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Freizeichen

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Titel: Freizeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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Kollege n un d d enk t sic h ständi g di e abstrusesten Vorwände aus, um ihn anzusprechen. Dem Typen muss mittlerweil e völli g kla r sein , wa s si e wirklic h vo n ih m will . Das is t de r Zeitpunk t zu m geplante n Rückzug . Wen n si e jetz t eine Weile lang Ruhe gibt, wird er angekrochen kommen. Jede Wette.»
    Darübe r musst e ic h ers t ma l nachdenken . Ic h halt e zwa r sehr vie l vo n Taktik , bi n abe r leide r selte n i n de r Lage , sie anzuwenden . Mi r mangel t e s a n Geduld . Ic h werf e Benn i zum Beisp i e l imme r wiede r gern e vor , das s e r mi r s o selte n Fragen stellt . E r sag t darau f regelmäßig : «Bevo r ic h auc h nu r eine einzig e Frag e stelle n kann , has t d u mi r doc h scho n alles erzählt.»
    Dami t ha t e r Recht . Wa s ic h ih m gegenübe r ni e zugeben würde . Als o nehm e i c h mi r mindesten s einma l i n de r Woche vor , tota l verschwiege n z u sei n un d Be n nich t z u erzählen , dass ich am Morgen beim Joggen von einem sehr gut aussehenden Italiene r angesproche n wurde , de r leide r kei n Wor t Deutsch konnte . E s wirk t j a auc h vie l bedeuts a mer , wen n ma n s o was nich t sofor t ausplaudert , sonder n ers t s o nac h un d nac h preisgibt. Ja , i n de r Theori e bi n ic h dami t vertraut , abe r wen n sic h der Schlüsse l i m Schlos s dreht , hör e ic h mic h z u meine m eigenen Entsetze n scho n rufen : «Duuhuuu , Beeheniii , ra t mal , wa s mir heut e Morge n passier t ist!?»
    Und dann plaudere ich munter auf ihn ein. Wenn ich ihn nach Stunde n dan n frage , wi e sei n Ta g war , un d ic h mühsa m au s ihm rauskitzel n muss , das s sein e speziell e Freundi n Sonj a vo n der Zeitschrif t «Laura » ma l wied e r gan z bitterlic h i n No t war , weil zu blöde, ihren Computer ans Stromnetz anzuschließen, bin ich natürlic h stinken d sauer . Un d zwa r mehrer e Tag e lang.
    «Ic h wei ß nicht , Cora , ic h bi n irgendwi e kei n Takti k - Typ.»
    «Meins t d u etw a ich ? Di e Sach e mi t de m Heirat e n hab e ich nu r hingekriegt , wei l mein e best e Freundi n J o mi r jede n Tag auf s Neu e verbote n hat , mi t Danie l darübe r z u sprechen.»
    S o ein e Freundi n braucht e ic h auch , den n Mon a un d ich ergänze n un s nich t gut , wa s Diszipli n angeht . Wi r habe n beide keine . Zwa r verbringe n wi r ganz e Abend e damit , un s bestimmte Verhaltensweisen vorzunehmen, aber bei der praktischen Ausführun g haper t e s meist . Mon a wollt e sic h zu m Beispiel ihre m letzte n Freun d gegenübe r al s nachsichtige , nich t leich t aus de r Fassun g z u bringend e Leb ensgefährti n positionieren:
    «Wen n ic h heut e Aben d nac h Haus e komme , werd e ich ausgeglichen und freundlich sein, werde Martin in den Arm nehme n un d mi t keine m Wor t ansprechen , wi e supersaue r ich bin , das s e r e s i n dre i Jahre n nich t geschaff t hat , da s Gefri e rfach z u reparieren» , nah m si e sic h häufige r ma l vor . Eigentlich imme r dann , wen n si e vergesse n hatte , de n Wei n kal t z u stellen, und ihm dann Vorwürfe machte, weil keine Eiswürfel da seien. Wen n wi r dan n a m nächste n Morge n telefonierten , sagt e Mona meiste n s s o wa s wie : «Gerad e al s ic h übe r meine n Schatten springe n wollte , merkt e ich , das s e r vie l größe r ist , al s ic h ih n in Erinnerun g hatte.»
    «Sa g mal , Cora , dan n bis t d u j a jetz t Arztgattin . Da s klingt fas t s o tol l wi e Kronprinzessin.»
    «Ach , s o tol l is t e s n u n auc h wiede r nicht . Danie l ha t gerade seine n Facharz t fü r Chirurgi e gemacht . Jetz t operier t e r ständig irgendwelch e Kumpel s be i un s i n de r Küche . E r k an n einfach nicht nein sagen. Ganz ehrlich, das ist ziemlich fies, wenn du gerade die Putenfilets schne t zels t un d siehst , wi e jemande m bei örtlicher Betäubung ein pfannkuchengroßes Muttermal am Rücke n entfern t wird . S o ha t alle s sein e Vo r - un d Nachteile.»
    Ic h nickt e mitfühlend . Unte r de m Aspek t hatt e ic h di e Eh e mit eine m Arz t natürlic h noc h ni e betrachtet.
    «Und , has t d u Danie l den n scho n ma l betrogen?»
    Ich fand, dass wir ein Stadium von Vertrautheit erreicht hatten , da s dies e Frag e geradez u nah e legte.
    «Nu n ja , ehrlic h gesagt , einmal . Abe r ic h wa r ziemlich betrunke n un d hab e trotzde m darau f bestanden , das s e r ein Kondom benutzt. Ich finde, das zählt dann irgendwie nicht, oder? » Ein e Logik , di e ic h einigermaße n holperi g fand . Abe r ich

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