Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Firmengruppe.
„Ich schreibe einen Artikel darüber. Das ist schon lange vereinbart“, erwiderte Kim und sah Braun direkt ins Gesicht. Ihre Blicke trafen sich und beide wussten sofort, dass sie dasselbe dachten.
„Du unternimmst nichts auf eigene Faust! Das ist Sache der Polizei und viel zu gefährlich“, warnte Braun sie dann auch sofort eindringlich.
„Natürlich, ich habe schon verstanden. Ich mache nur das vereinbarte Interview mit Falk Weber, dem Vorstandsvorsitzenden.“ Kim blickte treuherzig in Brauns Gesicht und lächelte. Braun sah sie ernst an, kratzte an dem Pflaster an seiner Schläfe und Kim spürte, dass ihn dieser Fall ziemlich belastete. Das konnte sie ihm nachfühlen. Genauso wie Braun lief auch sie gegen Mauern und undurchdringliche Bollwerke, hinter denen eine eigene Welt mit eigenen Gesetzen existierte und die man weder mit der Polizei noch mit investigativem Journalismus beeindrucken konnte. Es war zum Kotzen.
„Ich habe ein Date mit einem Zuhälter. Du weißt doch noch, was das Mädchen Jana aus dem Sub Club gesagt hat.“ Braun schickte ein schiefes Grinsen zu Kim und schlüpfte in seinen Mantel. In einem anderen Leben und in einer anderen Zeit hätte sie Braun vielleicht gerne näher kennen gelernt, aber jetzt war es dafür zu spät, viel zu spät.
*
Der feuerrote Ford Mustang stand schon auf dem vereisten Parkplatz neben dem kleinen Yachthafen im Hafenviertel, als der Fahrer Klein den schwarzen Mercedes vorsichtig über die bereits vereiste schmale Straße steuerte.
„Geht das vielleicht noch ein wenig langsamer!“, schnauzte Tony Braun und wischte mit dem Ärmel seines Mantels über die Scheibe, die sich schon wieder beschlagen hatte.
„Die Straße ist spiegelglatt!“, warf Klein ein.
„Blödsinn, Klein! Dann bleib hier oben stehen, wenn du dir in die Hosen machst!“
Unten, direkt an der Donau, sah Braun den Mustang und sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen.
„Na also, man braucht nur ein wenig Druck zu machen“, flüsterte er. „Du wartest hier im Auto“, sagte er dann lauter, zu Klein gewandt.
„Soll ich nicht mitgehen, Chefinspektor. Ich meine, dieses Treffen könnte gefährlich werden. Man weiß bei diesen Personen ja nie, woran man ist.“
„Klein, du verdammter Klugscheißer, ich weiß genau, woran ich bei diesem Kerl bin. Er ist ein Arschloch und wird immer ein Arschloch bleiben. Also was gibt’s da sonst noch groß zu wissen!“
„Aber er könnte bewaffnet sein, Chefinspektor!“
„Halte endlich die Klappe!“ Langsam, aber sicher ging ihm Klein mit seiner Fürsorglichkeit auf die Nerven. Immer höflich und zuvorkommend, nie ein lautes Wort. Also die besten Voraussetzungen für eine Spitzenposition im Polizeidienst.
„Wozu habe ich denn die da“, brummte Braun noch und klopfte auf seinen Mantel, unter dem er wie immer seine Glock im Schulterhalfter trug.
Als er aus dem Wagen stieg, raubten ihm der eiskalte Wind und der peitschende Eisregen für einen Moment den Atem. Er knöpfte sich den Mantel zu, stellte den Kragen auf, war aber trotzdem innerhalb weniger Augenblicke komplett durchfroren. Mit hochgezogenen Schultern stapfte er auf den Mustang zu und klopfte mit der Faust an die verdunkelte Scheibe.
„Petersen! Aufwachen. Besuch ist da!“
Langsam wurde das Fenster auf der Fahrerseite heruntergelassen und ein Kopf mit weißblond gefärbten Haaren tauchte auf.
„Hallo Braun, nett von mir, zu diesem Date zu kommen, findest du nicht?“
„Ich komme gleich um vor Rührung. Los, steig aus deinem Schlitten, damit wir ein paar Schritte laufen können!“ Braun stützte sich mit beiden Händen am Dach des Mustangs ab und musterte Petersen, der keinerlei Anstalten machte, den Wagen zu verlassen. Petersens Haut hatte die ungesunde gelblich braune Farbe von zu viel Solarium. Am linken Ohr hing ein großer goldener Ohrring, der so schwer war, dass er sein Ohrläppchen in die Länge zog. Petersen stammte aus Hamburg und sein Geschäft war die Zuhälterei. Nebenbei betrieb er auch einige Laufhäuser in Linz, die in den vergangenen Jahren die Stadt überzogen hatten und deren Zimmer er an freischaffende Nutten vermietete.
Braun kannte ihn von einem Mordfall, der sich in einer Peepshow zugetragen hatte, wo man einen Toten mit heruntergelassener Hose gefunden hatte, der durch die Kabinentür hindurch erstochen worden war. Braun war es zu verdanken, dass Petersen nicht unschuldig im Gefängnis versauerte, sondern der richtige Täter
Weitere Kostenlose Bücher