Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
an das Beichtgeheimnis gebunden fühlten.
Der Ankläger des Königs nutzte den Prozess zu einer Philippika gegen die Jesuiten, denen er vorwarf, mit Kronen zu spielen und Könige zu erheben oder zu stürzen. Zur Aufklärung der wahren Hintergründe des Komplotts trug der Prozess wenig bei. Das Urteil gegen die Verschwörer stand bereits vor Prozessbeginn fest: Todesstrafe wegen Hochverrats. Die vorgeschriebene Todesart war abschreckend grausam: Der Delinquent wurde gehängt und noch lebend vom Strick abgeschnitten. Seine Geschlechtsteile wurden abgeschnitten und vor seinen Augen verbrannt. Der Henker riss ihm dann die Eingeweide heraus und schnitt ihm das Herz aus der
Brust. Anschließend wurde seine Leiche zerstückelt, der Kopf auf eine Stange gespießt zur Schau gestellt und die Überreste der Leiche den Vögeln zum Fraß überlassen. Am 30 . und 31 .Januar 1606 wurden die Urteile vollstreckt.
Der Schauprozess gegen Pater Garnet, den obersten Jesuiten Englands, fand erst nach dem Tod der Verschwörer statt. Das Gericht (das keineswegs unabhängig, sondern dem König direkt unterstellt war) erkannte auf Hochverrat und befahl die Hinrichtung des Angeklagten, die am 3 .Mai 1606 vollstreckt wurde.
Die Weigerung der Regierung, die Vorgänge aufzuklären, und die schnelle Hinrichtung der Verschwörer erregten den Verdacht, dass die Regierung bei der Verschwörung ihre Finger im Spiel hatte. Hatte sie die Aufdeckung der Verschwörung bewusst dramatisch gestaltet? Der Mitverschwörer Tresham war zwar angeblich im Tower gestorben, Gerüchte besagten aber, man habe ihn heimlich freigelassen, weil er in Wahrheit ein Spitzel der Regierung war. Oder hatte man ihn als Mitwisser vergiftet? Hatte Robert Cecil eventuell die Verschwörung selbst initiiert, um die Katholiken noch schärfer unterdrücken zu können?
Das Ansehen des Königs und seiner Regierung nahm durch die seltsame Prozessführung gegen die Verschwörer deutlichen Schaden.
Das bestätigt auch Machiavelli:
»Dem Fürsten kann nichts Übleres als eine Verschwörung zustoßen, denn sie kostet ihn entweder das Leben oder beschädigt seinen Ruf. Eine gelungene Verschwörung bringt ihn um. Deckt er die Verschwörung auf und lässt die Verschwörer hinrichten, so glauben die Menschen, er habe die Verschwörung nur erfunden, um seinen Gegnern zu schaden.«
Das Parlament verschärfte 1605 die Katholikengesetze in der Folge des Attentatsversuchs noch weiter. Katholiken durften in England keine Waffen tragen, keine akademischen Titel erwerben und hatten kein Wahlrecht. Der 5 .November wurde zum gesetzlichen
Freudentag ernannt. Bis heute wird er als Guy-Fawkes-Day mit einem Feuerwerk gefeiert. Kinder bereiten Lumpenpuppen – Guys – vor, die am 5 .November stellvertretend für Guy Fawkes verbrannt werden.
Während die Katholiken in England eine verschwindend kleine Minderheit darstellten, bildeten sie in Irland, das ebenfalls zu England gehörte, die Mehrheit. Die Katholikengesetze trugen maßgeblich zu den endlosen Wellen irischer Aufstände bei, weil sie die Mehrheit der Iren aller Bürgerrechte beraubten. Die wütenden Gegensätze in Nordirland sind nicht zuletzt eine Folge der jahrhundertelangen Entrechtung der Katholiken, die erst 1829 aufgehoben wurde. Bis ins zwanzigste Jahrhundert, ja bis in die Gegenwart hinein, bildete die irrationale Ablehnung des
Papismus
eine Konstante des anglikanischen Selbstverständnisses. Die Verschwörer um Catesby hätten ihrer Sache also keinen schlechteren Dienst erweisen können. Eine historische Fußnote: Das Pulver war nicht mehr zündfähig, als man es fand. Es hatte sich durch die lange Lagerung bereits entmischt.
Die Illuminaten oder das unsichtbare Böse
Die Geschichte der Illuminaten beginnt 1776 mit der Gründung des so genannten Illuminatenordens im deutschen Ingolstadt. Er war als Geheimgesellschaft konzipiert, hatte zunächst beträchtlichen Erfolg, begann aber nach inneren Querelen zu zerfallen, noch bevor die bayerische Landesregierung ihn 1785 verbot. Ihr Gründer war der Professor für Kirchenrecht Adam Weishaupt. Er wurde 1748 in Ingolstadt geboren und dort an einem Jesuitengymnasium ausgebildet. Das war zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich, denn die Jesuiten führten einen beträchtlichen Teil der höheren Schulen in Europa. Aus dieser Zeit behielt Weishaupt eine starke Abneigung gegen die Inhalte der jesuitischen Ausbildung, aber eine Bewunderung für die effektive Organisation des
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