Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Fakten“, warf Ritter ein, der schon ein wenig ungeduldig wurde.
„Laura Pestalozzi hat dort als Eventmanagerin gearbeitet“, sagte Braun und zeigte auf ein Foto von Laura. „Sie wusste also Bescheid, was dort abging. Brigitta oder Lola, die Tochter des Polizeipräsidenten, hat bei derselben Modelagentur gearbeitet wie Laura und die beiden haben sich gekannt.“ Braun vergrößerte ein Bild, das die tote Lola auf dem Stahltisch in der Gerichtsmedizin ohne die Folie vor dem Gesicht zeigte.
„Muss das sein, Braun?“ Ritter zuckte angeekelt zurück, als Braun die Aufnahme vergrößerte.
„Jemand Unbekannter, vielleicht auch der Mörder, hat die DVD und Lolas Habseligkeiten an eine Journalistin geschickt. Er will, dass wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Das ist doch klar. Das Motiv für diesen spektakulären Mord ist dort zu finden.“ Braun tippte mit seinem Finger wieder auf die Luftaufnahme der Villa.
„Das sind nur leider keine Fakten, die einen Durchsuchungsbefehl rechtfertigen würden.“ Ritter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Überhaupt die Vermutung, dass hier in Linz Mädchen bei Sexspielen verschwinden und getötet werden. Noch dazu in dieser auffälligen Villa, wo internationale Manager und Geschäftsleute verkehren. Ganz zu schweigen von den Politikern und Ministern, die dort häufig anzutreffen sind.“ Ritter machte eine wohldosierte Pause. „Da ist wieder Ihr Klassenkampfdenken mit Ihnen durchgegangen, Chefinspektor, die bösen Reichen und so weiter. Bis Wien den Ersatz für Wagner bekannt gibt, bin ich Ihr Vorgesetzter, Braun. Vergessen Sie das nicht! Zum letzten Mal: Sie bekommen keinen Durchsuchungsbefehl für diese Villa. Und jetzt nehmen Sie Ihre Fotos und Videos und kümmern Sie sich um den Mord an Brigitta Wagner, der Tochter unseres bedauernswerten Polizeipräsidenten. Der Bürgermeister will ihn noch vor Weihnachten aufgeklärt haben. Nichts soll die besinnliche Zeit stören.“ Ritter klopfte mit einer Faust auf die Tischplatte und stand auf. Auch Braun erhob sich und sah dem Oberstaatsanwalt prüfend ins Gesicht.
„Die toten Mädchen auf dem Steinboden mit der Plastikfolie über dem Kopf, die soll ich wohl auch vergessen?“
„Machen Sie sich nicht lächerlich, Chefinspektor.“ Ritter verschanzte sich jetzt hinter der für ihn typischen Vorgesetztenförmlichkeit. „Das ist doch nicht stichhaltig. Das könnte doch auch ein Ausschnitt aus einem perversen Porno sein, mit dem jemand der Krell Holding schaden will.“
Braun platzte der Kragen bei so viel Ignoranz: „Dann sind auch die Bilder und Mails, die ich bekomme, wohl auch nur ein Faschingsscherz! Auch, dass dieser Psychopath bei mir in der Wohnung gewesen ist und dort ein Andenken platziert hat. Ich hoffe nur, dass es nicht der Hinweis auf ein weiteres totes Mädchen ist!“, schrie er.
„Ein verrückter Mörder tötet die Tochter des Polizeipräsidenten, die bei Madonna Models gearbeitet hat, dann treibt er sich in meiner Wohnung herum und Madonna Models wiederum schickt Mädchen in die Krell-Villa, wo Laura Pestalozzi, die ebenfalls ermordet wurde, als Eventmanagerin gearbeitet hat. Ein bisschen viele Zufälle, finden Sie nicht, Herr Oberstaatsanwalt?“
„Das sind doch alles nur Hypothesen, Chefinspektor. Bringen Sie mir Fakten, legen Sie Beweise auf den Tisch, dann bin ich der Letzte, der nicht der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen will. Aber so, nein, Braun, dafür ist die Suppe zu dünn!“
Angriffslustig beugte sich Ritter vor und fixierte Braun mit seinen kalten grauen Augen. „Nochmals, die Krell Holding hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Haben Sie mich verstanden?“
Braun hielt Ritters Blick stand und für mehrere Sekunden starrten sich die beiden Männer schweigend und aggressiv wie Kampfhunde an, dann zuckte Braun mit den Achseln, packte seinen Laptop.
„Okay, es ist Ihre Entscheidung!“, sagte er genervt und ging zur Tür. Ehe er das Büro des Oberstaatsanwalts verließ, drehte er sich noch einmal zu Ritter um, der gerade sein Handy aus der Tasche gezogen hatte und überrascht aufsah.
„Wenn ich genügend Fakten habe, dann nehme ich die Bude dort oben auseinander. Das schwöre ich Ihnen!“
Wütend knallte er die Tür zu, im Foyer riss er seinen schwarzen Mantel vom Haken und stürmte die Treppe hinunter. Seine schweren Springerstiefel krachten über die Marmorfliesen und er musste sich beherrschen, um nicht einem der glänzenden
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