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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ist irgendwo da unten. Mir hat es besser gefallen, als der Atlantik zwischen uns lag.
    Das Flugzeug landet, ich bringe Passkontrolle, Gepäckband und Zoll hinter mich und finde draußen eine lange Warteschlange am Taxistand vor. Es ist glühend heiß, und als ich in mein Taxi steige, stelle ich fest, dass die Klimaanlage für den Rücksitz kaum arbeitet.
    « Könnten Sie es hier hinten bitte ein bisschen kühler machen?», frage ich meinen Fahrer, der eine Zigarette raucht – ein Verstoß, der ihm ein 150-Dollar-Ticket einbringen könnte.
    Er ignoriert mich und macht solch einen Schlenker
zur Seite, dass mir fast übel wird. Er wechselt alle zehn Sekunden die Spur.
    Ich bitte ihn noch einmal, die Klimaanlage höher zu stellen. Nichts passiert.
    Vielleicht hört er mich nicht, weil sein Radio zu laut ist. Vielleicht spricht er auch kein Englisch. Ich werfe einen Blick auf das Schild mit meinen Rechten als Fahrgast. Ich habe ein Anrecht auf einen höflichen, des Englischen mächtigen Fahrer, der sämtliche Verkehrsregeln kennt und befolgt … auf einen nach Wunsch klimatisierten Fahrgastraum … auf eine radiofreie (stille) Fahrt … auf rauchfreie Luft … auf einen sauberen Kofferraum.
    Vielleicht ist der Kofferraum sauber, denke ich.
    Genau. Keine zu hohen Erwartungen haben, darum geht’s.
    Auf dem Rücksitz wird es immer heißer; also drehe ich das Fenster herunter und ertrage, dass der schmutzige Wind mir die Haare ins Gesicht peitscht. Endlich bin ich wieder zu Hause. Ich zahle meinem nicht sehr höflichen Taxifahrer den Preis für die Fahrt vom JFK-Flughafen plus Maut und Trinkgeld (obwohl auf der Tafel auch steht, dass ich kein Trinkgeld zu geben brauche, wenn meine Rechte missachtet worden sind), und dann wuchte ich meinen Trolley vom Rücksitz.
    Es ist halb sechs nachmittags. Samstag um diese Zeit werden Dex und Darcy schon verheiratet sein. Ich werde Darcy geholfen haben, ihr Hochzeitskleid anzuziehen, und ich werde die Stiele ihres Calla-Straußes mit meinem Spitzentaschentuch umwickelt haben. Ich werde ihr tausendmal versichert haben, dass sie niemals schöner ausgesehen hat und dass alles genau so ist, wie es sein soll. Ich werde den Gang hinunter auf Dexter zugegangen sein, ohne ihn anzusehen. Na ja, ich werde
versuchen, ihn nicht anzusehen, aber vielleicht erhasche ich doch einen flüchtigen Blick von ihm, einen Blick mit einer Mischung aus Schuldbewusstsein und Mitleid. Ich werde die qualvollen dreißig Sekunden ertragen haben, die Darcy brauchen wird, um in ihrer ganzen Pracht zum Altar zu schreiten, während Dexters Platinring auf meiner Handfläche liegt. In sechs Tagen wird das Schlimmste vorbei sein.
    « Hallo, Ms. Rachel!», ruft José, als ich die Taxitür zuschlage. Dann sagt er zu jemandem im Eingangsflur:« Sie ist wieder da!»
    Ich erstarre und erwarte, dass Darcy mit ihrer Hochzeitsmappe erscheint und mir ihre Forderungen entgegenbellt. Aber nicht Darcy wartet dort in der Lobby in dem einsamen schwarzen Ledersessel.

Es ist Dex. Er steht auf, und ich starre ihn an. Er trägt Jeans und ein graues«Hoyas»-T-Shirt. Er ist noch braun gebrannter als bei meiner Abreise. Ich ärgere mich über seinen gesunden Glanz und seinen friedlichen Gesichtsausdruck.
    « Hi», sagt er und macht einen Schritt auf mich zu.
    « Hi.»Ich bleibe wie angewurzelt stehen und spüre, dass ich die perfekte Pose einer Salzsäule einnehme.« Woher wusstest du, wann ich komme?»
    « Ethan hat mir deine Flugdaten genannt. Ich hab seine Nummer in Darcys Adressbuch gefunden.»
    « Oh … Was willst du? Was machst du hier?»Ich
will nicht bitter klingen, aber ich weiß, dass ich es doch tue.
    « Lass mich mit raufkommen. Ich muss mit dir sprechen. »Seine Stimme ist leise, aber eindringlich. José strahlt immer noch; er hat nicht die leiseste Ahnung, was los ist.
    Achselzuckend drücke ich auf den Aufzugknopf. Die Fahrt nach oben ist endlos. Wir schweigen. Ich sehe ihn an, als er beiseite tritt, um mich aussteigen zu lassen. Sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er hier ist, um sich noch einmal zu entschuldigen. Er kann es nicht ertragen, der Bösewicht zu sein. Na, aber den Gefallen werde ich ihm nicht tun. Und ich werde mich ebenso wenig gönnerhaft behandeln lassen. Wenn er nochmal anfängt, mir zu erzählen, wie Leid es ihm tut, werde ich ihn unterbrechen. Vielleicht erzähle ich ihm sogar von James. Ich werde sagen, dass es mir gut geht, dass ich zur Hochzeit kommen werde, aber dass ich den Kontakt danach auf ein

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