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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Generationen Menschen hatten auf das Unterholz eingeschlagen, damit es nicht auf ihre Felder übergriff. Sie hatten den Dschungel gerodet, um große Städte zu bauen, aber nach einer Weile waren diese Städte zu Ruinen verfallen und der Dschungel hatte wieder die Herrschaft übernommen, um erneut gerodet zu werden, damit sein Holz dem Bau neuer Städte diente. An dieser Stelle sah der Wald allerdings aus, als hätte nie ein Mensch seinen Fuß hineingesetzt.
    Der Pfad war gut ausgetreten, aber augenscheinlich handelte es sich um einen reinen Wildpfad. Keiner der Menschen, mit denen er sich in der Stadt unterhalten hatte, war je im Landesinnern gewesen. Sie alle stammten von der Küste: gestrandete Seeleute, Ausgestoßene, die darauf warteten, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, und durchreisende Kaufleute. Anscheinend gab es hier keine Einheimischen. Niemand interessierte sich für das Land, das sich hinter dem Strand erstreckte.
    Nach wenigen Schritten fühlte sich Ansa bedeutend besser. Er genoss es, sich ungestört in einem fremden Land fortzubewegen. Das endlose Meer wurde auf die Dauer langweilig.
    Das Kap der Flut gehörte offiziell zum Königreich Sono, aber das hatte wenig zu bedeuten. Normalerweise gab es in der Stadt eine kleine Garnison und ein paar Beamte, die Zölle erhoben, aber seit Gasams Invasion hatte sich niemand mehr die Mühe gemacht. Dieses Land war zerrissen, eine Wildnis, die niemand beanspruchte, da sie niemanden interessierte. Das Gebiet war zu rau und unkultiviert. Kein großer Fluss durchbrach das Gebirge und führte zu fruchtbaren Gebieten im Landesinneren. Man hatte auch keine kostbaren Erze entdeckt und es gab nicht einmal Eingeborene, die als Sklaven verkauft werden konnten. In den überhängenden Zweigen erspähte er winzige Gesichter, die auf ihn hinabstarrten. Er kannte Dutzende verschiedene Rassen von Baummännchen, aber diese hier hatte er noch nie zuvor gesehen. Die langen buschigen Schwänze waren weiß, und von schmalen schwarzen und grünen Streifen umgeben. Die Körper bedeckte ein kurzes grünes Fell und die Haut der nackten, verschrumpelten Gesichter war rosig. Manche schnatterten empört bei seinem Anblick, während ihn andere aufmerksam musterten.
    Er ging immer weiter. Urplötzlich verschwanden die grünen Baummännchen und eine größere, blaue Rasse sah auf ihn herab.
    Diese Baummännchen hatten Schwänze, die sich am Ende in zwei Spitzen spalteten. Eines der Tiere pflückte damit eine Frucht, knabberte daran und benutzte die Hände, um einen Gefährten zu entlausen.
    Gegen Mittag war Ansa schon weit in die Hügel vorgedrungen, doch der Weg führte immer steiler bergauf. Er sah viele bergab rauschende Bäche, von denen keiner zu breit zum Hinüberspringen war. Der Weg gabelte sich oftmals, aber er machte sich keine Sorgen, sich zu verirren. In welche Richtung er auch ging, er musste sich nur bergab wenden, um wieder zum Meer zu gelangen. Selbst wenn er den Weg verlor, konnte er immer noch entlang eines Baches wandern.
    Inzwischen hatte er unzählige Tiere gesehen, aber alle waren sehr klein. Die größten gehörten zu einer zierlichen, mit Hufen ausgestatteten Rasse, die ihm bis an die Hüften reichte. Auf den elegant gebogenen Hälsen saßen lange Köpfe, aus denen acht bis zehn kurze, eng zusammengerollte Hörner sprossen. Von Zeit zu Zeit streckten sie ihre schwarzen Zungen heraus, die halb so lang wie sein ganzer Arm waren, wickelten sie um einen Ast und zogen sie wieder in den Mund. Dabei rissen sie jedes einzelne Blatt ab. Dann kauten sie lange und genüsslich. Schließlich sprangen sie mit zuckenden Ohren davon und die weißen Schwänze drehten sich aufgeregt im Kreis.
    Ansa wollte gerade über einen auf dem Boden liegenden Ast springen, als sich dieser bewegte. Der Morgen war so friedlich verlaufen, dass er sich in diesem Augenblick fühlte, als raube ihm eine schwere Hand den Atem. Mit klopfendem Herzen beobachtete er, wie der ›Ast‹ von dannen kroch. Es handelte sich um eine riesige Schlange und die Schuppen und Zeichnungen des Leibes waren das perfekte Abbild der Rinde der umstehenden Bäume. Eine ganze Ewigkeit schien zu vergehen, ehe der stumpfe Schwanz im Unterholz verschwand.
    Ansa verfluchte sich innerlich. Er hätte wissen müssen, wie gut getarnt manche Riesenschlangen waren. Der beschauliche Wald und die kleinen harmlosen Tiere hatten ihn eingelullt und ihm trügerischen Frieden vorgegaukelt. Die Schlange hätte sich auch von einem Baum

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