Freu dich des Lebens
Sie wünschen oder was irgend jemand wünscht, interessiert mich alles nicht. Lassen Sie sich das ein für allemal gesagt sein: Mich interessiert nur, was ich wünsche - und davon steht in Ihrem läppischen Brief bis jetzt kein Wort.)
Würden Sie deshalb die... -Gesellschaft auf die Vorzugsliste der regelmäßigen Empfänger der wöchentlichen Informationsbulletins Ihrer Rundfunkstation setzen, damit wir für unsere Kunden geeignete Sendezeiten belegen können.
(»Vorzugsliste«. Das schlägt dem Fass nun doch den Boden aus! Da geben Sie mir mit Ihrem hochtrabenden Gewäsch über Ihre Gesellschaft das Gefühl, ich sei der letzte Gartenzwerg - und dann verlangen Sie von mir, dass ich Sie auf eine »Vorzugsliste« setze. Dabei halten Sie es nicht einmal für nötig, »bitte« zu sagen.)
Eine umgehende Empfangsbestätigung dieses Briefes mit gleichzeitigen Angaben über Ihre zukünftige Programmgestaltung wäre für beide Teile nützlich.
(Idiot! Sie schicken mir einen vervielfältigten Brief ins Haus - ein Rundschreiben, das überall herumwirbelt wie Herbstblätter - und haben die Kühnheit, von mir zu verlangen, dass ich mich hinsetze, während mich die Sorgen um die Hypothek, die Blattläuse und den Blutdruck quälen, und ein persönliches Schreiben diktiere, um Ihren Wisch zu bestätigen. Und das erst noch »umgehend«.
Was heißt hier »umgehend«? Wissen Sie eigentlich nicht, dass ich genauso viel zu tun habe wie Sie - oder es mir jedenfalls einbilde? Wer gab Ihnen überhaupt das Recht, mich herumzukommandieren?... Sie schreiben, es wäre »für beide Teile nützlich«. Endlich, endlich kommt Ihnen in den Sinn, die Sache auch einmal von meinem Standpunkt aus zu betrachten. Inwiefern ich davon profitieren würde, verraten Sie allerdings nicht.)
Mit vorzüglicher Hochachtung
John Doe
Leiter der Abteilung für Rundfunkwerbung
PS Der beiliegende Zeitungsausschnitt wird Sie interessieren. Vielleicht lassen Sie ihn über Ihre Station senden.
(Jetzt, im Nachsatz, erwähnen Sie endlich etwas, das mir helfen könnte, meine Probleme zu lösen. Warum haben Sie nicht am Anfang Ihres Briefes davon gesprochen? Aber lassen wir das. Ein Reklamefachmann, der einen solchen Unsinn in die Welt hinausschickt, müsste einmal sein verlängertes Mark zur Untersuchung bringen. Was Sie brauchen, sind nicht Angaben über unsere zukünftige Programmgestaltung: Sie brauchen einen Liter Jod für Ihre Schilddrüsen.)
Wenn jemand, der sein Leben lang in der Werbung tätig war und sich einbildet, er beherrsche die Kunst, Menschen zum Kaufen zu animieren, einen solchen Brief schreibt, was können wir dann von einem Metzger, Bäcker oder Automechaniker erwarten?
Hier gleich noch ein weiterer Brief. Er wurde vom Leiter eines großen Transportunternehmens an einen meiner Kursteilnehmer geschickt. Was glauben Sie, welche Wirkung dieser Brief auf den Empfänger hatte?
Sehr geehrte Herren, der Betrieb unserer Speditionsabteilung leidet darunter, dass ein wesentlicher Teil der zum Transport bestimmten Güter jeweils erst am späten Nachmittag in unseren Besitz gelangt. Das führt zu Stauungen, Überstunden unserer Angestellten, verspäteter Spedition und in einigen Fällen zu verspäteten Lieferungen. So trafen beispielsweise am 10. November von Ihrer Firma 510 Frachtstücke erst um 16.20 Uhr zum Versand bei uns ein.
Wir bitten dringend um Ihre Mithilfe, damit sich in Zukunft solche Schwierigkeiten wegen später Anlieferung der Güter vermeiden lassen. Dürfen wir Sie deshalb ersuchen, uns Sendungen, die noch am Aufgabetag spediert werden sollen, früher oder zum Teil schon am Vortag zu liefern? Unter diesen Umständen wären wir sicher in der Lage, Ihnen eine schnellere Abfertigung zu garantieren, mit der Zusicherung, dass die Güter noch gleichentags hei uns abgehen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Der Geschäftsführer: J... B...
Nachdem der Verkaufsleiter der angeschriebenen Firma diesen Brief gelesen hatte, schickte er ihn mit dem folgenden Kommentar an mich: »Dieser Brief hat genau die gegenteilige Wirkung. Er beginnt mit den Schwierigkeiten der Transportfirma, die uns im Grunde gar nicht interessieren. Man ersucht uns um unsere Mitarbeit, ohne auch nur zu fragen, ob uns das überhaupt passt. Erst im letzten Abschnitt wird erwähnt, dass unter dieser Voraussetzung eine schnellere Abfertigung möglich ist und unsere Waren garantiert noch am selben Tage spediert werden. Das einzige, woran wir wirklich interessiert sind, steht am
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