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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Dank. Falls Sie sich erinnern wollen, ich habe aufgehört.«
    »Stimmt. Doch ich habe nicht geglaubt, daß Sie es durchhalten. Alle Achtung.«
    »Bisher erst achtzehn und ein Drittel Tage, aber es merkt ja eh keiner.«
    »Ich bezweifle, daß ich achtzehn Minuten schaffen würde. Eher würde ich den hier aufgeben.« Er hob das Whiskyglas.
    Jury lachte. »Man braucht einen Verbündeten dabei; jemanden, der auch versucht aufzuhören. Immer, wenn ich meine, ich bringe es keine Minute länger, rufe ich Des an.«
    »Wer ist Des?«
    »Eine junge Dame am Flughafen Heathrow. Sie arbeitet an einem der Zigarettenstände dort. Ein teuflisches Ambiente, wenn man aufhören will. Wir haben darüber geredet, und als ich ihr erzählt habe, daß ich mindestens so lange aushalten würde wie sie, haben wir einen Pakt geschlossen. Ja, so könnte man es nennen. Wie wir uns als Kinder gelobt haben, uns nie zu verpetzen.«
    »Ach, mir hat nie jemand getraut, keiner meiner kleinen Freunde.«
    Jury lachte. »Kein Wunder.«
    »Ich mußte immer Knete rausrücken. Es war die reinste Erpressung.« Sie lachten beide, und Melrose betrachtete seine Zigarettenglut. »Aber ein Pakt ist eine gute Idee. Mit wem könnte ich einen schließen? Mit Marshall Trueblood? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß Trueblood seine Zuckerstangenso-branies aufgibt.«
    »Die gehören zu seinem Image.«
    »Image?«
    »Zu seinem Spiel. Seiner Rolle.«
    »Für Trueblood gibt's doch gar nichts anderes als sein Image. Aber sei's drum, was wollen Sie eigentlich von mir? Bei was für einer gräßlichen Verschwörung soll ich mitmischen? Was für einen feinen Plan haben Sie im Kopf?«
    Jury glitt tiefer in den weichen Ledersessel, in dem er hier immer am liebsten saß, balancierte sein Glas auf den Knien und betrachtete die Zimmerdecke. »Erinnern Sie sich an den Lake District? Die Holds-worths?«
    »Oha! Da gehe ich nie wieder hin!«
    »Erzählen Sie mir nicht, es hätte Ihnen keinen Spaß gemacht. Ich weiß nämlich genau, daß das Gegenteil der Fall war.«
    Melrose druckste herum und spielte den Spaß erheblich herunter. »Wenn ich wieder den Bibliothekar mimen soll, vergessen Sie es.«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Dem Herrn sei Dank.«
    »Diesmal sollen Sie Gutachter sein.«
    Über den Rand seines Glases schaute Melrose Jury finster an. »Was?«
    »Sie wissen schon. Ein Typ, der zu den Leuten geht und ihnen erzählt, was ihr alter Plunder wert ist.« Jury trank seinen Whisky aus und hielt Melrose das Glas hin. »Bitte, Sie sind der Gastgeber.«
    »Ich habe keine Ahnung, was der alte Plunder von irgend jemandem wert ist.« Melrose ging mit den Gläsern zum Sideboard, wo Ruthven die Karaffe hingestellt hatte. Er goß zwei Fingerbreit Whisky in Jurys Glas und gab es ihm. »Ich weiß ja nicht mal, was mein alter Plunder wert ist.« Dann schenkte er sich selbst ein und ging zu seinem Sessel zurück.
    »Sie sollen bloß den Antiquitätentaxator mimen. Zum Teufel, eine solche Aufgabe erledigen Sie alter Falschspieler doch mit Bravour. Das haben Sie bei der Bibliothekarsnummer hinlänglich bewiesen.«
    »Himmelherrgott, da ging es um Bücher! Bü-cher! Natürlich weiß ich was über Bücher. Aber über Antiquitäten? Null Komma nichts! Schicken Sie True-blood.«
    Das ignorierte Jury. »Ich brauche jemandem im Haus. In Fengate. In der Nähe von Spalding.«
    »In der Nähe von Spalding? Na, dann sieht die Sache doch gleich ganz anders aus! Wo zum Teufel ist Spalding?«
    »In Südlincolnshire. Kleinholland.«
    »Klein- was? Egal, diese Leute mit ihren ungeschätzten Antiquitäten sind sicher nicht erpicht darauf, daß ein Wildfremder bei ihnen wohnt.« Nachdem Melrose Jurys Idee abgeschmettert hatte, kippte er erst mal einen ordentlichen Schluck Whisky. »Pensionsgast! Ich werd nicht mehr! Das klingt ja nach einer Starrolle. Und jeden Morgen schlurfe ich dann in meiner braunen Strickjacke mit den durchgescheuerten Ellenbogen zum Frühstück herein.« Dann überlegte er. »Ist dort nicht irgendwo Tattershall? Sie wissen schon, die Burg, die - wie hieß er noch? Lord Curzon? - so mochte und für deren Restaurierung er so viel Geld gestiftet hat?«
    »Jetzt seien Sie nicht albern.«
    »Ich? Sie sind albern, von mir zu erwarten, daß ich mich . als Truebloodianer ausgebe.«
    »Ich habe gar nicht vorgeschlagen, daß Sie sich als irgendwas ausgeben. Sie sollen als der gute alte Melrose Plant gehen. Sie müßten nur ein bißchen mehr über Antiquitäten wissen.« Jury lächelte kurz

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