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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schwur Zeige- und Mittelfinger hoch, was einen riesigen Diamanten zum Funkeln brachte. »Sie haben zusammen gelebt und sind zusammen gestorben.«
    »Zusammen gestorben ?« fragte Wiggins, Bleistift und Notizbuch gezückt.
    »Ja, Sergeant. Auf dem Kricketplatz.«
    »Was?« sagte Wiggins völlig baff.
    Die Situation reizte zum Lachen, aber Jury biß sich auf die Lippen und schaute seinen Sergeant nicht an. Doch dessen Sinn für Komik war ohnehin nicht sehr ausgeprägt.
    »Wissen Sie, Bobby war Schlagmann, und er hatte es am Herzen. Fanny redete dauernd auf ihn ein, er solle den verdammten Sport aufgeben - Kricket, Polo, sogar die Jagd -, aber Bobby wollte nicht hören. Er wollte immer mit meinem Mann mithalten, der ein sehr guter Sportler war.«
    »Und wie ...?«
    »Bobby hatte ein schlechtes Herz, und als er einmal einen rasanten Schlag hingelegt hatte, kippte er einfach um. Mein Mann sah ihn zu Boden gehen, ließ den Ball fallen, eilte zu seiner Rettung und - strauchelte.« Lady Cray nahm einen großen Schluck Champagner. »War schnurstracks gegen den Pfosten gerannt! Können Sie sich so einen idiotischen Unfall vorstellen? Er fiel hin. Auf den Kopf! Ich hat-te den Jungs immer geraten, sich einen Sport zu suchen, der nicht so verflixt gefährlich war. Wir beide - Fanny und ich - waren untröstlich, kann ich Ihnen sagen. Fanny war selbst todkrank; ich habe mich damals schon gefragt, ob sie es nicht auch am Herzen hätte.« In ihren Augen glitzerte es, und sie nahm wieder einen tiefen Schluck aus dem Glas. »Aber wenn ich ehrlich bin, vielleicht war es besser, daß sie so starben. Dickie hätte ohne Bobby keinen Spaß mehr am Leben gehabt. Es war wirklich lustig, Bobby dabei zu beobachten, wie er meinem Mann nacheiferte. Dickie war ein leidenschaftlicher Jäger, er war Master of Foxhounds, während Bobby sich kaum im Sattel halten konnte.« Sie seufzte. »Die reinsten Unglücksraben, alle beide. Sie hatten Unfälle beim Polo, beim Billardspielen, bei der Regatta von Chichester. Fanny und ich wußten immer, es würde ein böses Ende mit ihnen nehmen.«
    Wie sie die Eskapaden der beiden Ehegatten schilderte, vor dem Kamin auf und ab schritt und, angeleuchtet von den zuckenden Flammen, das tulpenförmige Champagnerglas wie einen Dolch schwang, mutete der letzte Satz geradezu jakobinisch an. Dann stieß sie einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Und als sie bei dem Spiel einfach so abgetreten waren, hm, da hatten Fanny und ich natürlich etwas gemeinsam. Wir kamen ganz gut miteinander aus, obwohl sie unverhohlen neidisch auf meinen Adelstitel war. Die Hamiltons hatten sehr viel Geld, viel mehr als wir, aber Fanny liebte die britische Aristokratie. Sie wollte ständig etwas über ihre Ahnen erfahren und korrespondierte mit Professoren in Oxford und Cambridge und sogar einem in Amerika. Ich weiß nicht, warum; die >Töchter der Ameri-kanischen Revolution< interessierten Fanny jedenfalls nicht, nur Burke’s Peerage, das Adelsverzeichnis. Ich versuchte sie damit zu trösten, daß ich mir den Adelstitel schließlich nicht verdient hätte - ich meine, das Victoria-Kreuz ist er ja nun nicht gerade. Es liegt am Zufall der Geburt oder der Heirat, oder man ist beim Theater oder so etwas, wie Olivier oder Peggy Ashcroft - die haben ihren Titel wirklich verdient. Den Amerikanern geht nichts über einen Adelstitel, meinen Sie nicht auch?«
    Bei dem Gedanken an Melrose Plants Tante stimmte Jury ihr aus vollem Herzen zu.
    »Bei Fanny war das gewiß der Fall. Doch Bobby machte sich nichts aus dem ganzen Von und Zu; was er liebte, war Kricket.« Sie lachte schallend. »Aber da haben wir’s wieder. Kricket! Die Aristokratie und Kricket. Und es muß nicht einmal die Peerswürde sein - jeder mickrige Baronstitel tut’s auch. Solange es kein irischer ist, natürlich!«
    Jury lachte.
    »Die britische Peerswürde! Manchmal habe ich den Eindruck, die Amerikaner meinen, das ist England, auf den Punkt gebracht. Ich weiß noch, daß ich Fanny auf dem Lord’s Cricketground kennengelernt habe, während der zweiten Schlagrunde. Sie war mit einem von den Leuten, mit denen ich da war, befreundet; wir hatten einen Freß-korb mit - Sie wissen schon, kaltes Hühnchen und Weißwein - und machten ein wunderschönes Picknick auf der Tribüne beim Wurfmal. Sie war fasziniert, daß ich >Lady Cray< war, und vertraute mir schon nach kurzer Zeit an, daß sie sich nichts sehnlicher wünschte als einen Adelstitel. Wenn wenigstens ihr Mann adlig gewesen wäre,

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