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Fremde

Fremde

Titel: Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gardner R. Dozois
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hatten ihr Spiel inzwischen ganz eingestellt.
    Der Twizan vertrat Farber den Weg. »Bürger …« begann er beschwichtigend, aber Farber schob ihn brutal zur Seite, rannte zur Vordertür seines Hauses und wirbelte auf der Schwelle herum.
    Keuchend starrte er die Menge an.
    Die Menge starrte mit sprachloser Verblüffung zurück. Der Twizan kniete, hatte sich gerade wieder halb von seinem Sturz aufgerichtet. Die Soúbrae – es war dieselbe wie bei Lirauns Namensgebung – sah ihn mit eisigen Augen an. Genawen hatte ein erstarrtes, breites Idiotengrinsen im Gesicht. Der Festzug verharrte bewegungslos in den verschiedenen Positionen der Auflösung.
    Farber zitterte, verging fast vor Wut und bemühte sich, nicht den letzten Rest von Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Angst und Zorn drängten ihm Worte in den Mund, aber er brauchte eine Weile, bis er seine Stimme wieder richtig beherrschte.
    »Verschwindet!« schrie er heiser.
    Genawens fettes Gesicht verzog sich ablehnend. »Josef …«, sagte er mit brüchiger, ungläubiger Stimme.
    Der Twizan war wieder auf den Beinen und wich zurück.
    »Macht, daß ihr wegkommt,« brüllte Farber. »Zur Hölle mit euch!« Er hatte noch mehr zu sagen, aber er verlor seine letzte Selbstkontrolle, und seine Stimme überschlug sich zu einem unverständlichen Geschrei. Er stolperte wild vorwärts und wedelte mit den Armen.
    Die Alte Frau schien sich ihm entgegenstellen zu wollen, aber der Twizan griff sie im letzten Moment am Arm und zog sie zurück. Widerstrebend ließ sie zu, daß der Twizan sie fortzerrte, und sah Farber dabei die ganze Zeit direkt in die Augen, mit versteinertem Gesicht und von Haß glitzernden Augen. Genawen zögerte, aber Farber schüttelte ihn und schrie ihm ins Gesicht. Da gab auch er auf, stolperte zurück, wäre fast gestürzt, während er Farber verletzt und völlig verstört anstarrte. Farber folgte ihnen nur wenige Schritte, dann blieb er schwer atmend stehen. Wieder schrie er sie an.
    Verblüfft und entsetzt ließen sie sich von Farber verjagen.
    Mit dem Rückzug ihrer drei Führer wich die ganze Prozession fast im Gleichschritt zurück. Sekunden später hatte sie sich aufgelöst, jeder rannte für sich allein die Row hinunter, verwirrt und demoralisiert, blickte über die Schultern zurück. In den Gesichtern stand jeder denkbare Grad von Entrüstung. Farber wartete, bis er sicher sein konnte, daß sie fort waren, dann ging er zurück zum Haus.
    Liraun saß nahe beim Herd, bleich und müde. Neben ihr stand, Farber den Rücken zugewandt, Jacawens Sohn Mordana. Er beugte sich über sie, eine Hand auf die Lehne ihres Stuhles gestützt, und redete drängend mit gesenkter, beschwörender Stimme auf sie ein. Ihr Gesicht war verzerrt. Sie schüttelte ständig auf eine erschöpfte, verwirrte Art den Kopf, aber Mordana drängte weiter.
    Zwei eiserne Daumen saßen innen hinter Farbers Augen, preßten sie aus den Höhlen.
    Mit drei riesigen Schritten durchquerte Farber den Raum. Seine große, schwielige Hand packte Mordanas Schultern und begann ihn fortzuzerren.
    Mordana zischte, wirbelte mit erschreckender Schnelligkeit herum und entwand sich Farbers Griff. Wie hingezaubert wuchs ein Messer aus seiner Faust.
    Farber taumelte verstört zurück, fühlte sich plötzlich schwerfällig, langsam und verwundbar, ein unfertiger, lehmfüßiger Golem im Kampf gegen ein Wesen von tigerhafter Grazie und Wildheit. Er streckte unbeholfen seine offene Hand in einer Geste des Schutzes vor. Es war tölpelhaft und nutzlos, selbst in seinen eigenen Augen, und darüber stieg eine benommene, unangemessene Verwunderung in ihm auf, die ihn nur noch langsamer machte. Er dachte keinen Augenblick an die Pistole in seinem Gürtel. Statt dessen machte er noch einen weiteren Schritt rückwärts. Er fühlte sich, als schwämme er durch Sirup.
    Blitzschnell ging Mordana in die Hocke, arbeitete sich mit niedrig gehaltenen, vorgestreckten Armen heran, die Messerspitze beschrieb langsame, kleiner werdende Kreise in der Luft. Sein Gesicht war angespannt und todernst. Die Augen glänzten wütend. Er bewegte sich wie eine Krabbe zur Seite, kam dabei aber mit zwei, drei seitlichen Schritten immer einen Schritt näher an Farber heran, zwang Farber, sich zur Seite zu drehen, so daß der Terraner in die Sonne starren mußte. Benommen ließ Farber sich die Bewegung aufzwingen – er fühlte sich ausgelaugt und dumm, während er weiterhin nur die nutzlose Hand mit der offenen Handfläche vorstreckte,

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