Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
und nur die Kreise aus geschwärzten Steinen, wo die Lagerfeuer gebrannt hatten, würden darauf hinweisen, dass hier jemals Menschen gelebt hatten. »Hier hält uns nichts mehr, kleiner Bruder. Am besten verabschieden wir uns jetzt voneinander.«
    »Ja.« Kairn konnte nicht weitersprechen. Er brachte kein Wort mehr hervor. Er nahm die Hand seines Bruders und hielt sie sekundenlang fest. Dann rissen beide ihre Cabos herum und verließen den ehemaligen Lagerplatz. Einer ritt nach Norden, der andere nach Süden.
     
    Schon lange war Ansa nicht mehr allein gereist. Im letzten Jahr war er mit der großen Armee geritten, nur ein Krieger unter vielen. Außerdem hatte ihn sein Bruder die meiste Zeit begleitet. Er musste sich wieder an das Alleinsein gewöhnen, genoss aber schon jetzt das Gefühl von Freiheit, das ein gutes Cabo, erstklassige Waffen und ein weiter Horizont einem Mann vermittelten. Darin unterschied er sich von den Steppenbewohnern und den Menschen aus den Hügeln, unter denen er aufgewachsen war. Sie fühlten sich unwohl, wenn sie nicht inmitten ihrer Stammesbrüder lebten, und waren ungern allein. Er nahm an, dass hier das Blut seines Vaters zur Geltung kam. Von Jugend an war Hael ein Wanderer gewesen und selbst als König neigte er dazu, lange einsame Ausritte zu unternehmen, ohne jemand davon in Kenntnis zu setzen.
    Während des Ritts sang und pfiff Ansa alte Lieder. Er hielt Ausschau nach Wild, sah aber keines. Der große Feldzug hatte den Wildbestand weit und breit verringert. Als es Abend wurde, schlug er neben einem Bach sein Lager auf und aß von den mitgenommenen Vorräten. Das Cabo knabberte zufrieden an einem Busch, der den Reittieren der großen Armee entgangen war. Die Sterne strahlten hell am Himmel und die Geräusche der kleinen Nachttiere und Insekten wirkten einschläfernd. Das kleine Feuer warf nur wenig Licht auf sein Nachtlager und der Wind trug den salzigen Geruch des Meeres herbei. Ansa schlief ausgesprochen gut.
    Am nächsten Tag erreichte er eine Hügelkette, zu deren Füßen er einen kleinen Hafen erblickte. Ansa band das Cabo an einen Baum, zog sein kostbares Fernrohr aus der Satteltasche und schlich zum Rand der Hügelkuppe. Das Fernrohr hatte ihm Königin Shazad gleich zu Beginn des Feldzugs gegen Gasam geschenkt. Es war kleiner als das Fernrohr der Seeleute und ließ sich mit Leichtigkeit in den Satteltaschen verstauen. Ansa wusste aus Erfahrung, dass es das Leben eines Kriegers retten konnte, wenn alles davon abhing, eine gute Entfernung zwischen sich und den Feinden zu wahren.
    Er betrachtete die unter ihm liegende Hafenstadt. Das winzige Fernglas besaß nur ein kleines Sichtfeld und so musste er Stück für Stück der Stadt betrachten, um nichts Wichtiges auszulassen. Es handelte sich um eine typische Küstenstadt. Ein paar der Gebäude waren aus massiven Steinen: ein Tempel und Häuser, bei denen es sich offensichtlich um Verwaltungsgebäude und Lagerhäuser handelte. Der Rest bestand aus Holz und stand zum Schutz gegen häufige Überflutungen auf Pfählen. Entlang der Küste fegten die schweren Stürme oftmals ganze Dörfer davon. Viele der einfachen Hütten waren nur aus Bambus und Reet errichtet.
    Menschen wanderten gemächlich zwischen den Gebäuden umher. Die meisten trugen einfache Lendenschurze und leichte Tuniken, die an der Küste übliche Kleidung. Ansa glaubte jedoch, auch Menschen in langärmligen Tuniken und Hosen aus festem Tuch zu erkennen. Das waren keine Einheimischen. Noch einmal hob er das Fernrohr ans Auge und musterte den Hafen.
    Inmitten der zahllosen Fischerboote und kleinen Frachtschiffe lag ein größeres, einer Barkasse ähnliches Schiff. Er richtete das Fernrohr auf den Hauptmast. Dort hing eine Flagge matt herab, aber er betrachtete sie geduldig. Endlich kam ein leichter Wind auf und er sah, dass sie die Farben von Mezpa trug.
    Hastig kroch er von der Hügelkuppe zurück und verstaute das Fernrohr. Es war zwecklos, in diesem Hafen auf ein Schiff aus Neva zu warten. Wenn die Mezpaner bereits so weit nach Süden vorgedrungen waren, schien es nicht ratsam, irgendwo in der Nähe zu rasten. Er kehrte zu seinem Cabo zurück und stieg in den Sattel.
    Noch vier Tage ritt er in Richtung Süden, dann wandte er sich wieder nach Osten, bis er eine weitere Hafenstadt erreichte. Diesmal gab es keinen hoch gelegenen Aussichtspunkt, um die Stadt aus der Ferne zu betrachten, also musste er hineinreiten. Er tat es mit äußerster Vorsicht und bereitete sich darauf

Weitere Kostenlose Bücher