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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bald glitt das Boot wie ein temperamentvolles Cabo durch die Wellen, kaum von den Zügeln im Zaum gehalten. Ansa erfüllte eine solche Freude und ein Gefühl von Freiheit, dass er fast den ernsten Grund seiner Reise vergaß. Er begriff, dass eine Seereise wahrhaft berauschend sein konnte.
     
    Viele Tage segelten sie nach Süden und Westen. Von Zeit zu Zeit legten sie an kleineren Häfen an. Dort nahmen sie Waren an Bord oder luden ab, je nach den Bedürfnissen der einzelnen Städte. Meistens nahmen sie auch frische Vorräte, vor allem Trinkwasser an Bord.
    Einmal segelten sie in einen großen Hafen, dessen Einfahrt von zwei Festungen verteidigt wurde, die auf zwei Felsnasen erbaut waren. Die eigentliche Stadt war recht groß und einst sehr reich gewesen. Sie hieß Crusa, war aber längst nicht mehr wohlhabend. Vor ungefähr zwei Jahren hatte Gasams barbarische Armee die Stadt erobert und die jetzigen Bewohner waren halb verhungert und verängstigt. Alle starken jungen Männer waren umgekommen. Hübsche Frauen und kleine Kinder hatte man in die Sklaverei verschleppt.
    »Was für ein Jammer«, sagte Kapitän Tallis. »Crusa war einmal eine wunderschöne Stadt. Gasam hat einen großen Teil der Welt zugrunde gerichtet. Ich glaube, wir schulden euch Steppenkriegern unseren Dank, weil ihr ihn vertrieben habt.«
    Die Bürger besaßen kaum etwas zum Tauschen, da man sie vollständig ausgeplündert hatte. Das Schiff blieb nur kurze Zeit im Hafen und setzte seine Reise nach Süden fort. Sechs Tage nach dem Besuch in Crusa erreichten sie das Kap der Flut. Hierbei handelte es sich um den südlichsten Punkt des Kontinents und nach Umrunden des Kaps verlief die Küste in nördlicher und westlicher Richtung. Nicht weit vom Kap entfernt legten sie in einer Hafenstadt an und hier ging Ansa an Land. Schiffe hielten sich hier nicht lange auf, denn die Stadt besaß keinen richtigen Hafen, sondern nur eine Bucht mit ein paar Docks und einigen Lagerhäusern. Wenige Kapitäne kreuzten entlang beider Küsten, die meisten Schiffe segelten nach Süden bis zum Kap und machten dann wieder kehrt, um die Heimreise anzutreten.
    Lange Zeit fühlte Ansa sich unbehaglich, da er zu Fuß unterwegs war. Er war daran gewöhnt, im Sattel zu sitzen, und verabscheute lange Spaziergänge, hatte aber genügend Zeit beim Stamm seiner Mutter in den heimischen Hügeln verbracht, so dass er durchaus in der Lage war, sich auf eigenen Beinen fortzubewegen. Die Hügelbewohner waren Jäger, die sich in abgelegene Wälder vorwagten, wo das Wild beim Anblick von Reitern in wilder Flucht davongelaufen wäre.
    Das Gebiet rings um das Kap war steil und gebirgig. Bis hin zu einem schmalen Küstenstreifen zogen sich dichte Wälder und undurchdringliches Unterholz. Im Hafen lagen keine Schiffe, die nach Westen segelten, und es dauerte nicht lange, bis Ansa sämtliche Zerstreuungen der kleinen Stadt bis zur Erschöpfung ausgekostet hatte. Er fand wenig Vergnügen an rauer, gewöhnlicher Gesellschaft, und für die Menschen hier war er ein Fremder. Also beschloss er, ein wenig auf Entdeckungsreise zu gehen.
    Am Morgen des vierten Tages an Land packte er seine Waffen zusammen, verließ mit einem Bündel Vorräte die Stadt und wandte sich den Hügeln zu.
    Es gab keine Stadtmauer, denn der Ort bot wenig von Wert und landeinwärts lebten keine feindlich gesinnten Menschen. Ein paar Dutzend Schritte vom Strand entfernt standen kaum noch Häuser und bald führte der Weg steil bergauf. Der Sandboden machte dichtem Gras und Gebüsch Platz und wenig später erhoben sich ringsumher hohe Bäume. Ansa entdeckte einen gut ausgetretenen Pfad und folgte ihm.
    Beinahe augenblicklich verstummte das Toben der Brandung. Die dichten Äste über seinem Kopf ließen nur wenig Sonnenlicht durch. Leise Waldgeräusche drangen an seine Ohren: das sanfte Summen von Insekten und das fröhliche Zwitschern der Vögel. Sein Vater, der unentwegt über Tiere sprechen konnte, hatte ihm erklärt, dass die Vögel in Dschungelgebieten so bunte Federn und so schrille Stimmen hatten, da sie ansonsten Schwierigkeiten hätten, in dem dichten Gewirr der Zweige und Blätter Gefährten anzulocken. Steppenvögel waren meilenweit zu sehen und ihre leisen wohltönenden Stimmen waren nicht zu überhören.
    Die heißen, dicht bewaldeten Gebiete waren Ansa nicht fremd. Er war bereits in Sono und Gran umhergereist, uralten, heißen Dschungelländern. Aber hier war es anders. Dieses Land war längst kultiviert und etliche

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