Fremde Schiffe
verhielt sich Mezpa ruhig. Als Gasam dann besiegt wurde, schien es, als sei der Damm gebrochen und die Mezpaner strömten ins Land. Jetzt könnt ihr euch zur Wehr setzen. Wir haben euch mit Stahlwaffen ausgerüstet. Gasam hätte euch alle umgebracht und die Mezpaner hätten abgewartet und auf ihre Stunde gelauert.«
»Ganz wie du meinst«, sagte der Thezaner.
»Was werdet ihr jetzt tun?«, erkundigte sich Kairn.
»Wir ziehen in die Hügel und verschanzen uns dort. Wir haben gelernt, wie unsinnig es ist, sich den Mezpanern auf freiem Feld zu stellen. In den Hügeln im Osten können die Soldaten mit den Feuerwaffen nicht so gut kämpfen wie in der Ebene. Dort residiert unser König im Exil. Er ist euch für die neuen Waffen überaus dankbar.«
»Mögen sie euch gute Dienste leisten«, sagte Jochim.
»Wir brechen jetzt auf. Noch vor Anbruch der Nacht können wir eine weite Strecke zurücklegen.«
Die Unterhäuptlinge ritten rufend und schreiend durch das Lager, Hörner und Pfeifen ertönten. Auch Trommeln begannen zu dröhnen, Zelte wurden abgebrochen und Packtiere beladen. Es war ein Anblick, der jeden Fremden beeindruckte. Im Handumdrehen war das Lager, das vorher so dauerhaft aussah, eingepackt und der Zug setzte sich in Richtung Norden in Bewegung. Hael hatte seine Krieger nicht nur auf dem Schlachtfeld bestens gedrillt. Beweglichkeit war ein wichtiger Bestandteil seiner Kriegsführung, denn er wusste sehr gut, dass auch die größte Schnelligkeit auf dem Schlachtfeld langsamen Aufbruch nicht ausglich. Die Söhne König Haels suchten ihre Cabos zusammen, während sich die anderen auf den Marsch vorbereiteten.
»Ich reite nicht nach Hause«, sagte Ansa.
»Ich auch nicht«, antwortete Kairn. »Ich glaube immer noch, dass der Schlüssel zur Vernichtung Mezpas bei den Rebellen liegt, die ich im Wald traf. Ich werde mich ihnen anschließen und sehen, ob ich Todesmond Feuer unter dem Hintern machen kann, um ihn von seinen Plänen im Nordosten und Südwesten abzulenken.«
»Außerdem willst du deine Heilerin wieder sehen.«
»Das will ich. Vermisst du deine Fyana denn nicht?«
»Doch, ich vermisse sie«, bestätigte sein Bruder. »So gerne ich auch in die Schlucht reisen und sie und Vater wieder sehen möchte, muss ich erst noch etwas anderes erledigen.«
»Wovon sprichst du?«, erkundigte sich Kairn verblüfft. Er war davon ausgegangen, dass sein Bruder zur Schlucht wollte.
»Ich werde Königin Shazad aufsuchen. Da Vater und Gasam kampfunfähig sind, ist sie gegenwärtig die einzig wirklich mächtige Herrscherin. Todesmond ist nur der Vorsitzende eines Rates. Da Vater nicht handeln kann, muss es jemand anderes tun. Ich will sie dazu überreden, etwas gegen die Mezpaner zu unternehmen, ehe sie uns alle vernichten.«
»Ausgezeichnet«, sagte Kairn bewundernd. »Wirst du den Weg einschlagen, den wir bei dem Feldzug genommen haben?«
»Nein. Das Land ist zerstört und ein einzelner Reiter wird ein willkommenes Ziel abgeben. Ich reite zu einer Hafenstadt im Süden und nehme ein Schiff nach Neva. Um diese Jahreszeit ist die Seereise schneller als die Reise über Land und ich werde ein paar neue Städte sehen. Dafür brauche ich nur ein einziges Cabo. Du kannst die anderen haben.«
»Ich danke dir. Ich werde noch eine Weile mit der Armee nach Norden reiten. Wenn ich die Richtung ändere, nehme ich nur das Cabo, das ich jetzt reite, und ein Packtier mit. Den Rest übergebe ich Jochim, damit er sie nach Hause bringt.«
Ansa zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich sind sie uralt, ehe wir wieder heimkehren. Wenn du vor mir nach Hause kommst, sage Mutter, dass ich sie nicht vergessen habe.«
»Bitte tue das Gleiche für mich. Du siehst sehr niedergeschlagen aus, obwohl du die Aussicht auf ein kleines Abenteuer vor dir hast.«
Ansa konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Die Welt ist ein gefährlicher Ort, das wissen wir beide, kleiner Bruder. Vielleicht sehen wir uns erst in der Geisterwelt wieder, die Vaters Beschreibung zufolge ein höchst interessanter Ort sein soll.«
»Wenn du Mezpa erreichst«, sagte Kairn, der die Stimmung mit einem Scherz zu verbessern suchte, »dann schick einen königlichen Boten in die Heimat. Ich werde versuchen, dir ebenfalls eine Nachricht zukommen zu lassen.«
»Das werde ich.« Ansa sah sich um. Wo noch vor kurzem ein riesiges Lager gestanden hatte, war jetzt nur zertrampelter Boden, der mit allerlei Unrat übersät war. In einem Jahr würde hier wieder hohes grünes Gras wachsen
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