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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sieht mich an, und ich schaue ihm in die Augen, bevor ich ihn küsse. Als er mich in die Arme nimmt, denke ich: Es ist kein Traum, es ist Wirklichkeit. Langsam entspanne ich mich, während ich mich an ihn lehne, und ich fühle mich zum ersten Mal nach Ewigkeiten körperlich glücklich und heil. Es stellt sich eine tiefe Ruhe ein, die bisher immer gefehlt hat, sogar an unserem Wochenende um den vierten Juli. Jetzt haben wir Zeit. In jeder Form. Vielleicht für immer.
    Ich frage mich, wie es sein wird, wenn Darcy nicht mehr im Spiel ist. Wird es anders sein, mit ihm zu schlafen? Ich werde es bald wissen, denn Dex knöpft meine Bluse auf. Ich habe Herzklopfen, als wir zu meinem Bett hinübergehen und uns ausziehen.
    « Du hast mir gefehlt, Rachel», sagt er, und ich fühle seinen Herzschlag an meinem.
    Dann stört José uns. Er summt einmal, zweimal, und ich gehe zur Sprechanlage, weil ich annehme, er habe vergessen zu erwähnen, dass ein Päckchen oder Sachen
aus der Reinigung für mich gekommen sind. Aber es ist kein Päckchen. Es ist Darcy. Und sie hat meine Stimme über die Sprechanlage gehört.
    « Sagen Sie ihr, ich komme gleich runter!», rufe ich.
    « Ist schon auf dem Weg nach oben!»José singt regelrecht. Offensichtlich hat er keine Ahnung, dass durch Darcys Ankunft mein erster Besucher und ich in der Klemme stecken. Andererseits weiß er es vielleicht doch. Vielleicht haben Portiers, selbst wenn sie so tun, als wären sie dein Freund, eine klammheimliche Freude an den Dramen ihrer Mieter.
    « O Scheiße!»Ich stehe da und sehe mich um.«Sie kommt rauf! Scheiße!»
    Dex bleibt ruhig. Er zieht sich die Boxershorts wieder an, schnappt sich Jeans und T-Shirt und geht zu meinem Wäscheschrank. Er öffnet die Tür, aber der Schrank ist von oben bis unten mit Regalen ausgefüllt. Kein Platz.
    « Geh in den andern. In den anderen Schrank!»Panisch und mit weit aufgerissenen Augen zeige ich auf den Schrank.
    Er macht ihn auf. Er kauert sich neben meinen Wäschekorb und drückt seine Sachen an sich. Als ich die Tür zumache, höre ich sie klopfen.
    « Ich komme!», rufe ich.
    Ich springe in meine Unterwäsche und öffne die Tür.« Entschuldige. Ich wollte mich gerade umziehen.»
    « O mein Gott! Du bist wieder da!», sagt sie.
    Ich frage, was passiert ist, ehe mir bewusst wird, dass sie ganz normal aussieht und klingt. Keine geröteten Augen, keine verlaufene Wimperntusche, kein starrer Elendsblick. Sie kommt herein, während ich etwas davon fasele, dass ich gerade nach Hause gekommen bin und mir was Bequemeres anziehen will.

    Sie sagt immer noch nichts.
    « Hey. Noch sechs Tage. Du musst ja bald durchdrehen! »Ich lache nervös.«Na, jetzt bin ich wieder da. Zu deinen Diensten. Da kann ich dir bei den letzten Hochzeitserledigungen helfen.»
    « Es gibt keine Hochzeit.»Sie schnieft.
    « Was?»Ich schnappe nach Luft, mache große Augen und gehe auf sie zu. Gerade will ich ihr mein Mitgefühl versichern, als mir einfällt, dass ich ja gar nicht wissen kann, wer die Hochzeit abgeblasen hat. Also frage ich.
    « Es war beiderseitig.»
    « Beiderseitig?», wiederhole ich mit lauter Stimme.
    Ich schiebe Darcy zu meinem Bett, und wir setzen uns. Der Schrank steht neben dem Bett. Dex soll alles mithören. Beiderseitig? Dex sagt, er hat sie abgeblasen. Wenn es beiderseitig war – oder wenn sie zuerst etwas gesagt hat –, bedeutet es vielleicht nicht ganz so viel, wie ich dachte. Ich werde natürlich immer noch glücklich sein. Aber ich will, dass es Dexters Entscheidung war. Nun will ich auch der Grund sein.
    « Na ja, streng genommen war es Dexter. Er hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass er es nicht machen kann. Er glaubt nicht, dass er mich liebt.»Sie verdreht die Augen und lächelt ironisch. Ich wünschte, Dexter könnte ihren Gesichtsausdruck sehen. Dass er sie nicht liebt, glaubt sie ebenso wenig, wie sie glaubt, dass ich fähig wäre, einen halb nackten Dex in meinem Schrank zu verstecken.
    « Soll das ein Witz sein? Das ist doch verrückt. Wie geht’s dir?»
    Darcy schaut auf ihre Füße. Jetzt wird sie anfangen zu weinen. Und ich werde sie trösten und sagen, dass alles gut werden wird. Und dann werde ich einen kleinen
Spaziergang vorschlagen. Ein bisschen frische Luft schnappen – obwohl es ekelhaft schwül draußen ist. Vielleicht schlage ich auch vor, essen zu gehen. Ort und Essen ihrer Wahl. Was sie möchte. Beispielsweise einen Burger mit Fritten – jetzt, wo sie in kein Kleid mehr passen muss.
    Aber

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