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Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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musste Johnny nicht sagen, dass jeder Mensch sich für sein eigen Fleisch und Blut eine bessere Kindheit wünscht als die eigene, doch in Sodom erlebte jeder seine Kindheit vor dem Krieg, in der schönen alten Welt mit Spielzeugen, Heizungen und Strom. Das hier war alles, aber kein Ort für Kinder.
    Er musste Johnny nicht erzählen, wie er schweren Herzens die Kinder nahm und mit ihnen zum Bach ging, sich hinkniete und sie unter Wasser drückte.
    „Das ist ein Job für die bösen Jungs. Ein notwendiges Verbrechen. Ich gebe dir Recht: In deiner Traumwelt bedarf es wirklich keiner schlechten Menschen wie mir. Aber deine Welt ist ein Schwindel. Für eine warme Mahlzeit verkaufst du den Menschen deine Lügen als Hoffnung. Wir sind Menschen die mit ansehen mussten wie alles, was wir liebten vor unseren Augen starb oder verstrahlt wurde. Jeder hier ist ein verfluchtes Waisenkind. Niemand hier hat es verdient, von jemanden wie dir angelogen zu werden.“ Siamak deutete erneut auf Johnny. „Du bist der wahre Verbrecher.“
    Sogar der vorlaute Johnny schwieg für einen Augenblick. Nur der Tränenkanon der zwei Edeldame übertönte die Stille.
    „Wir sollten uns woanders hinsetzen“, schlug Johnny peinlich berührt vor. „Vielleicht kommen wir dann wieder auf andere Gedanken.“
    Er nahm gleichzeitig Gina und Vanessa in die Arme und marschierte mit ihnen und seiner Gefolgschaft von dannen. Seppel packte bei Johnnys Geschenketurm an und schnappte sich unauffällig eine Kartoffel. Kaum war Johnny mit seiner Folgschaft verschwunden, wirkte Sodom auf einen Schlag wie eine verlassene Geisterstadt, in die sich Siamak verirrt hatte. Eine Geisterstadt mit hundert verbitterten Seelen.
    Der stürmische Wind polterte über den leergefegten Dorfplatz. Siamak wollte nur noch von dieser gruseligen Szenerie fliehen, ging die Schritte bis zur Metzgerei und klopfte an der Tür.
     
     
    9
     
    Nur ein fünfköpfiger Kerzenhalter spendete Licht in der dunklen Metzgerstube. Das graue Tageslicht, das durch die Küchenfenster ins Wohnzimmer strahlte, vermag es nicht die Metzgerei zu erhellen. Sein graues Jackett hatte der Metzger an die Küchentür gehangen, da während seiner Arbeit die blutige Metzgerrobe trug. Als er Siamak die Tür öffnete, hielt er noch sein blutiges Schlachterbeil in der Hand.
    „Wie ich sehe hast du mich bereits erwartet“, sagte Siamak lachend. „Ich hoffe ich störe dich nicht.“ Er blickte auf die Küchenfliesen, die ebenfalls mit Blut beschmiert waren.
    Der Metzger schüttelte den Kopf und präsentierte schweigend die fertige „Steuerplatte“ mit allerhand Delikatessen.
    Der schwarze Kater Freddi trollte auf dem Wohnzimmerboden und nagte an einem Stück Hirschfleisch.
    „Schmeckt es dir?“, fragte Siamak den Kater, der mit einem beruhigenden Schnurren antwortete.
    „Sag es schon“, forderte der Metzger ungeduldig. „Es reicht wieder nicht.“
    „Ich muss deine Platte nicht abwiegen, um zu wissen, dass du deine Steuerschulden nicht bezahlen kannst. Wenn du mich auf nächste Woche vertrösten willst, schlage ich vor, dass wir den Sack zumachen. So lange der wahnsinnige Johnny nicht Wasser zu Wein und Stein zu Fleisch verwandeln kann, wirst du dich immer weiter bei uns verschulden.“
    Der Metzger stimmte zu. „So lange ihr den Steuerrichtwert nicht an den schrumpfenden Viehbestand anpasst, wird es für jeden eine Herkulesaufgabe bleiben.“
    „Such dir einen neuen Job, Metzger. Ich mache mir ohnehin Sorgen um dich, alter Mann.“
    „DU machst dir Sorgen um mich?“, fragte der Metzger misstrauisch.
    „Sieh dich in deiner düsteren Bude um, Metzger. Hier verbringst du dein Leben. Verbringst deinen Tag mit Schneiden und Zerhacken. Mit wem redest du noch, außer mit deiner Kundschaft und einmal in der Woche mit mir? Wen triffst du in deiner Freizeit?“
    Der Metzger sah unter sich und überlegte krampfhaft nach Antworten auf Siamaks schmerzhafte Fragen, bis er sich selbst eingestand einsam zu sein, verdammt einsam.
    „Die Steuerschulden müssen wir mit etwas aus deinem Inventar ausgleichen“, sagte Siamak. „Danach beginnst du mit einer weißen Weste und kannst dir eine neue Beschäftigung suchen.“
    „Nimm meine Messer. Es gibt keine schärferen Schneiden in diesem Dorf. Mehr habe ich nicht.“
    „Köstliches Fleisch im Ausgleich zu Messern? Ausgeschlossen.“
    „Meine klapprigen Möbel, meine Kleider...“ Der Metzger schüttelte seinen Kopf. „Such dir etwas aus. Greif dem nackten Mann in die

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