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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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die blauen Augen und die hellere Hautfarbe unterschied sie von den übrigen. Sie waren eindeutig Brüder und ihre Gefährten verhielten sich ihnen gegenüber ausgesprochen respektvoll, obwohl nichts auf einen höheren Rang hinwies. Genau wie die anderen Männer hatten auch sie grimmige Mienen aufgesetzt.
    Der Grund für diesen Gesichtsausdruck stand in ordentlichen Reihen auf der Steppe unter ihnen: eine Armee, deren Soldaten eher wie Maschinen als wie Krieger kämpften. An den Gürteln hingen Kurzschwerter und Kriegsbeile, aber jeder Soldat trug ein weißes Rohr quer über die Schulter gelegt. Noch während die Krieger zusahen, nahm ein Offizier eines dieser Rohre von einem Soldaten entgegen, legte es sich auf die Schulter und wies auf die Männer oben auf den Hügeln. Eine weiße Rauchwolke und eine rötliche Flamme fuhren aus dem Ende des Rohrs. Augenblicke später wirbelte wenige Schritte vor den Hufen der Cabos Erde auf. Unmittelbar darauf hörten sie ein leises bösartiges Knallen.
    Ein Reiter hob seinen großen Bogen und sandte einen Pfeil durch die Luft. Die Beobachter blickten ihm nach, als er in die Tiefe zwischen die Soldaten flog. Sie sahen nicht, ob ein Treffer erzielt wurde. Hinter den in Reihen aufgestellten Soldaten befand sich ein riesiger Erdwall, in dem es von Bewaffneten wimmelte. Der Wall umschloss die Männer auf drei Seiten. Die vierte Seite bildete der große Fluss und immer mehr Soldaten setzten auf Fähren über.
    »Noch haben wir sie in Schussweite«, sagte der jüngere der beiden Brüder.
    »Großartig«, antwortete der andere trocken. »Den Pfeil können wir nicht ersetzen, bis wir zu den Pfeilschnitzern heimkehren. Die da unten haben tonnenweise Schießpulver. Sie holen es aus ihren Fabriken und bringen es mit Booten flussabwärts.«
    »Ja«, stimmte der Jüngere zu. »Wenn wir genügend Pfeile hätten, würden wir sie schlagen, aber nur, wenn wir sie auf freiem Feld erwischen, doch dafür sind sie zu vorsichtig. Wenn wir angreifen, ziehen sie sich hinter diesen Erdwall zurück und lachen uns aus. Aber wir können nicht ewig hier stehen bleiben.«
    »Ewig!«, rief ein alter Krieger und lachte schallend. »Wir können noch nicht einmal einen Tag länger hier bleiben! Seht euch doch um.« Er vollführte eine ausladende Geste, welche die Hochebene einschloss, so weit das Auge reichte. Das Gras war so kurz abgefressen, dass der Sandboden sichtbar war. »Wenn wir nicht bald nach Hause reiten, werden unsere Cabos verhungern und diese Soldaten besiegen uns im Nu.«
    »So ist es«, meldete sich ein Unterhäuptling zu Wort. »Wir verlieren viele Männer durch Krankheiten. Das ist nicht mehr die Armee, die der König vor mehr als einem Jahr aus der Steppe führte.«
    Der ältere Krieger, dessen Namen Jochim war, gehörte einem anderen Stamm an als der Unterhäuptling, aber sie alle waren treue Gefolgsleute König Haels. Die beiden jungen Männer, mit denen sie sich unterhielten, waren die Söhne des Königs.
    »Warum erzählst du uns das?«, fragte der Ältere mit Namen Ansa. »Wir sind einfache Krieger wie alle anderen.«
    »Ihr seid die Söhne des Königs und die Männer hören auf euch«, antwortete der Unterhäuptling.
    »Das sind wir und du hast Recht«, sagte Ansa mit trockenem Grinsen. »Sind wir jetzt plötzlich hochgeborene Prinzen, wie es bei den zivilisierten Völkern üblich ist?«
    »Nein«, entgegnete der ältere Krieger schlicht. »Wäre König Hael bereits tot, wärt ihr nur die einfachen Krieger, die ihr zu sein behauptet. Aber so lange er zwischen Leben und Tod schwebt, sind die Männer verwirrt. Sie hoffen, dass ihr seinen Platz einnehmt.«
    »Wenigstens bist du ehrlich«, meinte der jüngere Bruder, Kairn. »Ich habe überhaupt keine Lust, ein Prinz zu sein, aber wenn alle meine Erlaubnis möchten, um heimzureiten, dann gebe ich sie ihnen. Hier können wir nichts mehr tun.«
    »Dann brauchen wir nicht länger zu warten«, sagte Ansa. »Lasst uns losreiten und den Thezanern die schlechten Neuigkeiten erzählen.« Er riss sein Cabo herum und die anderen folgten ihm.
    Sie verließen den Hügel und ritten auf ein riesiges Lager zu. Es befand sich neben einem Fluss und bestand aus Tausenden von Zelten. Vor einiger Zeit hatten noch große Caboherden in der Nähe geweidet, aber als das Gras immer spärlicher wurde, brachte man sie in die Hügel weiter landeinwärts und schränkte so die Beweglichkeit dieser einzigartigen berittenen Armee ein. Der Gestank nach Verwesung und Exkrementen

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