mäßig, das zu verbergen. Als hier ein neuer Truppenführer gesucht wurde, hat man dich ausgewählt.«
    »Ser?« Zum ersten Mal verliert Shynts Stimme die spröde Schärfe.
    »Man hat dich zweifellos wissen lassen – und wenn nicht, dann wird irgendjemand sicherlich bald dafür sorgen –, dass ich es fertig gebracht habe, den erfahrensten Truppenführer aller Waldpatrouillenkompanien durch einen dummen Fehler zu verlieren, der noch dazu vermeidbar gewesen wäre. Du hast bestimmt auch ›zufällig‹ davon erfahren, dass an der nordöstlichen Mauer mehr Waldausbrüche als sonst irgendwo an der Sperrenmauer gezählt werden und dass Kommandant Meylyd und andere darüber wie auch über die Zweite Kompanie höchst besorgt sind. Schließlich hat dir mit Sicherheit jemand gesagt, natürlich in die passenden Worte gekleidet, dass nur du die Dinge wieder ins Lot bringen könntest; die Entscheidung, hierher zu gehen, wurde jedoch allein dir überlassen.«
    Shynt bleibt steif auf dem Stuhl sitzen, als wagte er nicht, sich zu rühren oder gar die Stimme zu erheben.
    »Du hast wahrscheinlich auch gerade den unfähigsten Haufen von Ersatzlanzenkämpfern begleitet, den du jemals gesehen hast, und herausgefunden, dass selbst mit ihnen die Kompanie nur zu drei Vierteln wieder aufgestockt ist.«
    Als Lorn seine Rede unterbricht, kommt nur Schweigen als Antwort.
    »Und jetzt weißt du nicht, was du sagen sollst.« Lorn lacht nachsichtig, aber Shynt regt sich nicht. »Das kommt, weil dir das meiste oder sogar alles, was ich gerade gesagt habe, wahr erscheint und weil du weißt, dass du nicht überzeugend lügen kannst, weshalb du auch für diesen unmöglichen Dienstposten ausgesucht wurdest.« Lorn hält inne. »Nur dass er nicht unmöglich ist. Lediglich Major Maran hält ihn für unmöglich, weil er meint, Geheimnisse und Ausflüchte wären stärker als die Wahrheit.« Lorns bernsteinfarbene Augen weichen

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