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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mehr in unserer Nähe leben .«
    »Selbstverständlich müßte er
noch eine Menge lernen«, stellte die praktische Miß Adams fest. »Susan, glauben
Sie, daß diese Freundin ihn sozusagen als unbezahlte Hilfskraft anstellen
würde, bis er das Wichtigste gelernt hat ?«
    »Ich denke schon, denn sie hat
immerfort Schwierigkeiten, Angestellte zu bekommen und diese auch zu halten.
Sie berichtete, daß sie schon Mädchen genommen habe, weil diese nicht so hoch
bezahlt werden und liebevoller mit den Tieren umgehen. Aber da hat sie wiederum
Ärger mit deren Liebesgeschichten. Letty ist nämlich unverheiratet. In gewisser
Hinsicht gleicht sie mehr einem Mann, sie ist aber trotzdem nett und
verständnisvoll. Ich glaube, sie und David würden gut miteinander auskommen .«
    In der Tat konnte ich mir die
beiderseitige Toleranz gut vorstellen. Letty würde David einen netten Kerl
nennen, der schon allein fertig wird und dem man etwas überlassen kann. David
würde Letty für ein braves altes Mädchen halten, die einen Blick für Ponys hat
und sich nichts daraus macht, wenn einer mal ein bißchen flucht. Ich versprach,
an Letty zu schreiben, ihr von dem seltsamen jungen Mann zu berichten und ein
wenig auf den Busch zu klopfen.
    Dabei blieb es fürs erste.
»Mein Mann ist bestimmt einverstanden«, sagte Mrs. Hepburn. »Er hat sich zu der
Einsicht durchgerungen, für David sei es das Wichtigste, sich einmal für eine
Laufbahn zu entscheiden. Ich werde ihn sicherlich davon überzeugen können, daß
die Ponyzucht eine solche Laufbahn ist. Wenn unser Sohn sich später
eingearbeitet hat, kann er vielleicht selbst ein kleines Gestüt mit einigen
Stuten einrichten, das ihm Beschäftigung und Lebensunterhalt bietet. Das
könnten wir auch finanzieren. Susan, das war wirklich eine geniale Eingebung !«
    »Wenn David mitmacht«, meinte
Larry. »Er ist so ein widerspenstiger Mensch !«
    »Verstehen Sie mich richtig«,
bat Mrs. Hepburn. »Es wäre das beste, wenn Susan es ihm beibrächte. Sie ist die
geeignete Person. Sie tun das sicherlich mit großem Einfühlungsvermögen, Susan.
Ich weiß zwar, wie aufmüpfig und unfreundlich er manchmal zu Ihnen ist, aber er
hat Sie doch wirklich sehr gern, und Sie sind diejenige, die ihn am wenigsten
zum Widerspruch reizt. Er wäre ja außer sich, wenn er wüßte, daß wir hier
stundenlang über seine Zukunft beraten. Wahrscheinlich würde er sich umgehend
auf den Weg nach Australien machen .«
    Ich meinerseits hatte einige
Zweifel. Ich habe nicht viel Talent dazu, andere Menschen zu gängeln, und David
hatte mich von Anfang an oft genug in Verlegenheit gebracht. Aber ich schrieb
einen sehr ausführlichen Brief an Letty, an dem sie lange zu lesen haben würde.
Ich hörte förmlich, wie sie stöhnte: »Zum Kuckuck, was für ein langer Brief!
Was Susan da wohl haben will !« Wie sie mir später
gestand, hatte sie genau das gesagt. Aber sie antwortete kurz und umgehend wie
immer: »Deine Schilderung dieses Burschen gefällt mir. Ich könnte ihn wohl
brauchen. Wie wäre es, wenn Du ihn selbst herbrächtest, Susan? So würde gleich
das Eis gebrochen. Zum Glück gibt es zwar nicht viel Eis zwischen mir und der
modernen Jugend. Aber ich habe Dich lange nicht mehr gesehen. Von Auckland aus
sind es nur zwei Stunden Fahrt. Mache aber Deinem Paul klar, daß Du bei mir
übernachten mußt .«
    Der Gedanke gefiel mir, doch
wie sollte ich es David beibringen? Seine Mutter war nach Hause gefahren, ohne
daß irgendwelche Beschlüsse über seine Zukunft gefaßt worden waren. Vielleicht
setzte sie in meine Eingebung weniger Hoffnung, als sie erst vorgegeben hatte.
    Doch es ergab sich eine
Gelegenheit, wie so oft, wenn man den richtigen Moment abwartet. An einem
Sonntagnachmittag hatte David sich lange mit den Ponys der Kinder abgegeben.
Danach saß er gemütlich plaudernd bei mir. Auf einmal sagte er: »Susan, es
kribbelt mir in den Füßen. Es ist ja ganz nett bei dem Colonel, und ich bin so
zufrieden, wie es im Dienst eines Feudalherrn nur möglich ist. Aber wie soll es
weitergehen? Ich neige schon dazu, meinen Eltern nachzugeben, und das will viel
heißen. Mutter verhielt sich recht anständig; sie sagte nicht viel, aber ich
weiß schon: Die Eltern meinen, es sei an der Zeit, für die Zukunft eine Entscheidung
zu treffen. Soll ich jetzt abhauen und einen Bummel durch die Welt machen, oder
soll ich abwarten, bis ich eine aussichtsreiche Beschäftigung finde? Mit anderen
Worten: Soll ich jetzt mit dem Studium beginnen

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