Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
ist eigentlich Braun!“, rief er und blickte sich suchend um.
*
„Das wird teuer für Sie, das wird sehr, sehr teuer“, murmelte Falk Weber und strich zärtlich über das zersprungene Glas seiner großen Armbanduhr. Mit zitternden Fingern öffnete er den komplizierten Verschluss des Uhrbandes und streifte die Uhr von seinem Handgelenk, über das ein dicker rotunterlaufener Streifen lief, der an einigen Stellen getrocknetes Blut aufwies. Die aufgeschürfte Haut war ein Andenken an Tony Brauns Handschelle, mit der er Weber aus dem Hubschrauber gezerrt und in die Krell-Villa in einen der überdimensionierten Besprechungsräume mit so klingenden Namen wie Shark oder Lion verfrachtet hatte.
Im grellen Licht sah Weber wesentlich weniger attraktiv aus als in den Medien, denn er war kaum mittelgroß mit schmalen Schultern, dünnen blonden Haaren und dem gebräunten Gesicht eines gealterten Mittdreißigers, obwohl er bereits Mitte fünfzig sein musste.
„Fangen wir an“, sagte Braun, doch Weber konzentrierte sich nur auf seine kaputte Uhr. Braun nahm einen der Tischwimpel, die in allen möglichen Farben herumstanden, und drehte ihn mit den Fingern, während er an Weber vorbei durch die riesigen Glasfenster nach draußen auf die andere Seite der Donau starrte, wo vereinzelt die Lichter der Häuser trotz des starken Schneefalls die Dunkelheit zerrissen, wo Menschen in Sicherheit waren und ruhig schlafen konnten und sich nicht so wie Braun mit einem Arschloch die Nacht um die Ohren schlagen mussten.
„Diese Mädchen aus dem unteren Trakt der Villa wurden gegen ihren Willen hier gefangen gehalten“, sagte er, denn Makombo hatte ihn per Handy kurz darüber informiert, und stellte den Wimpel wieder zurück auf den Tisch.
„Diese Uhr kostet ein Vermögen und Sie werden dafür bezahlen, das verspreche ich Ihnen!“ Vorsichtig legte Weber die Uhr auf den Besprechungstisch, straffte die Schultern und blickte Braun direkt in die Augen. „Die Mädchen sind freiwillig hier. Die Security-Truppe ist nur angemietet. Was wollen Sie also?“ Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen.
„In den letzten Jahren sind sieben Mädchen hier in Linz verschwunden, die für Sie gearbeitet haben!“, ließ sich Braun nicht aus dem Konzept bringen.
„Ach ja? Wir haben fünftausend Mitarbeiter alleine hier in Österreich. Ich kann mir nicht jeden davon merken.“ Vorsichtig schielte Weber auf das Zifferblatt seiner Uhr, doch der Sekundenzeiger bewegte sich nicht. „Die Mechanik funktioniert nicht mehr! Dafür werden Sie büßen!“
Er rieb sich das gerötete Handgelenk. „Und dafür kommen Sie ins Gefängnis! Freiheitsberaubung! Nötigung! Ich habe beste Beziehungen.“
„Die werden Sie auch brauchen!“ Braun stand auf und stellte sich neben Weber. „Wir haben nämlich eine Zeugin! Ein ausländisches Mädchen hat Sie identifiziert. Hier und in Bratislava, als Sie die Mädchen ausgesucht haben. Das Mädchen hat außerdem ausgesagt, dass es hier in der Villa beinahe zu Tode geprügelt und vergewaltigt wurde.“
Braun setzte alles auf eine Karte. Natürlich erinnerte er sich an Marushas Aussage, dass die Männer Masken getragen hatten und über Geschehnisse in Bratislava hatten sie nichts erzählt.
„Sie bluffen doch! Wer soll denn diese Zeugin sein?“ Obwohl Weber sofort auf Angriff ging, hatte Braun zum ersten Mal den Eindruck, als würde er die Fassung verlieren. Mit dem Zeigefinger trommelte er auf die Tischplatte, während sein Ton immer schriller wurde. „Schaffen Sie dieses Mädchen doch her! Das möchte ich von ihr selbst hören!“
„Wie Sie wollen!“
Braun spürte, dass Falk Weber an der Kippe stand. Wenn es ihm jetzt gelang, Marusha ans Telefon zu bekommen, dann würde Weber zusammenbrechen. Wenn Weber die Stimme des Mädchens hörte, dann würde er begreifen, dass eine Zeugin existierte. Dann würde er auspacken. Dann würde er auch diesen mysteriösen Erlöser ans Messer liefern, um seine Haut zu retten. Dann wäre auch das Schicksal der verschwundenen Mädchen geklärt. Dann würden sie vor dem Vergessen bewahrt.
Braun griff zum Handy, ohne Falk Weber aus den Augen zu lassen. Dem stand plötzlich der Schweiß auf der Stirn.
„Allgemeines Krankenhaus.“
Braun schaltete auf Freisprechen und Webers Blick wurde starr, so als ob er in eine Trance gefallen wäre.
„Verbinden Sie mich dringend mit Dr. Huber von der Notaufnahme.“
„Hallo, Georg! Vor Kurzem ist ein ausländisches Mädchen bei dir
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