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Fremde

Fremde

Titel: Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gardner R. Dozois
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Schattenmenschen, mit der widerwärtigen Dunkelheit ihres Geistes und ihren harten, gnadenlosen eisigen Gedanken. Sie waren es, die ihm Liraun nehmen und sie vernichten wollten. Jacawen blieb stehen – sie stießen fast die Nasen aneinander. Schnaubend vertieften sich ihre Blicke ineinander, jeder trat instinktiv einen Schritt nach links. Jacawens Augen waren eindringlich, sachlich, bohrend. Farber mußte die Faust zusammenballen, sonst hätte er zugeschlagen. Aber dem glitzernden, diamantharten Blick konnte er nicht lange standhalten. Gegen seinen Willen flackerten seine Augen unsicher beiseite. Da sagte Jacawen ruhig: »Hatatha, gegrüßt seist du.« Farber entgegnete dumpf irgend etwas. Jacawen nickte höflich und begann weiterzugehen. Farber schob sich gegen die Wand, um ihn vorbeizulassen. Der Gedanke, ihn zu berühren, war ihm plötzlich widerwärtig. Er drehte sich um und jagte ins Haus.
    Liraun blickte von ihrem Stuhl auf und sagte: »Josef …?« Dann hielt sie inne. Farbers Kleider waren verschmutzt und zerrissen. Überall war er zerkratzt, und in seinem Gesicht klebte getrocknetes Blut. Er sah schaurig aus. Liraun starrte ihn entgeistert an.
    »Was wollte er hier?« fragte Farber.
    »Mein Mann …«
    »Was wollte er hier?«
    »Ich verstehe nicht«, antwortete Liraun. Unter Schmerzen stand sie auf. »Du meinst Jacawen?«
    »Ja. Ich will ihn hier nicht sehen, und ich will wissen, warum er in meiner Abwesenheit hier herumgeschnüffelt hat. Verstehst du?«
    »Aber …« Sie machte eine erstaunte, vorsichtige Handbewegung, ergriff fast seinen Arm, ließ aber die Hand kurz vor der Berührung wieder sinken. »Er war hier«, sagte sie mit festerer Stimme, »um Vorbereitungen für meine Prozession zu treffen. Ich werde morgen ins Gebärhaus gehen.«
    »Oh«, sagte Farber.
    »Daher war ich so beunruhigt, als du nicht kamst«, sagte sie in die plötzliche Stille. »Siehst du? Meine Zeit steht kurz bevor. Noch ein paar Tage vielleicht, we? Sie werden mich nicht länger warten lassen. Aber Jacawen wird sich um alles kümmern und als Geburtstagsgeschenk alles bezahlen. Wir brauchen uns keine Sorgen darum zu machen, und wir haben noch Zeit bis morgen. Josef …« Sie hielt inne und sah ihn angstvoll und flehend an, weil sie ihn nicht begriff. »Du bist mein Mann. Ich wollte, daß wir zusammen sind. Josef …«
    Farber griff hinter sich nach einem Stuhl und brach darauf zusammen. Wut und Aufgeregtheit waren verschwunden. Er sah krank aus. »Liraun«, sagte er langsam.
    »Was ist los?« rief sie und wurde noch beunruhigter.
    »Mein Gott, Liraun«, sagte er. Seine Stimme klang tonlos und dumpf. Er saß da wie ein Stein, wurde von Sekunde zu Sekunde stumpfer und hilfloser, während Liraun furchtsam über ihm schwebte. Er hob eine schwere, tote Hand, sie fernzuhalten, grub sie dann unbeholfen in seine Haare und sagte: »Jesus, wie kann ich es dir beibringen?« Liraun wiederholte eindringlich: »Was ist denn los?« Und Farber hörte sie nicht, weil er sie durch seine gleichzeitig ausgesprochenen Worte übertönte: »Aber ich muß. Wir müssen damit fertig werden.«
    Nach den gestotterten Worten herrschte eine Weile Schweigen. Er sah sie an, als sähe er sie an diesem Abend zum ersten Mal. »Setz dich«, sagte er. Sie starrte ihn unsicher an, zuckte die Achseln und ging zurück zu ihrem Stuhl. Sie setzte sich nieder. Noch eine Weile Schweigen, mit einem Gefühl, daß sein Geist aus irgendeinem dunklen, feuchten Ort zurückschwamm. Er richtete sich auf, grimmig, mit fast sichtbarer Anstrengung. »Liraun«, sagte er. »Ich möchte, daß du dies zu verstehen suchst und auch versuchst, mir zu glauben. Ja? Ich weiß, es wird für dich nicht leicht. Aber ich werde dafür sorgen, daß es mit dir nicht geschieht.« Liraun entgegnete ungeduldig: »Josef, was …« Aber er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab und sagte: »Hör zu, verdammt!« Nervöse Stille. Dann sprang er hinein, um es hinter sich zu bringen. »Liraun, versuche zu begreifen. Wenn du dich von ihnen ins Gebärhaus bringen läßt, wirst du niemals zurückkommen. Sie werden dich umbringen.«
    »Ich weiß«, sagte Liraun.
    Leere. Dann wiederholte er noch einmal sein Programm. »Nein, Liebling. Hör mir zu. Du wirst sterben … Du wirst tot sein.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Oh«, sagte Farber dümmlich. Sein Gesicht wurde wieder leer.
    »Josef«, flüsterte sie mit leichter Unruhe. »Müssen wir jetzt darüber reden? Warum …«
    »Warte eine Minute.« Langsam,

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