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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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bestärkt durch das Publikum, fort, „hat es auf der ganzen Welt keine größeren kriegerischen Auseinandersetzungen mehr gegeben. Wir haben das Goldene Zeitalter der Menschheit erreicht. Und warum? Natürlich ist euch die Antwort bekannt. Weil nämlich unsere Schwestern in Europa und Asien und Amerika aus unserem Beispiel gelernt haben. Auch sie haben das Joch der Sklaverei abgeworfen. Auch sie haben ihre Männer vertrieben.“
    Schallendes Händeklatschen. Langer Beifall. Die Premierministerin unternahm keinen Versuch, ihn zu unterbinden. Sie schien zufrieden mit dem Applaus zu sein und wartete, bis er wieder abgeebbt war.
    „Wie dem aber auch sei – darf ich für einen Moment aus der Rolle fallen? Darf ich mein hohes Amt vergessen und als Frau sprechen?“
    Zwischenrufe: „Ja! Ja, sag es uns, Curie. Erzähl, was du erzählen willst.“
    „Dann will ich ehrlich sein. Ich bin der Meinung, daß unsere Ahninnen, diese mutigen Frauen, die die Grundlagen der Freiheit gelegt haben, sich selber untreu gewesen sind. Sie haben sich verraten, und deshalb haben sie im Endeffekt auch uns verraten. Sie haben sich verraten, meine Schwestern, und zwar wegen ihrer eigenen Schwäche. Sie hätten die Männer nicht vertreiben sollen.“
    Die Zuhörerschaft verharrte schweigend. Es schien, als wären sie äußerst überrascht.
    „Ich wiederhole: Sie hätten die überlebenden Männer nicht vertreiben sollen. Es war ein großer Fehler, für den wir teuer bezahlt haben. Er hat uns gezwungen, eine Frauenelite heranzuziehen, die darauf vorbereitet sein muß, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und undenkbare Risiken auf sich zu nehmen – für die Sicherheit des Staates. Nein, meine Freundinnen und Schwestern, unsere geschätzten Vorfahrinnen hätten die Männer nicht vertreiben dürfen. Sie hätten sie bis auf den letzten Mann vernichten müssen.“
    Hysterischer Beifall. Die Premierministerin genoß es, für einige Minuten nicht fortfahren zu können. Aber schließlich konnte sie ihre Rede dann doch weiterführen.
    „Wir sind hier und heute alle Zeuginnen dieses Fehlers. Die Regressiven im schottischen Hochland – es freut mich feststellen zu können, daß nur noch wenige in Wales leben – versuchen verzweifelt, ihre Anzahl zu vergrößern. Gelegentlich gelingt es ihnen, unsere verwundbareren Kleinansiedlungen, unsere Ausbildungsstätten, unsere Schulen zu überfallen. Sie benötigen Frauen, und zwar dringend – und zu welchem ekelerregenden Zweck sie Frauen benötigen, muß ich euch wohl nicht sagen. Die Frage ist: Warum wollen diese Regressiven ihre Anzahl erhöhen? Darauf gibt es nur eine Antwort. Sie wollen ihre Niederlage nicht als endgültig hinnehmen. Sie sind dumm genug, auf eine Zeit zu warten, eine Zeit zu erhoffen, in der der Mann wieder der Herr ist, in der die Frau wieder zum Sexualobjekt herabgewürdigt wird, zur Brutmaschine, die geknebelte Kreatur. Wollen wir diese dunkeln Zeiten jemals wieder erstehen lassen?“
    Schreie: „Nein! Nein! Nie wieder. Die Schweine müssen sterben.“
    „Ja“, fuhr Curie Milford fort, „das ist eine klare Botschaft. Die Schweine müssen sterben. Die Natur, die Evolution, hat ihnen ihre Chance gegeben. Sie waren der Aufgabe nicht gewachsen. Sie haben Frauen wie Tiere behandelt. Sie haben Zivilisationen erschaffen, die durch das Schwert erblüht und durch das Schwert untergegangen sind. Sie predigten die Gewalt, ihre Stärke fußte auf Sklaverei. Aber schließlich und endlich ist ihnen nur eines gelungen: ihre biologischen Waffen gegen sich selbst zu richten. Männer haben die mikrobiologische Kriegführung erschaffen. Es waren die Männer, die im einundzwanzigsten Jahrhundert, als eine Art Verzweiflungsakt, den Ausbruch des Schwarzen Tods verursacht haben. Es war vielleicht eine höhere Gerechtigkeit, die bewirkte, daß mehr männliche als weibliche Kinder an der Pest zugrunde gingen. Aber es gibt vielleicht auch eine andere Erklärung. Könnte es nicht sein, meine Schwestern, daß wir stärker sind als sie? Könnte es nicht sein, daß wir zum Überleben besser ausgerüstet sind?“
    Die Frauen in der Lichthalle begannen, in die Hände zu klatschen, auf dem Fußboden herumzustampfen und zu schreien. „Wir waren die Stärkeren! Wir sind die Stärkeren! Die Schweine sind Schwächlinge! Wir haben die Welt geerbt! Keine Männer mehr! Keine Männer mehr! Keine Männer mehr!“
    Curie Milford ließ die Sprechchöre lauter werden, bis es den Anschein hatte, die große Kuppel könne durch

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