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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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presste die Hände gegen die Schläfen und ging wieder zwei Züge zurück, dann wieder vorwärts, der 28. Zug, er begann mit dem Fuß zu wippen, streckte die Zunge heraus, stierte auf den weißen Boden, wippte stark und immer stärker, presste die Hände gegen die Schläfen, noch immer der 28. Zug, noch immer geht das Spiel weiter, noch immer ist die Hürde zu nehmen, noch immer ist die Ordnung nicht in Frage gestellt.
    Einfach abbrechen? Aufstehen und auf das weiße Bett legen, den Kopf auf dem weißen Kissen zur weißen Wand gedreht, und schlafen?
    Dann ist die Ordnung unterbrochen und dahinter ist nichts als Dunkelheit und Chaos und dann nimmt das Schreien kein Ende. Es ist nicht besser geworden, als er Laura im Schlafzimmer beobachtet hat, wie sonst auch. Sonst stand immer Lauras Körper im Mittelpunkt und ihre schnellen Blicke hatten ihm zu verstehen gegeben, dass sie es mochte, wenn er sie dabei beobachtete, wie sie ihre Liebhaber kontrollierte. Dann war die Ordnung unterbrochen worden und das Chaos hatte begonnen. Davor fürchtete er sich. Deshalb war es wichtig, auch den 29. Zug zu führen, obwohl dieser Zug der „vergiftete“ war, der Zug, der das Spiel kippen ließ. Aber es gab keine Alternative, denn wenn er anders ziehen würde, dann wäre das Chaos vorprogrammiert, so wie damals, als er im Schrank saß und alles sofort anders war, denn „sie“ war gekommen.
    Bei diesem Gedanken musste er schreien und den Raster, den er über den Boden gelegt hatte und an dem er sich festhalten konnte, dieser Raster war plötzlich verschwunden und so konnte er auch nicht den „giftigen“ Zug führen und plötzlich war nichts mehr, wie es sein sollte und er musste laut schreien und aufstehen und an die Tür trommeln, denn die Gedanken ließen sich jetzt nicht mehr wegsperren und in einem Raster ordnen, die Gedanken purzelten in seinem Kopf umher wie auf einer gigantischen Achterbahn. Er trommelte mit den Fäusten an die Tür, schrie „d2 nach d4“, aber das war keine Hilfe mehr, denn jetzt war es zu spät, um sich an der alten Ordnung festzuhalten. Denn jetzt waren sie wieder da, die Männer, und packten ihn und zerrten ihn weg von der Tür und zurück zu seinem Bett und alles, was er noch konnte, war, laut aufzuschreien und seine Gedanken, die diese Unordnung erzeugt hatten, hinauszubrüllen:
    „Ich. Weiß. Wer. Laura. Getötet. hat! Ich. Habe. Es. Gesehen!“
    *

    Rosa del Rey, die Frau mit dem Madonnengesicht und den in der Mitte gescheitelten glatten und glänzenden tiefschwarzen Haaren, die sie hochgesteckt und unter ihrer weißen Haube verborgen hatte, griff unwillkürlich nach dem kleinen silbernen Kreuz. Sie trug es ständig als Talisman an einer dünnen Kette um den Hals, der Pfarrer ihres Dorfes auf der philippinischen Insel Mindanao hatte es ihr überreicht, als sie die Diplomprüfung zur psychiatrischen Krankenschwester am amerikanischen Kolleg mit Auszeichnung bestanden hatte. Dieses silberne Kreuz hielt sie fest zwischen ihren Fingern, als sie sich nach vorn beugte, um nachzusehen, ob die Spritze bei Gregor Pestalozzi bereits wirkte.
    Mit einem dünnen weißen Tuch wischte sie ihm vorsichtig den Schweiß von der wachsbleichen Stirn, dann setzte sie sich vorsichtig an den Rand seines Bettes, um zu warten, bis er aufwachen würde. Ihrer Erfahrung nach dauerte es keine zehn Minuten, bis man nach dieser Spritze wieder bei Sinnen war und klar denken konnte, wenn das auch in seinem Fall nicht wirklich möglich war.
    Seit Gregor Pestalozzi in dem weißen Zimmer war, waren diese Zusammenbrüche mindestens zweimal pro Woche passiert. Und da Rosa festgestellt hatte, dass es Pestalozzi beruhigte, wenn er ihr ebenmäßiges Gesicht mit dem sanften Lächeln beim Aufwachen als Erstes sah, hatte sich ein Ritual daraus entwickelt. Auch der Leiter der psychiatrischen Klinik hatte nichts dagegen gehabt, im Gegenteil, er fand diese rituelle Beziehung, vom therapeutischen Standpunkt aus gesehen, Erfolg versprechend, denn vielleicht gelang es dadurch, Pestalozzis Denkmuster zu durchbrechen.
    Wie immer nahm Rosa ihre weiße Schwesternhaube ab und zog den gefleckten Schildpattkamm aus ihren schwarzen Haaren, die jetzt wie ein glänzender Wasserfall über ihre Schultern flossen und Rosa tatsächlich das Aussehen einer Madonna verliehen. Natürlich zog sie auch das silberne Kreuz unter ihrer weißen Tracht hervor und hielt es vor ihren Mund, so als würde sie es küssen. Dieses Bild musste jedes Mal das Erste sein, das

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