Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
ausbreiteten, das Eis knackte bedrohlich.
„Ich höre!“, rief er in Richtung Petersen, der wachsbleich im Eisregen stand und sich nicht wagte zu bewegen. „Vergiss nicht, Petersen, du bewegst dich auf dünnem Eis.“
„Die Mädchen oben in der Villa verschwinden einfach, Braun.“ Petersen redete schnell und machte einen zaghaften Schritt auf den Steg zu. „Ich habe drei Moldawierinnen nach oben geschickt und nur eine ist zurückgekommen. Die beiden anderen sind bei einem angeblichen Unfall ums Leben gekommen. Als Entschädigung habe ich 200.000 Euro erhalten.“
„Von wem hast du das Geld bekommen?“
Petersen presste den Mund zusammen und ganz deutlich war seinem stupiden aufgedunsenem Gesicht anzusehen, wie sein Spatzenhirn arbeitete, um eine plausible Geschichte zu erfinden, doch Braun schoss einfach ein weiteres Mal direkt vor Petersens Füße, sodass feine Eispartikel in die Luft spritzten und das Eis knirschte, und nahm ihm auf diese Weise das Denken ab.
„Falk Weber, der Chef der Krell Holding, hat es mir persönlich in bar übergeben! Er wollte keine Zeugen. Das war ein Geschäft nur zwischen ihm und mir“, heulte Petersen dann auch ohne lange zu überlegen. „Doch dann sind Madonna Models ins Spiel gekommen, die Mädchen waren viel jünger und niemand hat sich aufgeregt, wenn die eine oder andere verschwunden ist. Von einem Tag auf den nächsten war unser Geschäft weg!“
„Ist ja tieftraurig, Petersen! Nochmal im Klartext: Falk Weber hat dir also Geld gegeben, damit du vergisst, dass zwei deiner Mädchen verstorben sind?“
„Genauso war es, Braun! Aber ich werde das nie wieder sagen. Auch nicht vor Gericht.“ Petersen schüttelte heftig den Kopf und machte erneut einen zögerlichen Schritt auf den Steg zu.
„Bleib, wo du bist, Petersen!“ Braun hob die Glock, ließ sie dann aber wieder sinken, als der Zuhälter sofort stehen blieb.
„Was ist mit deinen toten Mädchen passiert?“
„Weiß nicht, Braun, weiß nicht. Ich habe nur gehört, dass es einen Mann geben soll, der die Mädchen erlöst. Wenn ein Mädchen einen so genannten Unfall hat, dann taucht er auf. Er bringt dann die Mädchen weg. Wohin er die Mädchen bringt, weiß niemand und ehrlich, ich will es auch nicht wissen, denn mit dieser Scheiße will ich nichts zu tun haben! Wir nennen ihn einfach nur den Erlöser! Ehrlich Braun, mehr weiß ich nicht!“, winselte der Zuhälter.
Langsam fügten sich in Brauns Kopf die Details zu einem, wenn auch noch unvollständigen, Bild zusammen. Die verstörenden Fotos und Mails, die er bekommen hatte, stammten von dem mysteriösen Erlöser. So musste es sein, alles andere machte keinen Sinn. Dieser Erlöser wurde von Falk Weber beauftragt, halb tote Mädchen abzutransportieren. Und der Erlöser war so verrückt, dass er die Mädchen mit Taubenfedern schmückte und jetzt begonnen hatte, sie zu fotografieren, um Braun zu beeindrucken und auf verquere Weise seine Freundschaft zu erringen. Die Mädchen waren nicht tot, wenn sie mit den Taubenfedern gefoltert wurden, das hatte die Gerichtsmedizin eindeutig festgestellt. Wurden die Mädchen also oben in der Villa gefoltert und dann dem Erlöser übergeben, der sie wegbrachte? Aber wer zum Teufel war das?
„Braun, Braun, kann ich jetzt wieder auf den Steg?“, riss ihn die jammernde Stimme Petersens aus seinen Gedanken. Braun sah auf Petersen hinunter, der sich jetzt langsam Richtung Steg bewegte, während rings um ihn das Eis krachte und knirschte.
Ja, wir bewegen uns alle auf dünnem Eis, dachte Braun. Oben sind wir zivilisiert und darunter lauert die Hölle. Wenn das Eis bricht, werden wir zu Teufeln und lassen unseren Dämonen freien Lauf, wie es die Wirtschaftsbosse der Krell Holding vormachen: Mädchen werden wie Müll entsorgt. Braun musste schlucken, als er dem Zuhälter zurief:
„Warst du eigentlich traurig, als du vom Tod deiner beiden Mädchen erfahren hast, Petersen?“
„Aber Braun, das waren doch nur Nutten aus Moldawien! Da war mir das Geld schon lieber!“ Der Zuhälter verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen und für den Bruchteil einer Sekunde sah er seine Chance, sich mit Braun zu verbrüdern. Doch Brauns finstere Miene belehrte ihn eines Besseren.
„Ich dachte mir schon so etwas, Petersen!“ Braun hob die Glock und zielte auf Petersens feistes Gesicht.
„Was machst du da, Braun! Ich habe dir doch alles gesagt, was ich weiß!“ Petersen blieb wie angewurzelt stehen, hektisch rasten seine
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