French, Tana
Deco da oben wohl denken, wenn er
wüsste, dass hier eine Bullen-Informantin wohnt, weil er das nämlich sehr, sehr
leicht erfahren könnte. Meinst du, er würde das an dir persönlich auslassen,
oder denkt er vielleicht, dass Isabelle appetitlicher ist? Oder auch Genevieve.
Ich frage dich, Imelda. Weil ich ja nicht weiß, was er für Vorlieben hat.«
In ihren
Augen brannte nackte Wut, wie die eines gefangenen Tiers. Wenn sie mir die
Kehle hätte durchbeißen können, sie hätte es getan. Ich sagte: »Also, was sagst
du. Hast du vor zu schreien?«
Nach einem
Moment lockerten sich ihre Muskeln allmählich, und sie schüttelte den Kopf.
Ich ließ los, fegte einen Haufen Burberryfakes von einem Sessel auf den Boden
und setzte mich. »Na bitte«, sagte ich. »Ist doch gemütlich, oder?«
Imelda
rieb sich vorsichtig das Kinn. »Schwein«, sagte sie.
»Das war
ja wohl nicht meine Entscheidung, Süße. Ich hab dir zweimal die Chance gegeben,
wie ein gesitteter Mensch mit mir zu reden, aber nein: Du wolltest es so
haben.«
»Mein Typ
kommt jeden Moment nach Hause. Der ist beim Sicherheitsdienst. Mit dem solltest
du dich lieber nicht anlegen.«
»Das ist
komisch, wo er doch letzte Nacht nicht zu Hause war und hier in diesem Zimmer
nichts darauf hindeutet, dass es ihn überhaupt gibt.« Ich kickte die
Pseudo-Burberrysachen beiseite, damit ich die Beine ausstrecken konnte. »Wieso
tischst du mir so eine Lüge auf, Imelda? Sag bloß nicht, du hast Angst vor
mir.«
Sie
schmollte in ihrer Sofaecke, Arme und Beine fest verschränkt, aber das brachte
sie in Rage. »Hättste wohl gern, Francis Mackey. Ich hab schon Leute zusammengeschlagen,
die ein ganz anderes Kaliber hatten als du.«
»Das kann
ich mir vorstellen. Und wenn du sie nicht
zusammenschlagen kannst, dann rennst du zu jemandem, der das kann. Du hast
mich bei Rocky Kennedy verpfiffen - nein, halt verdammt nochmal deine große
Klappe und versuch nicht, mir irgendeinen Scheiß zu erzählen -, und das macht
mich ziemlich sauer. Aber der Schaden lässt sich leicht beheben. Du musst mir
nur verraten, wem du von Rosie und mir erzählt hast, und alles ist in null
Komma nix vergeben und vergessen.«
Imelda
zuckte die Achseln. Im Hintergrund gingen die TV-Affen noch immer mit dem
Studiomobiliar aufeinander los. Ich beugte mich vor, wobei ich Imelda für alle
Fälle im Auge behielt, und riss den Stecker aus der Dose. Dann sagte ich: »Ich
hab dich nicht verstanden.«
Wieder ein
Achselzucken. Ich sagte: »Ich finde, ich war überaus geduldig mit dir. Aber
hier und jetzt, womit hast du's da zu tun? Du hast mit mir zu tun, und ich bin
kurz davor, die Geduld zu verlieren. Sieh dir alles gut an. Denn was als Nächstes
kommt, ist längst nicht mehr so nett.«
»Na und?«
»Na und?
Ich dachte, man hätte dich vor mir gewarnt.«
Ich sah
Angst über ihr Gesicht flackern. Ich sagte: »Ich weiß, was man sich hier so
alles erzählt. Was meinst du, Imelda, wen hab ich umgebracht? Rosie oder Kevin?
Oder beide?«
»Ich habe
nie behauptet -«
»Also, ich
tippe auf Kevin. Hab ich recht? Ich hab gedacht, er hat Rosie umgebracht, und
deshalb hab ich ihn mit einem Tritt aus dem Fenster befördert. Hast du dir das
so zurechtgelegt?«
Imelda war
klug genug, nicht zu antworten. Meine Stimme wurde immer lauter, aber es war
mir egal, ob Deco und seine Drogenkumpel jedes Wort mitbekamen. Ich hatte die
ganze Woche auf eine Gelegenheit gewartet, so die Beherrschung zu verlieren.
»Eins würde ich gern wissen: Wie blöd muss man sein, wie unglaublich dämlich, um
Spielchen mit jemandem zu spielen, der seinem eigenen Bruder so was antut? Ich
bin nicht in der Stimmung, mich verarschen zu lassen, Imelda, und gestern hast
du mich den ganzen Nachmittag verarscht. Hältst du das für eine gute Idee?«
»Ich
wollte bloß —«
»Und jetzt
tust du's schon wieder. Legst du es bewusst drauf an, mich weiter zu reizen?
Willst du, dass ich richtig ausraste?«
»Nein —«
Ich sprang
aus dem Sessel hoch, packte die Rückenlehne des Sofas rechts und links von
ihrem Kopf und schob mein Gesicht so nah an ihres, dass ich Käse-Zwiebel-Chips
in ihrem Atem riechen konnte. »Ich erklär dir jetzt mal was, Imelda. Und ich
werde mich ganz einfach ausdrücken, damit selbst du es verstehen kannst.
Innerhalb der nächsten zehn Minuten, das schwöre ich bei Gott, wirst du meine
Frage beantworten. Ich weiß, dass du gerne bei der Geschichte bleiben würdest,
die du Kennedy verklickert hast, aber die Möglichkeit hast
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