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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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herabfallen lassen können. Vielleicht wurde er in diesem Moment von einem riesigen hungrigen Tier beobachtet.
    Er wählte eine Lichtung, um eine Pause einzulegen und zu essen. Die Lichtung war groß genug, um ihm einen guten Blick in alle Richtungen zu gestatten. Er setzte sich auf die raue Oberfläche eines flachen Steins und löste den Verschluss seiner Wasserflasche. Das Trockenfleisch und das harte Brot schmeckten nicht schlecht, aber er musste die Bissen mit viel Wasser herunterspülen und gegen Ende der Mahlzeit war die Wasserflasche fast leer. Er nahm sich vor, sie bei der nächsten Gelegenheit wieder aufzufüllen. Schnell fließende Bäche, wie er sie den ganzen Morgen überquert hatte, führten völlig sauberes Wasser.
    Gerade packte er sein Bündel zusammen, als ein weiterer Blick über die Lichtung seine Aufmerksamkeit fesselte. Er war davon ausgegangen, dass es sich um eine gewöhnliche Waldlichtung handelte, die vielleicht durch einen Blitzschlag entstanden war. Aber jetzt bemerkte er, dass sie eigentümlich rechteckig war: ein Rechteck mit zwei langen Seiten und zwei kürzeren, ein wenig gebogenen Seiten. Er stand auf und ging um die ganze Lichtung herum. Die Seiten waren nicht völlig gerade, und die Ecken lagen nicht in einem vollkommenen rechten Winkel, aber dennoch war die Form der Lichtung mit Sicherheit nicht natürlichen Ursprungs.
    Auf der Lichtung wuchsen nur niedrige Büsche und ein wenig Gras. Auf allen Seiten erhoben sich hohe Bäume, in denen es von Vögeln und Fiederfliegern, Reptilien und Baummännchen nur so wimmelte. Noch während er sich umsah, segelte eine Flugechse über ihn hinweg. Der flache Schwanz schlug hin und her. Ein Fiederflieger startete zum Angriff auf die Echse, die aber an Geschwindigkeit zulegte und zwischen den Zweigen verschwand, ehe der Fiederflieger zuschnappen konnte. Mit empörtem Quietschen ließ sich der Räuber auf einem dicken Ast nieder, schüttelte sich und flog davon.
    Da er nichts Besseres zu tun hatte, machte sich Ansa daran, die Lichtung zu erforschen. Sofort fiel ihm auf, dass auch der Stein, auf dem er gesessen hatte, seltsam rechteckig geformt war. Obwohl er stark verwittert war, musste er einst ein grob behauener Block mit geraden Seiten gewesen sein. Ansa kniff die Augen zusammen und entdeckte Gravierungen, die aber kaum noch zu erkennen waren, so dass er nicht sagen konnte, ob es sich um Bilder, eine Schrift oder nur um ein geometrisches Muster handelte.
    Er hatte angenommen, dass die Lichtung durch Blitzschlag entstanden war, aber nun fiel ihm auf, dass nirgendwo Stümpfe großer Bäume zu sehen waren, wie sie ringsumher wuchsen, sondern nur zahllose Schösslinge, die abgestorben oder verkrüppelt waren. Er hob einen flachen Stein auf und kratzte Erde fort, bis er ein kleines Stück mit flachen Steinplatten freigelegt hatte, in die seltsam verworrene Muster eingraviert waren. Nachdem er den Vorgang auch an anderen Stellen wiederholte, stellte sich heraus, dass überall auf der ganzen Lichtung große rechteckige Steinplatten lagen, die mit äußerster Genauigkeit verfugt waren.
    Da sich der Boden nach allen Seiten leicht bergab neigte, ging Ansa davon aus, dass er sich entweder auf der Ruine eines einstmals hohen Gebäudes oder einer Plattform befand, die vor vielen Jahren vom Dschungel überwuchert worden war. Die Welt war voll von solchen Relikten: die geheimnisvollen Überbleibsel längst vergangener Zivilisationen. Er war in Wüsten, Steppen und Wäldern darauf gestoßen und entlang der großen Flüsse. Sein Vater hatte ihm erklärt, dass die Welt bereits uralt und früher viel dichter bevölkert war. In einer solchen Ruine, in einer der ältesten überhaupt, hatte sein Vater das große Stahlvorkommen entdeckt, dem sein Königreich Reichtum, Macht und Ruhm verdankte.
    Was für ein Volk mochte an diesem Ort gelebt haben? Und wie hatte es damals hier ausgesehen? Die meisten seiner Stammesbrüder hätten sich nicht mit solchen Fragen beschäftigt. Sie lebten vollkommen in der Gegenwart und glaubten, dass alles seit Urzeiten unverändert verlief. Aber Ansa war mit den Geschichten seines Vaters aufgewachsen und der König hatte darauf bestanden, dass seine Söhne die Bücher gelehrter Männer lasen.
    Daher konnte sich Ansa durchaus vorstellen, dass sich an der Stelle, an der sich jetzt ein dichter Dschungel erhob, früher vielleicht eine schneebedeckte Einöde befunden hatte. Die große Sandwüste der Gegenwart mochte einst fruchtbares Ackerland

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