Freu dich des Lebens
was?‹ sagte er fröhlich. Während ich dastand und ihm nachstarrte, erkannte ich plötzlich, wie reich ich war. Ich hatte zwei Beine! Ich konnte gehen! Ich schämte mich über mein Selbstmitleid. Ich sagte mir, wenn der Mann dort fröhlich und zuversichtlich und glücklich sein kann, obwohl er keine Beine hat, dann muss ich das erst recht können. Ich glaubte schon fast zu spüren, wie sich meine Brust hob. Ich hatte die Bank um hundert Dollar anpumpen wollen. Jetzt hatte ich den Mut, zweihundert zu verlangen. Ich hatte sagen wollen, dass ich versuchen würde, einen Job zu finden, jetzt erklärte ich optimistisch, ich würde nach Kansas City fahren, weil ich dort Arbeit bekäme. Man gab mir die zweihundert Dollar Kredit. Und ich fand auch Arbeit.
Jetzt klebt an meinem Badezimmerspiegel ein Zettel, den ich jeden Morgen beim Rasieren betrachte. Es steht folgender Spruch darauf:
Das Leben war trübe, und Dollar hatte ich keine,
Da traf ich auf der Straße einen Mann ohne Beine.«
Eddie Rickenbacker trieb einmal zusammen mit anderen Schiffbrüchigen 21 Tage lang in Schlauchbooten auf dem Pazifik, ehe sie aufgefischt wurden. Ich fragte ihn, was für einen Einfluss dieses Abenteuer auf sein Leben gehabt habe. »Ich habe vor allem daraus gelernt«, sagte er, »dass man sich niemals über irgend etwas beklagen sollte, solange man genug frisches Wasser zum Trinken und genug Brot zum Essen hat.«
Das Magazin Time brachte einmal einen Bericht über einen Unteroffizier, der auf Guadelcanal verwundet worden war. Ein Granatsplitter hatte ihn an der Kehle getroffen. Er bekam sieben Bluttransfusionen. »Bleibe ich am Leben?« schrieb er auf einen Zettel. Der Arzt bejahte.
»Werde ich wieder sprechen können?« schrieb der Unteroffizier. Wieder war die Antwort. »Ja!« Da kritzelte der Unteroffizier folgenden Kommentar auf seinen Zettel:
»Verdammt noch mal, worüber mache ich mir dann eigentlich Sorgen?«
Warum machen Sie nicht auch einmal eine Pause und fragen sich: »Verdammt noch mal, worüber mache ich mir eigentlich Sorgen?« Vermutlich werden Sie feststellen, dass etwas verhältnismäßig Unwichtiges und Unbedeutendes dahintersteckt.
Etwa neunzig Prozent aller Dinge in unserem Leben sind in Ordnung, nur etwa zehn Prozent sind es nicht.
Wenn wir glücklich sein wollen, brauchen wir uns nur auf diese neunzig Prozent zu konzentrieren und die zehn, die nicht in Ordnung sind, nicht zu beachten. Wenn wir aber verbittert und ängstlich sein und ein Magengeschwür bekommen wollen, müssen wir es genau umgekehrt machen und nur die zehn Prozent sehen, die nicht so sind, wie wir es uns wünschen. Die Worte ›Denke und danke‹ stehen in vielen englischen Kirchen aus der Zeit Cromwells. Auch wir sollten sie immer in unserem Herzen bewahren. Denken wir an all das, wofür wir dankbar sein müssen, und danken wir Gott für alle Gaben und Wohltaten!
Jonathan Swift, der Autor von Gullivers Reisen, war der schlimmste Pessimist, den die englische Literatur kennt.
Er bedauerte so sehr, geboren worden zu sein, dass er Schwarz trug und an seinem Geburtstag fastete. Dennoch pries er die großen heilenden Kräfte der Heiterkeit und des Glücklichseins. »Die besten Ärzte der Welt«, erklärte er, »sind Dr. Essen, Dr. Ruhe und Dr. Fröhlich.«
Sie und ich können »Dr. Fröhlichs« Hilfe alle Stunden am Tag umsonst haben, wenn wir uns auf die unglaublichen Reichtümer konzentrieren, die wir besitzen - Reichtümer, die viel bedeutender sind als die märchenhaften Schätze von Ali Baba. Würden Sie Ihre Augen für eine Milliarde Dollar verkaufen? Wie viel würden Sie für Ihre beiden Beine haben wollen? Und Ihre Hände? Ihr Gehör? Ihre Kinder? Ihre Familie? Zählen Sie Ihre Aktivposten einmal zusammen, und Sie werden feststellen, dass Sie sie für alles Gold der Rockefellers, der Fords und der Morgans zusammen nicht hergeben würden.
Doch wissen wir sie zu schätzen? O nein! Wie Schopenhauer sagte: »Wir denken selten an das, was wir haben, sondern immer nur an das, was uns fehlt.« Ja, unsere Tendenz, immer an das zu denken, was wir nicht besitzen, ist die größte Tragödie auf dieser Erde. Vielleicht ist sie an mehr Elend schuld als alle Kriege und Krankheiten der Geschichte.
Sie war auch der Grund, warum John Palmer zu einem alten Nörgler wurde und seine Ehe fast kaputtmachte. Ich weiß es, denn er hat es mir selbst erzählt.
»Kurz nach meiner Entlassung aus der Armee«, sagte er, »gründete ich meine eigene Firma.
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