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Fremde Blicke

Fremde Blicke

Titel: Fremde Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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die linke Hand, und das sah ein wenig unbeholfen aus, denn er war Rechtshänder.
    »Dieser Knabe ist also so wertvoll, daß Sie meinen, ich sollte ihn hier verstecken?«
    »Kann schon sein«, sagte Sejer kurz und starrte die ungeschickte linke Hand an. Johnas faßte nach der schweren Tür und zog aus Leibeskräften daran.
    »Es geht sicher leichter, wenn Sie beide Hände nehmen«, sagte Sejer trocken.
    Johnas hob eine Augenbraue, so als habe er das nicht verstanden. Sejer schaute in den kleinen Raum, der einen kleineren Safe, zwei oder drei an der Wand lehnende Gemälde und aufgerollte und wie Baumstämme gestapelte Teppiche enthielt.
    »Das ist alles.«
    Johnas starrte die beiden herausfordernd an. In dem Raum war nichts zu sehen, und das grelle Licht der beiden Neonröhren an der Decke blendete. Die Wände waren nackt.
    Sejer lächelte. »Aber er ist hier gewesen, nicht wahr? Was wollte er von Ihnen?«
    »Außer Ihnen war niemand hier.«
    Sejer nickte und verließ das Gewölbe. Skarre blickte ihn ein wenig unsicher an, folgte ihm dann aber.
    »Sollte er auftauchen, melden Sie sich dann bei uns?« fragte Sejer. »Nach allem, was passiert ist, hat er es nicht gerade leicht. Er braucht ein bißchen Hilfe.«
    »Natürlich.«
    Die Tür zum Gewölbe fiel dröhnend ins Schloß.
    Auf dem Parkplatz teilte Sejer Skarre durch einen Wink mit, daß er fahren sollte.
    »Fahr den Hang hoch und setz rückwärts in die Einfahrt da oben. Siehst du die?«
    Skarre nickte.
    »Da bleiben wir stehen. Wir warten, bis er losfährt, dann folgen wir ihm. Ich möchte sehen, wohin er fährt.«
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Schon fünf Minuten später erschien Johnas in der Tür. Er schloß ab und schaltete die Alarmanlage ein, ging am grauen Citroen vorbei und verschwand durch den Torweg in einem Hinterhof. Zwei Minuten lang war er nicht zu sehen, dann tauchte er in einem alten Transit wieder auf. Der Transit hielt an der Straße und blinkte links. Deutlich konnte Sejer das Motorendröhnen hören.
    »Natürlich hat er auch einen Lieferwagen«, sagte Skarre.
    »Und ein Zylinder ist ausgefallen. Der tuckert wie ein alter Kutter. Fahr los, aber sei vorsichtig. Er muß zur Kreuzung da unten, fahr nicht zu dicht auf.«
    »Kannst du sehen, ob er in den Rückspiegel schaut?«
    »Das tut er nicht. Laß den Volvo vorbei, Skarre, den grünen, meine ich.«
    Der Volvo bremste, weil die anderen Vorfahrt hatten, aber Skarre deutete eine Verbeugung an und winkte ihn vor. Der Fahrer winkte zum Dank mit erhobener Hand zurück.
    »Er blinkt nach rechts. Los, die rechte Spur! Verdammt, es ist zu wenig Verkehr, der entdeckt uns bestimmt!«
    »Er sieht uns nicht, er fährt wie auf Schienen. Wo der wohl hin will?«
    »Möglicherweise in die Oscarsgate. Der Mann zieht doch gerade um, oder? Vorsicht jetzt, er wird langsamer. Paß auf den Bierwagen auf, wenn der sich vor uns setzt, verlieren wir Johnas vielleicht.«
    »Du hast gut reden! Wann schaffst du dir endlich einen schnelleren Wagen an?«
    »Jetzt bremst er wieder. Der will bestimmt durch die
    B0rresens gate. Hoffen wir, daß der Volvo das auch vorhat.«
    Johnas lenkte seinen großen Wagen leicht und geschmeidig durch die Stadt, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Er blinkte und wechselte die Spur, näherte sich Oscarsgate, und nun konnten sie deutlich sehen, daß Johnas mehrere Male in den Rückspiegel schaute.
    »Er hält vor dem gelben Mietshaus. Das ist Nummer fünfzehn. Anhalten, Skarre!«
    »Ausgerechnet hier?«
    »Stell den Motor ab. Jetzt steigt er aus.«
    Johnas sprang aus seinem Wagen, blickte sich um und ging mit langen Schritten über die Straße. Sejer und Skarre schauten die Tür an, vor der Johnas stehenblieb und sich an einem Schlüssel zu schaffen machte. In der Hand hielt er einen Werkzeugkasten.
    »Der will in seine Wohnung. Wir warten solange. Wenn er im Haus ist, läufst du zu seinem Auto und wirfst einen Blick durch das Heckfenster.«
    »Was glaubst du, was er im Wagen hat?«
    »Ich wage gar nicht, daran zu denken. Jetzt kannst du loslegen. Also, Skarre!«
    Skarre glitt aus dem Wagen und lief gekrümmt wie ein alter Mann los, teilweise versteckt hinter den parkenden Autos. Er duckte sich hinter Johnas’ Wagen, schlich darum herum, benutzte die Hände als Scheuklappen, um besser sehen zu können. Nach drei Sekunden machte er auf dem Absatz kehrt und rannte zu Sejer zurück. Er ließ sich auf seinen Sitz fallen und knallte mit der Tür.
    »Einen Stapel Teppiche. Und Halvors

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