Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
Vom Netzwerk:
vielleicht
erzählt.«
    »Dass ihr
zwei durchbrennen wolltet, meinst du? Oder dass sie ...«
    »Sowohl
als auch.«
    Sie zuckte
die Achseln. »Ach, Menschenskind, Mandy«, sagte ich und legte eine leichte
Belustigung in meine Stimme. »Es ist über zwanzig Jahre her. Ehrlich, ich flipp
schon nicht aus, weil Mädchen nun mal miteinander quatschen. Ich würd's nur
gern wissen.«
    »Ich hatte
keinen Schimmer, dass sie überlegt hat, mit dir Schluss zu machen. Ehrenwort,
nicht die geringste Ahnung. Du kannst mir glauben, Francis, als ich gehört hab,
dass ihr zwei nicht zusammen wart, war ich total baff. Ich hab echt gedacht,
ihr hättet geheiratet und inzwischen ein halbes Dutzend Kinder am Hals.«
    »Dann
wusstest du also, dass wir zusammen wegwollten?«
    »Ihr seid
in derselben Nacht verschwunden. Alle Welt hat das gedacht.«
    Ich
grinste sie an und schüttelte den Kopf. »>Schluss machen<, hast du
gesagt. Also wusstest du, dass wir noch zusammen waren. Wir hatten das fast
zwei Jahre geheim gehalten, oder zumindest dachte ich, wir hätten.«
    Nach einem
Moment verzog Mandy das Gesicht und warf die Socken in den Wäschekorb. »Du
Schlaumeier. Sie hat uns nicht immer alles brühwarm erzählt, weiß Gott nicht.
Sie hat nie ein Wort gesagt, bis ... Bis du mit Rosie was trinken gegangen
bist, etwa eine Woche, bevor ihr zwei euch vom Acker gemacht habt. Irgendwo in
der Stadt, glaub ich?«
    Im O'Neill auf der
Pearse Street, wo alle Studenten Rosie hinterherschauten, als sie mit einem
Glas Bier in jeder Hand zurück zu unserem Tisch ging. Sie war, soweit ich
wusste, das einzige Mädchen, das gern Bier trank, und sie gab selbst auch immer
eine Runde aus. »Ja«, sagte ich. »Sind wir.«
    »Dadurch
ist es rausgekommen. Sie hatte ihrem Dad nämlich erzählt, sie würde mit mir
und Imelda ausgehen, aber sie hatte uns nicht Bescheid gesagt, dass wir sie
decken sollten, verstehst du? Wie gesagt, sie hat dich richtig gut
verheimlicht; wir hatten keinen Schimmer. Aber an dem Abend sind wir beide
früher als sonst nach Hause gegangen, und Mr Daly hat zufällig am Fenster
gestanden und uns kommen sehen, ohne Rosie. Sie ist erst viel später
zurückgekommen.« Mandy lächelte ihr Grübchenlächeln. »Ihr zwei müsst euch 'ne
Menge zu erzählen gehabt haben, was?«
    »Ja«,
sagte ich. Gutenachtküsse, gegen die Mauer vom Trinity gepresst, meine Hände
auf ihren Hüften, um sie ganz eng an mich zu ziehen.
    »Jedenfalls,
Mr Daly hat auf sie gewartet. Rosie ist am nächsten Tag zu mir gekommen — das
war ein Samstag —, und sie hat gesagt, er ist total ausgerastet.«
    Und schon
waren wir wieder bei dem großen bösen Mr Daly. »Kann ich mir denken«, sagte
ich.
    »Ich und
Imelda haben sie gefragt, wo sie gewesen ist, aber das wollte sie nicht sagen.
Sie hat nur erzählt, wie wütend ihr Dad war. Da haben wir uns gedacht, dass sie
sich mit dir getroffen haben muss.«
    »Ich hab
mich immer gefragt«, sagte ich, »was Matt Daly eigentlich gegen mich hatte?«
    Mandy
blinzelte. »Gott, keine Ahnung. Er und dein alter Herr können sich nicht
riechen; vielleicht hat es was damit zu tun. Aber spielt das noch eine Rolle?
Du lebst nicht mehr hier, du kriegst ihn nie zu Gesicht ...«
    Ich sagte:
»Rosie hat mich verlassen, Mandy. Sie hat mich einfach abserviert, aus heiterem
Himmel, und ich hab nie begriffen, warum. Wenn es eine Erklärung gibt,
irgendeine, würde ich furchtbar gern wissen, welche. Ich würde furchtbar gern
wissen, ob ich irgendetwas hätte tun können, damit alles anders gekommen wäre.«
    Ich machte
mächtig einen auf tapfer-aber-leidend, und prompt wurde Mandys Mund weich vor
Mitgefühl. »Ach, Francis ... Rosie hat sich doch einen feuchten Dreck darum
gekümmert, was ihr Dad von dir gehalten hat. Das weißt du.«
    »Mag sein.
Aber wenn sie wegen irgendwas besorgt war oder mir was verschwiegen hat oder
wenn sie vor irgendwem Angst hatte ... Wie genau ist er eigentlich ausgerastet,
wenn er auf sie wütend war?«
    Mandy
blickte verdutzt oder argwöhnisch, ich war mir nicht sicher. »Wie meinst du
das?«
    »Mr Daly
war jähzornig«, sagte ich. »Als er dahinterkam, dass Rosie mit mir ging, war
sein Gebrüll auf der ganzen Straße zu hören. Ich hab mich immer gefragt, ob das
alles war oder ob ... na ja. Ob er sie geschlagen hat.«
    Ihre Hand
fuhr hoch zum Mund. »Jesses, Francis! Hat sie je was in der Richtung gesagt?«
    »Mir
gegenüber nicht, aber vielleicht ja nur, weil sie nicht wollte, dass ich ihren
Dad windelweich prügele.

Weitere Kostenlose Bücher