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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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vor, eins zu knacken.
Hätte bloß noch gefehlt, dass der Koffer weg war, wenn ich wiederkam. Ich
lehnte mich mit dem Hintern gegen den Kofferraum, beschriftete meine
Fingerabdruck-Fifi-Umschläge, rauchte eine Zigarette und starrte die Zukunft
unseres Landes so lange an, bis sie kapierten, was Sache war, und sich
verpissten, um sich ein ungefährlicheres Opfer zu suchen.
    Die
Wohnung der Dalys war spiegelbildlich zu unserer geschnitten. Dort ließ sich
nirgendwo eine Leiche verstecken, zumindest nicht langfristig. Falls Rosie in
der Wohnung gestorben war, dann hatten die Dalys zwei Möglichkeiten gehabt.
Angenommen, Mr Daly hatte eine gehörige Portion Mumm, was ich nicht
ausschließen wollte, dann hätte er sie in irgendetwas einwickeln und zur
Haustür raustragen können, um sie im Fluss zu versenken, auf einem verlassenen
Grundstück zu verbuddeln oder auf die nächste Müllhalde zu werfen, wie Shay
charmanterweise vorgeschlagen hatte. Aber in den Liberties hätte ihn dabei
leicht jemand beobachten können, der sich dann daran erinnert und darüber
geredet hätte. Mr Daly kam mir nicht vor wie eine Spielernatur.
    Die
Alternative für die Nicht-Spielernatur war der Garten hinterm Haus.
Wahrscheinlich war die Hälfte der Gärten inzwischen mit Sträuchern und
Veranden und diversen schmiedeeisernen Kinkerlitzchen aufgemotzt, aber damals
waren sie vernachlässigt und verwildert: dürres Gras, Erde, Bretter und kaputte
Möbel und das ein oder andere Schrottfahrrad. Kein Mensch ging in den Garten,
außer er musste zum Klo, oder im Sommer, um Wäsche aufzuhängen. Das ganze Leben
spielte sich vorne ab, auf der Straße. Es war kalt gewesen, aber nicht so kalt,
dass der Boden gefroren gewesen wäre. Um heimlich ein Grab auszuheben, hätten
zwei Nächte genügt, pro Nacht eine Stunde, und dann noch eine in der dritten
Nacht, um es wieder zuzuschütten. Niemand hätte was gemerkt. Die Gärten hatten
kein Licht, in dunklen Nächten brauchte man eine Taschenlampe, um den Weg zum
Klo zu finden. Keiner hätte was gehört. Die Harrison-Schwestern waren
stocktaub, die nach hinten liegenden Fenster von Veronica Crottys Erdgeschosswohnung
waren mit Brettern vernagelt, damit keine Wärme verlorenging, die Fenster der
Nachbarn waren wegen der Dezemberkälte bestimmt fest verschlossen. Das fertige
Grab brauchte bloß noch mit einem Stück Wellblech oder einem alten Tisch oder
was sonst noch so rumlag abgedeckt zu werden. Niemand würde Verdacht schöpfen.
    Ohne
Durchsuchungsbeschluss würde ich nicht in den Garten kommen, und ich bekam
keinen, wenn ich nicht irgendetwas vorweisen konnte, das auch nur eine flüchtige
Ähnlichkeit mit einem hinreichenden Verdacht hatte. Ich warf meine Kippe weg
und ging zurück zum Faithful Place, um mit Mandy Brophy zu sprechen.
     
    Mandy war
die Erste, die sich offenkundig, unzweifelhaft freute, mich zu sehen. Sie stieß
einen Schrei aus, der fast das Dach abgedeckt hätte. Ganz sicher war meine Ma
bei dem Krach gleich wieder zum Fenster gerannt. »Francis Mackey! Jesus, Maria
und Josef!« Sie stürzte sich auf mich und drückte mich so fest, dass ich blaue
Flecke bekam. »Mich trifft der Schlag. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass du
noch mal hier aufkreuzt. Was machst du denn hier?«
    Sie hatte
eine Mammy-Figur bekommen, mit einer dazu passenden Mammy-Frisur, aber die
Grübchen waren noch dieselben. »Dies und das«, sagte ich lächelnd. »Ich dachte,
ich schau mal nach, wie es allen so geht.«
    »Das wurde
aber auch Zeit, Mensch. Los, rein mit dir. He, ihr beiden« - zwei
dunkelhaarige, rundäugige kleine Mädchen lagen ausgestreckt auf dem Boden im
Wohnzimmer -, »geht nach oben und spielt in eurem Zimmer, ich möchte in Ruhe
mit dem Onkel sprechen. Na los!« Sie scheuchte die Mädchen mit den Händen
hinaus.
    »Die sind
dir ja wie aus dem Gesicht geschnitten«, sagte ich und nickte hinter den
Kindern her.
    »Zwei
kleine Satansbraten sind sie, und was für welche. Die schaffen mich richtig,
das ist kein Witz. Meine Ma sagt, das ist die Quittung dafür, dass ich ihr
ständig auf dem Kopf rumgetanzt bin, als ich jung war.« Sie fegte
halbangezogene Puppen und Bonbonpapierchen und abgebrochene Buntstifte vom
Sofa. »Und, was muss ich hören, du bist jetzt bei der Polizei. Was richtig
Seriöses ist aus dir geworden.«
    Sie hatte
den Arm voller Spielsachen und lächelte zu mir hoch, aber ihre schwarzen Augen
waren scharf und wachsam: Sie testete mich. »Übertreib mal nicht«, sagte ich,
senkte den

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