Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Schreibtisch steckten.
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ach, nur so. Ich meine, als renommierter Psychiater, der wissenschaftliche Artikel für internationale Fachzeitschriften verfasst, ist es doch naheliegend, dass Falk Weber, falls er oder jemand aus seinem Umfeld ein Problem hätte, zu ihnen kommen würde“, stotterte Kim und merkte, dass sie nervös wurde, denn es lief völlig anders als geplant und sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Goldmann sie durchschaut hatte.
„Ich darf nichts über meine Patienten sagen, das verstehen Sie doch!“ Jetzt klopfte Goldmann ganz leicht mit der flachen Hand auf die Federn, die unter dem Druck seiner Hand nachgaben und leicht einknickten. Lange und prüfend betrachtete er Kim.
„Sie kommen mir bekannt vor“, sagte er schließlich.
„Ach, ich habe ein Allerweltgesicht, da kommt es leicht zu einer Verwechslung.“ Kim spürte, wie sie langsam rot wurde.
„Nein, ich denke da mehr an Ihre Stimme.“ Goldmann schloss die Augen und streckte den Kopf in die Höhe, so als würde er irgendwo in einem fremden Universum Kims Stimme hören. Dann lächelte er sie kühl an und schüttelte den Kopf.
„Ich bin enttäuscht von Ihnen! Ich dachte wirklich, Sie interessieren sich für meine Therapie! Wirklich, ich bin enttäuscht!“
„Wie meinen Sie das?“ Kim rückte auf ihrem Stuhl ein wenig zurück, denn Goldmann hatte sich nun weit nach vorn gebeugt und studierte sie jetzt wie ein Objekt.
„Sie wissen genau, wie ich das meine! Sie sind die Journalistin, die Chefinspektor Braun so übel mitgespielt hat. Bei der Pressekonferenz.“
Für einen kurzen Moment überlegte Kim, ob sie einfach alles abstreiten sollte, aber wozu. Es war besser mit offenen Karten zu spielen. Vielleicht brachte sie Ehrlichkeit ans Ziel.
„Ja, Sie haben Recht. Ich bin Journalistin und bin auf der Suche nach Informationen über eine Person aus dem Umfeld von Falk Weber, die Sie therapiert haben. Genügt Ihnen das?“ Sie blickte ihn herausfordernd an. Als Goldmann keinerlei Reaktion zeigte, setzte sie trotzig nach: „Aber das mit meinem Tumor stimmt wirklich!“
Doch Goldmann hatte im Augenblick nichts übrig für Kims naive Ehrlichkeit, er war empört.
„Sie wollten mich einfach über Falk Weber ausfragen! Ich bin wirklich sehr enttäuscht!“ Wütend schlug Goldmann mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, stand auf und hinkte auf Kim zu. Die Luft in dem fensterlosen Raum war mit einem Mal stickig und heiß. Als Goldmann sich zu Kim hinunterbeugte, roch sie einen süßlichen Duft, der ihre Schleimhäute so stark reizte, dass sie husten musste.
„Bitte, kann ich ein Glas Wasser haben?“, krächzte sie und kämpfte vergeblich gegen den immer stärker werdenden Hustenreiz an. Doch Goldmann schien sie nicht zu hören, er starrte an ihr vorbei auf die leere Wand. „Sie sind so enttäuschend!“, wiederholte er immer wieder.
Plötzlich packte er Kim an den Schultern. „Aber ich lasse mich nicht so einfach abspeisen und für Ihre Zwecke instrumentalisieren. Nicht mit mir, verstehen Sie das?“
Er schüttelte Kim so fest, dass die bisher nur in den Augenwinkeln flackernde Bildstörung immer heftiger wurde und auch das Schaben in ihrem Kopf setzte plötzlich mit brutaler Härte ein.
„Lassen Sie mich sofort los“, wollte Kim schreien, doch es war nur mehr ein Krächzen, das aus ihrem Mund kam. „Lassen Sie mich los!“ Panik erwachte und kroch langsam an ihrem Herz vorbei nach oben in ihre Luftröhre, blockierte ihr Atmen. Hektisch hechelte Kim nach Luft, doch es war nur ein trockenheißes Etwas, das ihre Lungen füllte und keine Entspannung brachte. Die Bildstörung engte ihren Blickwinkel immer stärker ein, doch sie bekam noch mit, wie Goldmann eine Feder aus der Styroporkugel zog. Kim hätte schwören können, dass es eine Taubenfeder war. Trotz der brutzelnden Bildstörung wollte sie sich auf die Feder konzentrieren, die Goldmann jetzt hektisch in der Luft schwenkte und die gefährlich nahe vor ihrem Gesicht kreiste. Plötzlich explodierte in ihrem Kopf ein Schmerz wie nach einem fürchterlichen Schlag auf den Hinterkopf und die Welt um sie herum versank im Schwarz.
„Sie wollten mich für Ihre Zwecke benutzen, jetzt benutze ich Sie für meine!“
Sie hörte die Stimme weit entfernt, dann wieder näher, dann über sich und schlagartig war sie wieder da. Langsam öffnete Kim die Augen und sah nur orange leuchtende Wärmelampen, die von einer feuchten und fleckigen Decke
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