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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Stallbursche eilt davon.
    Lorn sieht sich im Stall um, während Suforis den Wallach sattelt. Wie immer ist das Gebäude sauber gefegt, nicht eine Spinnwebe oder ein Staubkörnchen ist irgendwo zu entdecken, und das Holz der Stände schimmert im trüben Lampenlicht.
    Suforis kehrt mit dem Wallach an der Hand zurück und blickt den Lanzenkämpferhauptmann verlegen an, als er ihm die Zügel übergibt. »Ich habe jetzt eigentlich Feierabend, Ser, aber wenn Ihr nicht lange bleibt …«
    »Gefällt es dir, verheiratet zu sein?«
    Suforis wird rot. »Äh … ja, Ser. Sehr sogar, Ser.«
    »Schön für dich.« Lorn lacht warm und freundlich. »Ich werde nicht lange ausbleiben und kann den Wallach hinterher selber striegeln und einstellen; ich möchte nicht, dass deine Gemahlin warten muss.« Lorn schiebt die Feuerlanze in die Halterung.
    »Ich kann auch warten, Ser.«
    »Geh ruhig.« Lorn lächelt und führt den Wallach durch die Stalltür hinaus in den Nebel. »Du hast schon genug getan für heute.«
    Draußen im dichten Nebel steigt Lorn aufs Pferd und reitet auf die offenen Tore zu. Das Klicken der Hufe auf dem Granit dröhnt unnatürlich laut, verstärkt durch den Nebel und die Feuchtigkeit.
    »Ser?«, fragt der Torwächter, als Lorn im Lampenschein den Wallach zügelt. »Ihr reitet noch aus?«
    »Ich bleibe nicht lange. Ich brauche nur einen ruhigen Ausritt, um nachzudenken.«
    »Aah … natürlich, Ser.«
    Lorn nickt und führt den Wallach hinaus in die neblige Dunkelheit jenseits der Mauern. Er hofft, dass Nebel, Nacht und die Nähe zur Sperrenmauer die betreffenden Personen daran hindern werden, sein Tun mit einem Chaos-Glas zu beobachten. Das Murmeln der Wachen dringt durch den Nebel, als Lorn mit seinem Pferd auf die Sperrenmauer zusteuert.
    »… muss wohl viel nachdenken …«
    »… tun alle … der Offiziersgrad ist noch keine Garantie fürs Paradies …«
    »… wir beide kommen wahrscheinlich nicht dorthin, Myttr …«
    »… von ihnen auch nicht alle …«
    Ein Lächeln erscheint auf Lorns Lippen und verschwindet ungesehen, als er die Wegkreuzung in Richtung Sperrenmauer überquert. Zu seiner Linken muss das Granitbauwerk stehen, das den nördlichen Chaos-Turm beherbergt, das Gebäude liegt jedoch außerhalb der Sichtweite. Als er die Sperrenmauer erreicht, reitet er etwa eine Meile daran entlang, bevor er den Wallach herumnimmt, sodass Pferd und Reiter auf das Gemäuer blicken. Zwischen zwei Sperrenkristallen bleibt er stehen.
    Eine Weile studiert Lorn die Weiße der Granitmauer, die Dunkelheit, die dahinter aufragt, und das Chaos-Netz, das von den Kristallsperren aufrecht erhalten wird. Unter den verschiedenen Gerüchen der Dunkelheit entdeckt Lorn auch den Duft von Erhenblumen. Stammen diese Pflanzen ursprünglich aus dem Verwunschenen Wald?
    Lorn zieht den brystanischen Säbel und konzentriert sich auf das flackernde Chaos-Netz, dann packt er den Chaos-Fluss mit seinen Sinnen und schiebt ihn beiseite, um noch einmal das kleine Fenster zu dem übermächtigen Geflecht aus Ordnung und Chaos zu öffnen, das ihn hinter dem weißen Granit der Sperrenmauer erwartet.
    Diesmal jedoch … obwohl sich eine schmale Öffnung bereits aufgetan hat … greift diese Macht den Lanzenkämpferhauptmann nicht sofort an, weder Chaos noch Schwarze Ordnung regt sich.
    Lorn wartet, der brystanische Säbel mit dem Kern aus Schwarzem Eisen liegt ruhig in seiner rechten Hand, Augen und Sinne sind auf den Verwunschenen Wald gerichtet.
    Plötzlich taucht ein Bild auf, es zeigt rotweiße Chaos-Fontänen, dunkle Ordnungs-Säulen und verschiedenartige tiefe Teiche, angefüllt mit tiefgrauer Ordnung. Ranken aus goldweißem Chaos schlingen sich um die dunklen Ordnungs-Säulen. Das Bild vor Lorns innerem Auge verschwindet, doch es folgt ein zweites – ein Bild, das er schon mehr als einmal geträumt hat.
    Weiße Feuermesser bohren sich in die Erde und heben tiefe Gräben aus, die das Land durchziehen. Aus diesen Gräben erheben sich weiße Mauern, Mauern, die sich in Lorns Fleisch brennen, sollte er sich ihnen auch nur annähern. Hinter den Gräben lodert Feuer, ein endloses Feuer, das Land und Bäume in Asche verwandelt. Flüsse werden aus ihren Flussbetten vertrieben, Hügel von Messern aus gebündeltem Chaos eingeebnet.
    Als die Bilder sich verflüchtigt haben, sitzt Lorn trotz der feuchten Kälte schweißgebadet auf dem Pferd.
    Ein winziger Strahl aus Chaos-Ordnung schießt plötzlich aus der kleinen Öffnung, die Lorn geschaffen hat.

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