Freizeichen
diese r seltene n Küsse , be i denen du dich bereits, während er geschieht, drauf freust, deiner besten Freundi n davo n z u erzählen.
Au f de m We g nac h Haus e s t öhnte und seufzte ich ohne Unterbrechun g leis e vo r mic h hin . Ungelogen.
«Falsche s Schuhwer k i n junge n Jahren»
Ic h glaub e nicht , das s ic h heut e Nach t insgesam t länge r als ein e Dreiviertelstund e geschlafe n habe . Abe r ic h seh e a n diesem Morge n trotzde m her v orragen d aus , da s mus s ic h so unbescheide n sagen . Rosig , strahlend , jung . N a ja , verlieb t eben.
Gege n dre i Uh r morgen s wa r mi r eingefallen , das s Mon a mir doc h ein e SM S schicke n wollte . Ic h schaut e nach , musst e aber feststellen , das s de r Akk u meine s Handy s leer war. Dunkel und erlosche n la g e s i n meine r Handtasche . Ic h wa r überrascht , dass ic h mic h erleichter t fühlte . Ic h wollt e ga r nich t wissen , was Mon a mi r gerate n hätte . Ic h wollt e auc h ga r nich t wissen , wann sic h mei n Be n melde n würde . Ic h wa r nich t meh r erreichbar . Ein Zustand , de n ic h noc h wenig e Stunde n zuvo r unerträglich gefunde n hätte . Jetz t fühlt e ic h mic h dadurc h vie l weite r entfernt vo n z u Haus e al s di e zweieinhalbtausen d Kilomete r zwischen Mallorc a un d Hamburg . Ic h wa r nich t meh r erreichbar . All e s, was in den nächsten Stunden oder Tagen geschehen würde, würd e einfac h nu r geschehen . Ic h würd e e s nu r erlebe n un d es niemande m a m Telefo n erzähle n ode r verschweige n müssen.
Ic h wa r wi e i n eine r andere n Welt , vollkomme n frei, unbeobachtet , unschuldig . A l s würde nichts wirklich geschehen, al s hätt e ic h ei n paa r extr a Tag e zu r freie n Verfügun g geschenkt bekommen , ohn e mic h be i jemande m r echtfertige n z u müssen fü r das , wa s ic h tu n ode r lasse n würde . Ic h fühlt e mich , al s sei ic h nich t meh r ic h selbst . Nich t m ehr Annabel Leonhard, die mit eine r Getreidemühl e Schwun g i n ih r langweilige s Lebe n bringen will . Nich t meh r Annabel , di e lädiert e Stofftier e sammel t und sei t viereinhal b Jahre n eine n Freun d hat , de r Auster n nich t gut verträgt . Nich t meh r Annabel , di e gru n dsätzlich niemals Toilettentüre n abschließt , wei l si e Angs t hat , das s si e nicht wieder rauskommt.
Da s is t mi r nämlic h einma l passiert . E s wa r a n Monas achtzehnte m Geburtstag , un d all e habe n sic h köstlic h amüsiert, das s Mona s Vate r da s Schlos s raussäge n mu s ste , u m mic h aus de m Kl o z u befreien . Ei n grauenhaftes , ei n prägende s Erlebnis.
Ic h bi n nich t meh r erreichbar , un d ic h bi n nich t meh r die , die ic h imme r war . Hie r is t niemand , de r mic h kennt . Auße r Gesa, abe r di e kenn t mic h nich t so , wi e ic h i m Allta g bin . Ic h kann noch nicht mal meine eigenen Kleider tragen. Mein Koffer, wurd e mi r heut e mitgeteilt , befinde t sic h zurzei t i n Bangkok. Niemand erwartet hier von mir, dass ich so bin, wie ich immer bin . Nieman d hie r weiß , wi e ic h imme r bin . Auße r mir . Warum als o nicht anders sein? Warum also nicht Stella sein? Was für eine herrliche Freiheit. Ein neues Leben ausprobieren, einen neue n Charakter , ein e neu e Ar t z u lieben , vielleicht . Ic h gin g zu Bet t un d schlie f ein.
«Schätzchen, du siehst phantastisch aus! Was so ei n bisschen Sonn e doc h ausmacht . Jetz t müsse n wi r nu r noc h dein Gewichtsproble m i n de n Grif f kriegen.»
«Gute n Morgen , Tant e Gesa . Is t da s herrlic h hier!»
Meine Tante sitzt in einem rosafarbenen Seidenkimono beim Frühstüc k au f de r Terrasse . Da s Mee r unte r un s is t spiegelglatt.
E s is t scho n jetz t klar , das s e s ei n heiße r Ta g werde n wird. Auße r de m Vogelgezwitsche r un d de m luxuriöse n Geräusc h der Rasensprenge r is t e s vollkomme n still . Abgesehe n vo n Gesa, abe r di e is t ni e still.
«Ic h freu e mic h jede n Morgen , d as s ic h de m alte n Matuschke di e Vill a abgeluchs t habe . E r hatt e si e gerad e ers t gekauft , mit überdachte m Barbecu e - Platz, zwei Pools, einer Sauna, zwei Gästehäusern und drei philippinischen Hausangestellten. Ein wunderbare r Or t - abe r sa g mal , Belle , dein e Füße sehen ja furchtba r aus ! Wart e mal , ic h hol e ma l kur z mei n Werkzeug . Du kanns t währen d de r Pedikür e ruhi g weiterfrühstücken . Lieber di e Hornhau t au f de m Brötche n al s a n de n Fersen . Nein , nein, kein e Widerrede , e
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