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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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lag in der Luft und unzählige Insekten schwirrten herum.
    »Kein Wunder, dass uns so viele Krankheiten heimsuchen«, sagte Ansa. Trotz seiner Jugend war er ein erfahrener Krieger. Er hatte die hohen Wangenknochen und die breite Stirn, die sein Shasinnblut verrieten. »Dieser Platz ist zur Schlammkuhle für Toonoos geworden. Vater hätte das niemals geduldet.«
    Eine seltsame Trägheit hatte die riesige Steppenarmee befallen. Nach dem Feldzug, bei dem sie einen halben Kontinent von Gasams Tyrannei befreiten, hatten sie hier an der Küste Halt gemacht und es war, als hätte sie jegliche Energie verlassen. Ohne König Hael als Anführer fielen sie in die Gewohnheiten des alten Nomadenlebens zurück und schafften es nur mit äußerster Willenskraft, sich zusammenzureißen. Noch waren sie nicht in einander bekämpfende Stämme zerfallen, aber auch das war nur noch eine Frage der Zeit.
    »Wenn sich Vater nicht erholt, weiß ich nicht, wie es weitergeht«, sagte Kairn.
    »Ich schon«, erwiderte Ansa. »Jeder Stamm wird gegen jeden kämpfen, genau wie in alten Zeiten. Manche werden sich darüber freuen.«
    »Rede nicht so daher«, sagte sein Bruder mit leiser Stimme. »Die Moral der Krieger ist schon schlecht genug.«
    »Das ist Vaters Schuld«, bemerkte Ansa. »Er machte sich zum König und kümmerte sich nie um einen Nachfolger. Er hätte auf Königin Shazad hören sollen. Sie hat versucht, ihm zu sagen …«
    »Sie hat keine Kinder«, unterbrach ihn Kairn.
    »Sie hat aber Vorbereitungen getroffen«, entgegnete Ansa. »Irgendein königlicher Vetter. Es geht darum, dass ein Königreich zerfällt, wenn die Krone nicht ordnungsgemäß weitergegeben wird. Vater hat innerhalb weniger Jahre ein riesiges Königreich geschaffen und die halbe Welt erobert, aber es wird ihn nicht überleben und das hat er gewusst.«
    »Ich glaube«, meinte Kairn bedächtig, »dass Vater nie völlig sicher war, ob Königreiche so erstrebenswert sind. Er tat, was er tun musste, um der Steppe Frieden zu bescheren und Gasam in seine Schranken zu weisen, aber er hat in anderen Ländern erlebt, wie unfähig Dynastien und ihre Untertanen im Laufe der Zeit werden können. Das haben sogar wir beide erlebt.«
    »Stimmt«, gab der Ältere zögernd zu. »Er glaubt noch immer, dass die Shasinn das schönste Leben hatten, ehe Gasam sie verdarb. Ich frage mich, ob er immer noch so denken würde, wenn er jemals etwas anderes als ein Krieger gewesen wäre. Für einen jungen Krieger, der gerade seine Waffen erhalten hat, sieht die Welt schön und verlockend aus.«
    Sein jüngerer Bruder grinste und stieß ihn in die Rippen. »Sind wir denn schon so erfahrene Veteranen?«
    Ansa lachte. »Bei den Geistern des fließenden Wassers – ich fühle mich alt! In wenigen Monaten sind wir weiter geritten und haben mehr gekämpft als die meisten Männer in ihrem ganzen Leben.« Er schüttelte den Kopf und dachte verwundert über die Ereignisse der letzten Zeit nach.
    »Davon werden die Barden noch lange künden«, meinte Kairn versonnen.
    Sie ritten am Fluss entlang, bis sie zu einer mit Segeltuch bedeckten Einzäunung gelangten. Inmitten der Einfriedung stand ein großes Sonnendach. Überall standen Männer herum, die sich deutlich von den Reitern unterschieden. Es waren hoch gewachsene Burschen, zäh und muskulös. Die meisten trugen Rüstungen aus Echsenhaut. Die Reiter stiegen von den Cabos und gingen auf die Fremden zu. Unter dem Sonnensegel saß eine kleine Gruppe thezanischer Offiziere mit gekreuzten Beinen auf dem Boden.
    »Wir müssen aufbrechen«, sagte Jochim schlicht.
    »Werdet ihr zurückkehren?«, fragte ein Thezaner mittleren Alters. Sein Helm bestand aus dem grotesken, mit Zähnen bewehrten Kopf eines Sumpfdrachen.
    »Wenn der König am Leben bleibt, kehren wir bestimmt zurück«, antwortete Jochim.
    »Wir können im Augenblick nichts tun«, warf Kairn ein, der sich schämte, diese Menschen im Stich zu lassen, die zu Verbündeten geworden waren. »Wir haben nur noch wenige Pfeile. Die Krieger sind krank und viele glauben, ein Teil der Mezpaner sei gerade dabei, in unsere Heimat einzumarschieren.«
    Der thezanische Anführer verzog keine Miene, wirkte aber trotzdem verzweifelt. »Wenn ihr gehen müsst, dann geht. Es war keine Kleinigkeit, Gasams Armee zu besiegen. Ihr konntet nicht wissen, dass die Mezpaner die größere Gefahr darstellten.«
    »Da muss ich dir widersprechen«, sagte Ansa. »Gasam hat alle Königreiche des Südens erobert und währenddessen

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