Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
gefasst wurde. Deshalb hatte Braun bei Petersen auch einen Stein im Brett und deswegen war der Zuhälter auch gekommen, nachdem ihm Braun noch zusätzlich mit einer geschäftsschädigenden Razzia, bei der man auch Drogen finden würde, gedroht hatte. Der Zuhälter war vielleicht auch eine zusätzliche Informationsquelle, denn Jana hatte mit dem Hamburger sicher ihn gemeint, und Braun erhoffte sich Neuigkeiten über die Krell-Villa am Römerberg.
„Nee, Braun, draußen ist mir zu kalt!“, jammerte Petersen in einem übertrieben tuntigen Tonfall und schüttelte den Kopf so energisch, dass seine Hamsterbacken schwabbelten.
Doch Braun war überhaupt nicht in Stimmung, sich mit dem Zuhälter auf eine lange Diskussion einzulassen oder noch länger neben dem Mustang in der eisigen Luft zu stehen.
„Aussteigen!“, zischte er und packte den goldenen Ohrring, um Petersen ein wenig zu motivieren. Einmal kurz angerissen und Petersen schrie: „Ist ja gut, Braun! Ist ja gut! Ich komme schon!“
Schweigend gingen sie auf dem breiten Holzsteg am Yachthafen entlang. Das Wasser zwischen den einzelnen Stegen war bereits gefroren und der Eisregen prasselte darauf. Endlich begann Petersen den Mund aufzumachen.
„Diese Agentur Madonna Models kenne ich natürlich. Die ist schlecht für unser Geschäft. Sie überschwemmen den Markt mit billigen Mädchen, die alle sehr jung sind, so um die sechzehn, und nehmen uns das Geschäft weg! Von Bratislava werden die Mädchen direkt hierher gebracht, Linz ist mittlerweile eine Drehscheibe für den internationalen Mädchenhandel geworden.“ Petersen machte eine Pause und fingerte eine Zigarette aus seinem Leopardenanorak. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Zigarette anzuzünden, warf er sie angeekelt auf das Eis. „Scheißwind!“
„Werden die Mädchen auch in die Krell-Villa auf dem Römerberg gebracht?“, fragte Braun und grub die Hände noch tiefer in seine Taschen, um sich zu wärmen. Oberhalb des Yachthafens verlief die schmale Straße, auf der Klein im Mercedes auf ihn wartete, doch der Eisregen war so heftig, dass man keine Armlänge weit sehen konnte.
„Krell-Villa? Was soll denn das sein?“, fragte Petersen erstaunt und rückte ein Stück von Braun ab. „Habe ich noch nie gehört!“
„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du noch nie deine Nutten in die Krell-Villa geschickt hast, Petersen?“
„Ehrlich, Braun, ehrlich! Ich weiß nicht, wovon du redest! Ich kenne Madonna Models und Sherban, den verfickten Rumänen, der die Mädchen hier arbeiten lässt. Aber mit Krell hat das alles nichts zu tun, glaube mir!“
So lief das immer mit Typen wie Petersen. Braun hatte das richtig satt, es stand ihm bis oben. Alles nur leeres Gerede, keine brauchbaren Informationen. War natürlich auch klar, denn Petersen wollte sich nicht seine Kunden vergraulen. Braun hatte dafür überhaupt kein Verständnis. Aber er wollte es noch einmal im Guten probieren.
„Nochmal zurück zum Anfang, Petersen! Was läuft mit den Mädchen und der Krell Holding?“
„Hörst du mir nicht zu, Braun? Ich weiß nichts! Was willst ...“ Zu mehr kam Petersen nicht, den Braun hatte blitzschnell seine Glock gezogen und hielt ihm den Lauf vor die Nase.
„Los, runter von dem Steg“, zischte er und gab dem Zuhälter einen Stoß.
„Was?“ Panisch schüttelte Petersen den Kopf. „Das Eis ist ja viel zu dünn!“
„Ich zähle bis drei. Wenn du bis dann nicht unten bist, schieße ich dir ins Bein!“, schrie Braun gegen den peitschenden Wind an, der seine Worte zum Teil verschluckte, aber Petersen hatte auch so verstanden. Das Eis knackte bedrohlich, als Petersen mit seinem ganzen Gewicht darauf gestiegen war. Die Bräune hatte sich aus seinem Gesicht verflüchtigt und trotz der Kälte stand ihm der Schweiß auf der Stirn.
„Braun, bitte!“, jammerte Petersen und ruderte mit seinen Armen in der Luft, als würde er jeden Augenblick die Balance verlieren.
„Die Mädchen und die Krell Holding, Du wolltest mir etwas darüber erzählen!“
„Braun, Braun, ich kann nicht!“ Ein Schuss knallte durch den leeren Yachthafen, Möwen flatterten erschreckt durch die Luft, um sich dann wieder auf den vereisten Pollern niederzulassen, und Petersen schrie wie am Spieß.
„Keine Panik, Petersen, ich schieße nur das Eis kaputt“, meinte Braun und schoss zum zweiten Mal knapp neben Petersen durch die Eisdecke, auf der sich unter Petersens Cowboystiefeln blitzschnell Sprünge wie ein Spinnennetz
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