Freizeichen
n ih r di e Hornhau t entfern t hätte , mindesten s drei Zentimete r kleine r sein , un d si e hätt e schließlic h kein e Lust, ih re n Bod y - Mas s - Inde x ne u auszurechnen . Ic h hatt e vollstes Verständni s dafü r un d freut e mic h au f ein e entschlackende Thalasso - Packung mit anschließender Kavia r - Gesichtsbehandlung.
E s gib t Moment e i m Lebe n eine r Frau , di e sin d derartig existenziell , das s si e sic h schlagarti g au f da s Wesentlich e ihres Dasein s zurückgeworfe n fühlt . Di e Gebur t eine s Kinde s mag dazugehören, vielleicht auch die kirchliche Trauung. Was aber mit Sicherheit dazugehört, ist der Moment, in dem du in einem mehr als entstellenden Einwe g - U nterhösche n au s Papie r vor eine r gertenschlanke n Kosmetikeri n stehst , di e deine n Körper muster t un d daraufhi n ei n Problemzone n - Sprudelbad vorschlägt. Selbstverständlich ein Ganzkörperbad. Und wenn sie anschließend , währen d si e dein e Oberschenke l mi t Schlic k einreibt , sagt : «Entspanne n Si e sich , ic h hab e scho n viel Schlimmere s gesehen» , d a fühls t d u dic h irgendwi e auc h nicht besser.
Erst während der Gesichtsbehandlung mit schwarzsilbern schimmernde n Kaviarkügelche n gelan g e s mir , gedanklich lockerzulassen . I c h dacht e a n mein e Begegnun g mi t Cora Hübsch . Si e wa r frei e Fotografi n un d sollt e da s «Mardavall » für ein e Wellnes s - Geschichte fotografieren. Die Textredakteurin sollte am Abend eintreffen. Cora war seit dreieinhalb Jahren mit ihre m Freun d Danie l zusammen , einem Arzt, den sie bei irgendeiner Preisverleihung über den Haufen gerannt hatte. Eine lustig e un d romantisch e Geschichte . Cor a wa r lang e genu g mit ihrem Freund zusammen, um mir eine verständnisvolle Gesprächspartneri n i n Sache n Routine , Langeweil e und A benteuerlus t z u sein.
«Natürlich kenne ich das!», rief sie erfreut, als ich sie vorsichti g darau f ansprach . «Da s sin d dies e Momente , w o di r in der Drogerie eine innere Stimme zuflüstert: ‹Bring Farbe in dein Lebe n - nim m di e Tönung›.»
Ic h nickt e dankbar . Ja , dies e Fra u wusste , wovo n ic h sprach.
«Und ? Has t d u di e Tönun g genommen?»
«N a ja , d u weiß t j a selber , wi e schnel l sic h da s Zeug rauswäscht. Aber über kleinere Anfalle von Abenteuerlust kann eine m da s gan z gu t hinweghelfen . Vo r eine m halbe n Jah r habe ic h ein e meine r harmlosere n Krise n mi t Aubergin e vo n L'Oréal überwunden . Has t du' s dami t scho n probiert?»
«Da s reich t be i mi r nich t mehr.»
«Sexspielzeug? Intimrasur? Nasenkorrektur? Kurzurlaub? Es gib t noc h ein e Meng e meh r auszuprobieren.»
«Im Kurzurlaub bin i c h gerade.»
Da s beschämend e Erlebni s i m Se x - Sho p un d das niederschmetternd e Wochenend e i m Romantik - Hotel erwähnte ic h nicht.
Cora schwieg nachdenklich und betrachtete dabei angewidert ihr e Füße.
«Weiß t du , wen n alle s nicht s hilft , dan n muss t d u deinen Freu n d entwede r betrüge n ode r heiraten . Da s bring t Schwun g in jed e Beziehung , da s kan n ic h di r garantieren . Be i mi r ha t es jedenfall s seh r gu t funktioniert.»
«D u hast...?»
«Ic h bi n sei t eine m halbe n Jah r ein e verheiratet e Frau.»
Da s musst e ic h nu n ers t ma l ver dauen. Meiner Erfahrung nach heirate n Männe r nu r dann , wen n sic h ei n Kin d ankündigt , si e ein wahnsinnig schlechtes Gewissen haben oder einfach nur wollen, das s ihr e Alt e endlic h mi t de r elende n Jammere i aufhört.
«Gan z einfach e Taktik . Nachde m ic h ei n Jah r lang regelmäßig rumkrakeel t hatte , ic h woll e jetz t ma l endlic h geheirate t werden, beschlos s ich , einfac h nich t meh r davo n anzufangen . Da s hat Danie l s o verunsichert , das s e r mi r nac h sech s Monate n vo n sich au s eine n Antra g gemach t hat . Nac h de m Schem a kan n man übrigen s fas t imme r vorgehen , wen n ma n wa s will . Ers t machst d u klar , das s d u e s willst , un d gehs t ih m dami t au f de n Wecker. Dann schweigst du plötzlich zu dem Thema. Das musst du unter Umstände n ein e ganz e Weil e lan g aushalte n können. Irgendwan n wir d er dann ganz von selbst mit dem Gewünschten ankommen. Männer mögen es nicht, wenn man sie zu etwas drängt . D u muss t ihne n di e Möglichkei t geben , sic h einzureden, si e selbs t hätte n di e Initiativ e ergriffen . Nim m zu m Beispie l die Redakteurin , di e nachhe r k o mmt . Di e is t wahnsinni g verlieb t in eine n
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