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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Kopf und schenkte ihr mein bestes Ungezogener-Junge-Grinsen. »Ich
bin erwachsen geworden, mehr nicht. Genau wie du.«
    Sie zuckte
die Achseln. »Ich bin so geblieben, wie ich immer war. Guck dich um.«
    »Ich auch.
Du kannst zwar vom Place wegziehen ...«
    »Aber er
steckt uns im Blut.« Ihre Augen blieben noch eine Sekunde länger argwöhnisch.
Dann nickte sie, eine rasche knappe Bewegung, und deutete auf das Sofa. »Na
los, setz dich. Du trinkst eine Tasse Tee, ja?«
    Und ich
war drin. Es gibt kein mächtigeres Passwort als die Vergangenheit. »Um Gottes
willen, nein. Ich hab eben erst gefrühstückt.«
    Mandy warf
die Spielsachen in eine rosa Spielzeugkiste aus Plastik und knallte den Deckel
zu. »Wirklich nicht? Hast du was dagegen, wenn ich dann die Wäsche falte,
während wir uns unterhalten? Bevor die zwei Prinzessinnen wieder runterkommen
und das Zimmer gleich wieder auf den Kopf stellen.« Sie ließ sich neben mir
aufs Sofa plumpsen und zog einen Wäschekorb näher heran. »Hast du mitgekriegt,
dass ich Ger Brophy geheiratet hab? Er ist jetzt Koch. Ger hat schon immer
furchtbar gern gegessen.«
    »Jamie
Oliver, was?«, sagte ich und grinste sie anzüglich an. »Sag mal, bringt er
seinen Pfannenheber mit nach Hause, für den Fall, dass du frech bist?«
    Mandy
kreischte auf und schlug mir klatschend aufs Handgelenk. »Du Ferkel. Du hast
dich kein bisschen verändert, was? Nee, er ist kein Jamie Oliver, er arbeitet
in einem von den neuen Hotels am Flughafen. Er sagt, da steigen überwiegend
Familien ab, die ihren Flug verpasst haben, und Geschäftsleute, die mit ihren
Geliebten irgendwohin wollen, wo sie nicht auffallen. Das Essen interessiert
kein Schwein. Einmal, ich schwöre, das ist wahr, hat er aus Langeweile zum Frühstück
Bananen mit in die Pfanne gehauen, bloß um zu sehen, was passiert. Keiner hat
auch nur ein Wort gesagt.«
    »Die haben
bestimmt gedacht, das wäre Nouvelle Cuisine. Nicht schlecht, dein Ger.«
    »Ich weiß
nicht, was die gedacht haben, aber alle haben es gegessen. Eier und Würstchen
und Banane.«
    Ich sagte:
»Ger ist schwer in Ordnung. Ihr beide habt was auf die Beine gestellt.«
    Sie
schüttelte mit einem Knall ein kleines rosa Sweatshirt aus. »Tja, ich kann
nicht meckern. Er hat Humor. Das mit uns war ja sowieso abzusehen. Als wir Ma
von unserer Verlobung erzählt haben, hat sie gesagt, das hätte sie schon kommen
sehen, seit wir in den Windeln lagen. Genau wie bei ...« Ein rascher Blick zu
mir. »Genau wie bei den meisten Ehen hier.«
    Früher
hätte Mandy schon längst alles über den Koffer erfahren gehabt, samt
detaillierten schauerlichen Spekulationen. Die nicht mehr so gut
funktionierende Gerüchteküche und die gründliche Arbeit, die mein tapferer
Kevin bei Ma leistete, hatten zur Folge, dass Mandy nicht nervös war, und sie
war auch nicht auf der Hut. Bloß ein wenig taktvoll, um meine gekränkten
Gefühle nicht zu verletzen. Ich lehnte mich entspannt auf dem Sofa zurück und
genoss es, solange es währte. Ich finde chaotische Räume gemütlich, Räume, wo
eine Frau und Kinder auf jedem Quadratzentimeter Spuren hinterlassen haben:
klebrige Fingerabdrücke an den Wänden, Kleinkram und rosa Haarutensilien auf
dem Kaminsims, dieser Geruch nach blumigen Sachen und Bügelwäsche.
    Wir
plauderten eine Weile über dies und das: ihre Eltern, meine Eltern,
verschiedene Nachbarn, die geheiratet oder Nachwuchs bekommen hatten oder in
die Vororte gezogen waren oder von faszinierenden gesundheitlichen Problemen
geplagt wurden. Imelda wohnte noch in der Nähe, nur zwei Minuten zu Fuß
entfernt auf der Hallows Lane, aber irgendetwas an Mandys Mundwinkeln verriet
mir, dass die beiden sich nicht mehr so oft sahen, und ich fragte nicht weiter
nach. Stattdessen brachte ich sie zum Lachen: Wer eine Frau zum Lachen bringt,
hat sie schon halb zum Reden gebracht. Sie hatte noch immer dasselbe volle,
perlende Kichern, das förmlich aus ihr rausplatzte und furchtbar ansteckend
war.
    Es dauerte
etwa zehn Minuten, bis Mandy beiläufig fragte: »Sag mal, hast du je irgendwas
von Rosie gehört?«
    »Kein
Sterbenswörtchen«, sagte ich, genauso leichthin. »Du?«
    »Nichts.
Ich dachte ...« Wieder dieser Blick. »Ich dachte bloß, du hättest vielleicht
was gehört« Ich fragte: »Hast du's gewusst?«
    Sie hatte
die Augen auf die Socken gerichtet, die sie ineinanderstülpte, doch ihre Lider
flatterten. »Was meinst du?«
    »Du und
Rosie, ihr wart doch gut befreundet. Ich dachte, sie hätte es dir

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