Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
bekam. Die große Tagesdecke aus dunkelrotem Brokat lag noch immer zerrissen auf dem hellen Teppichboden, der mit Bluttropfen gesprenkelt war, die sich bis zum Bad hinzogen. Schnaufend lockerte er seine Krawatte und öffnete sein Sakko. Dann riss er das dick verknäulte Leintuch herunter, aber das Bett war leer. Das weiße Leintuch leuchtete intensiv in dem grellen Licht, dass von den Spots an der Decke in den Raum strahlte und die Blutstropfen darauf hätten auch ein Muster sein können.
Sein breiter Schädel wurde ganz rot von der Hitze und von dem aufgestauten Zorn, in den ihn die stockenden Verhandlungen versetzt hatten. Grunzend drehte er sich um, stapfte auf den Paravent in der Ecke zu. Mit seinen riesigen Händen warf er das filigrane schwarze Lackgestell zu Boden, trampelte mit seinen glänzenden Maßschuhen darauf herum, doch auch hinter dem Paravent war alles leer, nur die zerfetzten Kleider, die zerrissene Unterwäsche und blutige High-Heels lagen über dem Boden verstreut.
Er ballte die Fäuste und seine Augen zogen sich zu winzigen Schlitzen zusammen, als er in das Bad stürmte. In der Whirlpool-Wanne plusterte sich der Schaum auf wie ein zartes Gebirge, doch Nursultan zerstörte mit einem Prankenhieb diese vermeintliche Idylle. Ohne sich um den Ärmel seines Maßanzugs, die Manschetten oder die 120.000 Euro teure Armbanduhr zu scheren, schaufelte er mit seinem Arm durch das Schaumbad, doch auch die Badewanne war leer. Schnaufend stand er vor dem Spiegel, stützte die Hände auf das Waschbecken, dachte an die Verhandlungen und starrte in sein flaches rundes Gesicht mit der breiten Nase und den hasserfüllten Augen. An einem Haken hing noch die Cinderella-Maske, die er abgenommen hatte, weil sie ihn beim Schlagen behindert hatte. Jetzt setzte er sie wieder auf und verwandelte sich in eine dicke Comicfigur, die aber so gar nichts Liebliches an sich hatte.
Dann hörte er das Geräusch. Es war nicht mehr als ein Wispern, aber in dem monotonen Rauschen der Heizstrahler klang es wie ein ferner Paukenschlag und ein böses Lächeln umspielte seine Lippen. Schnell und lautlos, wie man es ihm bei seiner Leibesfülle gar nicht zugetraut hätte, huschte er zurück in das Schlafzimmer, riss mit einer wütenden Handbewegung die schwere Matratze vom Bettgestell, packte den Lattenrost mit beiden Händen, knickte die Teile wie Zahnstocher und holte das zitternde Mädchen unter den zertrümmerten Holzteilen hervor, warf es in einen Stuhl wie eine federleichte Puppe. Sie sah wirklich noch genauso aus wie am Morgen, nachdem er sich vor den nervenzermürbenden Verhandlungen in eine aggressive Alpha-Stimmung versetzen hatte müssen. Ihr linkes Auge war mittlerweile komplett zugeschwollen, doch der breite Riss auf ihrem hohen Wangenknochen – den ihr sein Siegelring, den er für seine Verdienste um die Gleichberechtigung der Frauen in Turkmenistan erhalten hatte, zugefügt hatte – blutete nicht mehr. Dafür spielten die Hämatome auf ihrem zerbrechlichen Körper alle Farben und erinnerten ihn an die Regenbogensage seiner Heimat.
Das Mädchen schrie plötzlich laut auf, so als wäre es erst jetzt aus einem schlimmen Traum erwacht und hätte festgestellt, dass die Wirklichkeit mit Cinderella erst der richtige Alptraum war. Dieses Schreien machte ihn zornig und er verpasste ihr wieder einen kräftigen Schlag, dass der Riss erneut aufplatzte und das Blut über ihre Wange tropfte. Jetzt wusste er auch wieder, warum er sich ausgerechnet für dieses Mädchen entschieden hatte, als ihm Falk Weber, der Vorstandsvorsitzende der Krell Holding, die Mädchen zur Begutachtung vorgeführt hatte. Dieses Mädchen mit den blonden Haaren und den fast lila Augen erinnerte ihn an seine Jugendliebe, die ihn so schmählich verlassen hatte. Als er sich diese Schmach wieder vergegenwärtigte, war er in seinem Element, und während er auf sie einschlug, imaginierte er die Verhandlungsrunde, die EU-Kommissare, den Vorstand der Krell Holding, den österreichischen Minister, internationale Banken und deutsche Kreditgeber – und für jedes Gesicht setzte es einen Hieb, bis er seine Strategie gefunden hatte. Turkmenistan hatte riesige Gasvorkommen, deshalb brauchte er bei den Verhandlungen nicht nachzugeben, sondern hatte diesen besonderen Trumpf, Lieferstopp und dergleichen. Ja, es gab nichts, wovor er sich fürchten musste, und während er seine Hose öffnete, das Mädchen an den Haaren in die Knie zwang und sich von ihr befriedigen ließ, dachte
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