Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
leid, Steve. Ich habe gar nicht gemerkt, dass du noch da bist.« Ich wedelte mit der Hand von einem zum anderen: »Steve, das ist Brian Davis. Brian, das ist Steve Taylor.« Sie schüttelten sich die Hände und sahen einander abschätzend an.
Ich lehnte mich in Brians Arme. »Steve ist ein alter Freund der Familie.«
»Nett, dich kennenzulernen, Steve. Ich hab schon viel von dir gehört.« Brian grinste von einem Ohr zum anderen.
»Tut mir leid, aber das kann ich von dir nicht sagen«, erwiderte Steve. Er sah überhaupt nicht aus, als würde es ihm leidtun. Vielmehr sah er richtig wütend aus. »Wenn ihr mich bitte entschuldigt, ich muss die Kerzenleuchter aus dem Kirchenraum holen.«
Er ging davon und ich umarmte Brian. »Du bist schrecklich, aber trotzdem danke.« Über seine Schulter hinweg sah ich, dass Mutter uns mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. »Oh, oh«, murmelte ich. »Mutter hat unsere kleine Theatervorstellung genau verfolgt und offensichtlich einen falschen Eindruck gewonnen.«
»Na, Lucy, da wirst du einiges zu erklären haben«, antwortete er mit seiner besten Dezi-Arnaz-Stimme.
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Eigentlich solltest du das übernehmen. Du bist an allem schuld. Du wolltest ja unbedingt herkommen und Steve eifersüchtig machen.«
»Hey, du weißt ganz genau, dass du das von Anfang bis Ende genossen hast.« Er schenkte mir ein engelsgleiches Lächeln. »Was kann ich dafür, wenn deine Mutter über jeden Mann spekuliert, der mit dir redet.«
»Ich weiß.« Ich seufzte. »Lass uns gehen. Ich kümmere mich später um sie.« Ich legte Brian den Arm um die Hüften und drückte ihn voller Zuneigung, als wir zur Tür hinausgingen.
2
»Aufwachen, Dornröschen«, sang Brian und rüttelte mich sanft an der Schulter. »Wir sind zu Hause.« Ich war tief in Gedanken versunken, nachdem ich ihm von dem Teil des Abends erzählt hatte, den er verpasst hatte.
Ich schüttelte den Kopf, um die Gespinste zu vertreiben. »Ich hab nicht geschlafen, nur nachgedacht.«
Er streckte die Hand aus und kicherte. »Gib mir deinen Schlüssel. Ich bin der Meinung, dass du beim Denken keinerlei Maschinen bedienen solltest.«
Mit dem finstersten Blick, den ich zustande brachte, reichte ich ihm wortlos meinen Schlüssel und folgte ihm. Er öffnete und hielt mir die Tür auf. Kaum war ich im Haus, wurde ich von meinem schwarzen Labrador-Retriever Michelangelo begrüßt. Er wedelte in Rekordgeschwindigkeit mit dem Schwanz, als ich mich zu ihm herunterbeugte und ihn hinter den Ohren kraulte. »Na, wie geht’s meinem großen Jungen?« Michelangelo kläffte einmal kurz, machte kehrt und trottete zum Sofa.
»Es geht doch nichts über die bedingungslose Liebe eines Hundes! Da fühlt man sich sofort besser«, meinte ich zu Brian gewandt. Ich warf meine Handtasche auf die Theke, die den Küchenbereich vom Wohnzimmer trennte.
»Tja, ich hab da was, das fast genauso gut ist.« Er packte meine Hand und zog mich hinter sich her.
»Und das wäre?«, fragte ich misstrauisch.
Er zog mich einfach weiter. »Komm her und sieh es dir selbst an.«
Auf dem Sofatisch prangte der farbenprächtigste Blumenstrauß, den ich je gesehen hatte, und mittendrin steckten eine große Tüte mit Erdnussbuttertörtchen und
Ein Hauch von Nerz
auf DVD. Lachend drehte ich mich zu Brian um, der breit grinsend dastand.
»Ich dachte mir, dass du ein bisschen Cary und Schokolade brauchen könntest – als Gegenmittel zu der Überdosis Familie, die du heute Abend abbekommen hast.« Dabei schnappte er sich die DVD und schwenkte sie vor meinen Augen hin und her.
Ich lachte und riss sie ihm aus den Händen. »Du kennst mich viel zu gut. Gerade heute Abend habe ich zu Anne gesagt, dass ich nichts aushalten musste, was nicht genau damit kuriert werden könnte. Danke, dass du mir so ein guter Freund bist, Brian.«
Er zuckte nur mit den Schultern. »Du würdest für mich das Gleiche tun.« Er zeigte in Richtung Schlafzimmer. »Zieh dir was anderes an und dann sind wir für eine Weile mal wieder richtig schön romantisch. Oder bist du zu müde?«
»Machst du Witze?« Ich hüpfte schon auf einem Bein zur Schlafzimmertür und versuchte dabei, mir einen Schuh auszuziehen. »Ich werde mir doch keine Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, Cary zu gucken. Gib mir fünf Minuten.«
Im Laufe der vergangenen beiden Wochen hatte ich für Anne eine Besorgung nach der anderen gemacht und währenddessen hatte sich mein Schlafzimmer in ein
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