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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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unglücklichen Episode in Jurys Leben verknüpft. Herr im Himmel, mit Jury über Frauen zu reden war wie ein Minenfeld zu durchqueren. Jurys Frauen stießen immer grauenhafte Dinge zu.
    Sein Gesichtsausdruck verriet allerdings nichts. »Eine Nachbarin, die Sie nicht sehr gut kennen, nehme ich mal an. Weil Sie >Miss< geschrieben haben.« Jury lächelte. »Und hier steht Bea Slocum, hm. Interessant, darüber nachzuspekulieren, was diese Frauen gemeinsam haben.«
    Liebe Güte, gab es Schlimmeres, als etwas sehr Persönliches aufzuschreiben, und dann kam jemand daher und las es? Melrose war heilfroh, daß er die Rubrik »Bemerkungen« noch nicht ausgefüllt hatte.
    Ruthven eilte mit dem Whisky herbei. Jury dankte ihm und fuhr dann erbarmungslos fort: »Sind das wohl die Frauen Ihres Lebens?« Sein Lächeln war gemein.
    »Was? Natürlich nicht!« Schnaubend wies Melrose diese Idee weit von sich.
    »So. Na ja, da ich sie auch kenne, muß es eine Liste der Frauen meines Lebens sein. Mit Ausnahme von Miss Fludd natürlich.« Er hielt die Serviette hoch. »Nancy. So heißt sie?«
    Nun schlug Melrose einen überheblichen Ton an. »Ach bitte, Richard, ist das der Grund Ihres Besuches? Dafür haben Sie den weiten Weg von Lincolnshire auf sich genommen?«
    »Nein. Aber schauen Sie, Sie haben unter >Bemer-kungen< noch gar nichts hingeschrieben. Verdienen diese Frauen keine Bemerkungen?«
    Melrose täuschte ein lässiges Lächeln vor. Wenn Jury wollte, konnte er wie Alleskleber an einem Thema haftenbleiben. Offenbar wollte er Melrose so lange über die Serviettenliste ausquetschen, bis er eine akzeptable Erklärung bekam. So behandelte der Herr Inspector verwirrte, schuldige Verdächtige. »Ach was.« Gelassen simulierte er den Selbstsicheren und tat Jurys Frage mit einer Handbewegung ab. »Soweit bin ich ja noch gar nicht.«
    »Na, dann aber mal los!«
    »Womit?«
    »Mit ein paar Bemerkungen.« Jury nahm einen Tintenkuli aus der Tasche und knipste in höchst aufreizender Weise mehrere Male damit herum.
    Melrose räusperte sich. Warum war er so ein langsamer Denker? Warum konnte er nicht einfach ein paar Ideen aus dem Ärmel schütteln? »Ich habe nur gerade ihre Namen als Zeuginnen aufgeschrieben. Bei der einen oder anderen Gelegenheit sind sie alle einmal Zeuginnen gewesen. Ich habe darüber nach-gegrübelt, welche am besten wäre. Sie wissen schon - am zuverlässigsten.« Na, war das nicht fix? Er war hochzufrieden mit sich.
    »Warum haben Sie Jenny durchgestrichen?«
    Melrose betrachtete die flackernden Flammen im Kamin. Er zuckte mit den Schultern. »Hm, ich war nicht sicher, ob sie Zeugin ist.«
    »Sind Sie doch. Sonst hätten Sie sie nicht suchen müssen.«
    Er wußte, Jury wollte es nur aus ihm rauskitzeln, er mit seinem Pokergesicht. Kein Wunder, daß Verdächtige danach lechzten, ein Geständnis abzulegen. Aber er schien guter Laune und für einen Scherz zu haben zu sein. »Als wir uns das letztemal gesehen haben -« Nun brachte er es noch selbst aufs Tapet, das fatale Treffen in Stonington. Verflixt, aber jetzt waren die Worte heraus »waren Sie gerade aus New Mexico zurück.« Er behielt den Kopf gesenkt und zog mit dem nassen Glas Kreise auf den kleinen Rosenholztisch. Ruinierte den Lack. »Ich meine, seitdem haben wir nicht mehr zusammengesessen und nett miteinander geplaudert . «, fügte er wenig überzeugend hinzu.
    Jury nickte nur. Dann sagte er: »Ich habe mich nie bei Ihnen bedankt. Macalvie hat mir erzählt, Sie seien eine große Hilfe gewesen. Und Wiggins wußte es, weiß Gott, auch zu schätzen.«
    Melrose war überrascht. »Wiggins hat mich nicht gebraucht«, lachte er. »Er fühlte sich pudelwohl in dem Krankenhaus. Diese Schwester -« Er schnipste mit den Fingern. »Wie hieß sie noch gleich?«
    »Lillywhite«, erwiderte Jury und trank einen Schluck Whisky. Wieder verirrte sich sein Blick auf die Serviette. Wenn er doch aufhören würde, sie anzustarren!
    »Schwester Lillywhite. Genau. Er hat sie durch ganz London gejagt, damit sie die Bücher für ihn besorgte.«
    »Tut er immer noch. Offenbar hat sie für seine Gesundheit >Wunder gewirkt< - so drückt er sich jedenfalls aus. Und für seinen Seelenzustand. Meiner Meinung nach war beides sowieso immer völlig in Ordnung.«
    Eine Weile lang sprachen sie über den Fall, der Jury nach New Mexico geführt hatte. So lange, bis sie das Thema mehr als erschöpft hatten. Melrose nahm sein Zigarettenetui heraus und bot Jury eine an. Der lehnte ab.
    »Herzlichen

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