Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
wir haben kein Wort gesprochen, oder?« Moni nickte mit verkniffenem Mund.
    »Und das Messer, der abgeschnittene Kopf und so weiter? Nicht geplant?«
    Johannes zuckte die Schultern. Moni aber stand wie in Trance auf, kniete sich vor das Bett und fingerte darunter herum. Mit einem Klappern löste sie ein Stück des Dielenbodens. Elkes Körper spannte sich und überrascht bemerkte sie das Satellitentelefon in ihrer Hand. Das hatte sie ganz vergessen. Unauffällig tippte sie die Nummer des Polizeinotrufes ein und hielt den Daumen über der Ruftaste. Sollte etwas passieren, wollte sie wenigstens Hörzeugen haben.
    Moni drehte sich in der Hocke zu ihr um. Ihre Finger umschlos sen ein langes Messer, dessen Horngriff mit Korallen und Türkisen verziert war und dessen Klinge in einer ebenso besetzten Scheide steckte. Sie legte es zwischen sich und die Polizistin auf den Boden. Dabei wirkte sie wie jemand, der ein Geschenk darbrachte. Elkes Griff am Telefon entspannte sich. Sie ging auf die Waffe zu und kramte aus ihrer Hosentasche den gefundenen Türkis hervor. An einer Stelle des Messergriffes war eine Lücke, das Fundstück dürfte perfekt hineinpassen. Sie lächelte zufrieden. Vorsichtig zog sie das schwere Zerlegewerkzeug mit dem Fuß zu sich, ließ es aber auf dem Boden liegen.
    »Ein sehr schönes Stück. Wie hast du es bekommen?«
    »Es war ein Geschenk des Clanchefs, oder Dorfvorstehers, wenn du willst. Er hat es mir zum Abschied gegeben. Ich glaube, er hat gesehen, wie beeindruckt ich von all dem da oben auf dem Plateau war. Wie der Kreislauf des Lebens sich schließt, mit welcher Würde die Ragyapas ihr Werk verrichten. Die Freundlichkeit der Leute, ihre innere Gelassenheit. Als ich nach hier zurückkam, war ich verändert. Das Messer ist ein kostbares Andenken.«
    »Und warum hast du es benutzt, ich meine überhaupt den Toten zerteilt?«
    »Ich musste es richtig machen. Wenn man schon Leben nimmt, dann wenigstens mit dem Körper gut umgehen. Es war wie ein Traum. Ich hatte starke Erinnerungen an Sikkim, an mein Dorf da oben. Es sollte ein Abschluss sein, ich wollte die Seele befreien.«
    »Wieso nur Kopf, Arm und Hand?«, fragte Elke. Johannes, der über die letzten Tage mitbekommen hatte, welche Körperteile gefunden worden waren, sah Moni ebenfalls neugierig an.
    »Eigentlich hätte der ganze Körper so verteilt werden müssen, aber ich kam nicht weiter. Etwas hat mich gelähmt. Beim Schneiden hab ich gemerkt, wie widerwärtig ich das fand. Einmal angefangen, wollt ich wenigstens das zu Ende bringen. Aber ich bin dann doch kein Ragyapa, hab das vorher ja nie gemacht. Nur zugesehen.«
    »Wie hast du denn die Teile transportiert? Hast du die in der Hand vom Grünsee zum Zirbenmaterl getragen?« Elke schauerte bei der Vorstellung, und Moni musste unwillkürlich lächeln.
    »Nein, natürlich nicht. Ich hab alles in meinen kleinen Rucksack verstaut.«
    »Und wo ist der jetzt?«
    »Unter der Plane da im Hof hinter der neuen Stube.« Die Polizistin wusste, wo das war, da hatte die Wirtin das zerschlagene Kruzifix auch deponiert. »Ich wollte den irgendwann verbrennen, aber dazu ist es jetzt zu spät.« Elke nickte.
    »Wer hat denn den Eintrag im Hüttenbuch gemacht und Sankt Nepomuk als Wiesbeils nächstes Ziel angegeben? Nach allem, was ich von dem Mann gehört habe, scheint mir das nicht zu passen. Der wird sich über so eine läppische Regel hinweggesetzt und aufs Reinschreiben verzichtet haben. Also, wer?«
    »Na, ich.« Moni legte den Kopf seitlich, die Hände öffneten sich zu einer Ergebenheitsgeste. »Es sollte ja kein Verdacht entstehen, wo er abgeblieben war. Da war der eingetragene Abstieg ein perfektes Manöver.«
    »Hallo, ist da wer?« Eine Männerstimme hallte von unten das Treppenhaus hoch. »Hallo?«
    »Zefix, das kann doch gar nicht sein!«, war Gundi im Gang zu hören. Wenige Sekunden später wurde die Tür aufgerissen. Der Mann trug Wanderschuhe, Anorak und eine Stirnlampe.
    »Ich bin der Wirt vom Riemannhaus. Wer ist Elke Hundgeburth?« Die hob die Hand. »Kommissar Heustapel hat mich angerufen und um Hilfe gebeten. Er hat mir einiges erzählt.« Seine Augen glitten über das Messer am Boden zu Moni und Johannes. Sein Blick bat um Entschuldigung, schließlich kannte er die beiden gut.
    »Vielleicht bekomm ich jetzt mal eine Erklärung, was das alles soll?« Gundi stand mit verschränkten Armen in der Tür und blic kte wütend in den Raum.

    Endgültig wurde die Nachtruhe durch das Knattern von

Weitere Kostenlose Bücher