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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nasse Schilfgras und die silbernen Spinnwebschleier, die sich darüber spannten, und fuhr mit dem Fuß zwischen die hohen Halme. Eine Feldmaus huschte davon. »Ich fahre jetzt zum Wash, um mich noch einmal dort umzuschauen. Sie würden doch sicher gern mitkommen.«
    Die Einladung überraschte Jury. »Ja. Aber ja doch.« Er überlegte, ob Bannen nicht in Wirklichkeit doch Hilfe von Scotland Yard wollte. Am Wash war der erste Mord geschehen.
    »Am Rand dieses Teils des Fens verläuft ein Fußgängerweg. Den hat sie wahrscheinlich genommen. Er führt direkt an Fengate vorbei.« Er schaute nach oben. Mauersegler und Schwalben stoben aus einem Baum. Sie zeichneten ein schwarzes Muster in den heller werdenden Himmel. Doch ehe man sie recht bemerkt hatte, waren sie auch schon verschwunden. »Ein Schwarm Schwalben macht mich immer traurig, richtig hoffnungslos.« Dann redete Bannen wieder über den Fußgängerweg. »Am anderen Ende kommt er am Case Has Altered vorbei. Die Owens waren überrascht, daß sie nebenbei noch Nachtdienst geschoben hat.« Er lächelte über seine Formulierung und kratzte sich am Hals, als billige er dieser Wendung ebensoviel tiefes Nachdenken zu wie allem anderen, das ihm an diesem Tag schon untergekommen war.
    Vom Entwässerungsgraben gingen sie über die Promenade zurück zu dem kleinen Parkplatz.
    »Mein Sergeant hatte eine unliebsame Begegnung mit einem Hund und liegt nun mit einer grauslichen Allergie darnieder. Er ist heftig allergisch gegen die Viecher«, sagte Bannen.
    Jury lächelte. »Da würde sich Ihr Sergeant mit meinem prächtig verstehen.«
    »Ach? Ist er auch allergisch gegen Hundehaare?«
    »Gegen alles.«
    »Sie sehen die Schwierigkeit«, sagte Bannen mit der für ihn offenbar charakteristischen Geste. Er rieb sich mit dem Daumennagel über die Stirn, als habe er die letzten beiden Wochen mit der Betrachtung dieser Schwierigkeit verbracht.
    Den Eindruck hatte Jury jedenfalls ganz und gar. Sie standen am Watt und schauten über den Teil der Küste von Lincolnshire und Norfolk, der Wash heißt. Die Fußwege gingen nur bis zum Deich. Jury und Bannen waren weitergelaufen, auf den Deich und wieder hinunter. Im Gegensatz zu weiter draußen bestehe hier nicht die Gefahr von Treibsand, hatte Bannen gemeint. Das Watt sei wie ein zweiter Küstenstreifen aus Schlamm und Schlick und erstrecke sich bis zu der Sandfläche, die eine Schutzbarriere zwischen Land und Meer bilde.
    Dennoch gab es eine Anzahl von »Gefahrenzonen«, ein Vermächtnis des Krieges.
    »Minen«, sagte Bannen. »Der Wash ist voll davon.« Er zog den Kragen seiner Windjacke enger. »Wir dachten ja, hier fände die Invasion statt.« Er nickte in Richtung Meer. »Hier gab's Geschützstellungen, Riesendinger, wie Bohrinseln, Batterien schwerster Geschütze. Sind immer noch einige da.«
    Jury schaute ihn prüfend an. »>Wir    Bannen lächelte. »Natürlich. Aber ich war gerade alt genug, um am Ende noch reinzugeraten. Wir waren alle noch Jungs.« Sie schwiegen. Dann sagte Bannen: »Schwierig. Unser Pathologe datiert Verna Dunns Tod auf zwischen zehn Uhr abends des ersten und ein Uhr nachts des zweiten. Das war ein Sonn-tag. Sie wurde aber erst nachmittags gefunden. Da hat die Leiche wahrscheinlich die ganze Zeit hier in dem Schmodder gelegen. In Kälte und Wind. Brutal.« Es klang, als habe Verna Dunn es noch lebend durchleiden müssen. »Und wenn der Sand sich anders bewegt hätte, wäre sie nicht einmal gefunden worden. Der Sand bewegt sich nämlich, und wir finden immer noch Schiffswracks und -rümpfe. Drüben am Strand von Goodwin sind sie auf den Propeller von einer Swordfish gestoßen. War all die Jahre im Sand verborgen.«
    »Meinen Sie, daß ihr Mörder das beabsichtigt hat? Daß er die Leiche hier begraben wollte?«
    »Zu der Ansicht neige ich, ja. Aber es ist doch sehr riskant. Für die Springflut ist es eigentlich noch ein bißchen früh - die ist nämlich zweimal so hoch -, und die Deiche hinter uns«, Bannen zeigte mit dem Daumen hin, »die stehen unter anderem wegen der Springflut hier. Sie kommt zweimal im Monat, bei Neumond und Vollmond, und in der Nacht war der Mond dreiviertel voll.«
    Jury hob hilflos die Hände. »Da komme ich nicht mehr mit.«
    »Man muß nur auf den Gezeitenplan schauen. Das habe ich jedenfalls getan. Der Mörder hat vielleicht mit Flut gerechnet, und bei Springflut sogar mit einer doppelt hohen. Mit der Flut und dem

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