Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
hinzunehmen. Wir wollten mit dem Gedanken sterben es immerhin versucht zu haben... Lange bevor die Luftzufuhr versiegt war, beschlossen wir mit all unseren letzten Vorräten ein letztes Mal zu feiern.... Ein kleines familiäres Fest in unserem Bunker, wir sollten uns ein letztes Mal freuen...“
„Ich erinnere mich...“, gestand Gareth. „Wir... Wir tanzten zusammen an diesem Fest und wir zwei gingen zusammen...“
Aimée lächelte. „Das würde ich auch nie vergessen... Es war schön, wir alle tranken viel, wir unterhielten uns viel, machten unsere Scherze... Irgendwann fielen wir alle glücklich, zufrieden und betrunken ins Bett... Für einen Moment vergaßen wir, dass wir in zwei Tagen alle ersticken würden... Doch...“ Sie streichelte Gareths Wange. „Gareth, du warst zu menschlich, als das du uns hättest ersticken lassen... Du konntest den Gedanken nicht ertragen. Du schlichst nachts in die Schlafquartiere und... du stachst zu. Jeder starb im Schlaf, mit einem großen Lächeln im Gesicht. Die letzte Erinnerung war eine Schöne, der große Schmerz blieb aus... Dank dir.“
Gareth schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht mehr... Ich könnte doch nie, dir...“
„Hast du auch nicht“, schmunzelte Aimée. „Ich bin ja noch hier.“
„Also wollte er dich ersticken sehen?“, fragte eine der Maschinen schadenfroh.
„Nein...“, hauchte Aimée schwach. „Auch mir wollte er die Gnade zuteil kommen lassen. Ich war wach, ich sah, was er tat und wusste, was er vor hatte... Danach würde er nicht aufgeben und immer noch für uns weiterkämpfen - ich wollte ihn nicht alleine lassen, auch wenn ich mein Leben riskierte. Ich legte mich in das Blut der anderen, tarnte mich mit dem Blut meiner Freunde.“
„Darauf ist er reingefallen?“, fragte die Maschine.
„Ja“, sagte Aimée. „Der Programmiercode der Maschinen ist so konzipiert, dass sie ihre Opfer zu Tode quälen, jedoch Leichen ignorieren, um sich so auf den nächsten lebenden Feind zu konzentrieren. Natürlich haben wir die sadistische Funktionen in Gareths Programmierfunktion außen vor gelassen, doch die Eigenschaft, tote Gegner zu ignorieren, hielten wir für sinnvoll... Aus diesem Grund beachtete er mich nicht weiter in jener Nacht, da er mich für tot hielt - doch dieser Fehler erklärte auch, warum er mich all die Zeit nie sehen konnte. Ich war für ihn nicht mehr existent, bis...“ Sie sah herunter auf ihren gesprengten Unterkörper. „Bis ich wieder vor seinen Augen sterben musste... Die Luft reichte für mich noch so lange, bis die Oberfläche nach dem Nuklearkrieg wieder begehbar war. Ich begleitete seit jeher Gareth auf Schritt und Tritt, wie...“ Sie lächelte über die Niedlichkeit des Wortes. „Wie sein Schutzengel.“
„Es tut mir so Leid, Aimée“, sagte Gareth und hielt ihre Hand. „Ich wollte dir das alles nicht antun, Liebste.“
„Du hast mir nichts angetan, Liebling“, beharrte Aimée. „Im Gegenteil. Du hast uns allen geholfen. Ohne dich hätten wir keine Hoffnung gehabt... Ohne dich wären all die Jahre im Bunker sinnlos gewesen... Und auch obwohl du frei warst, obwohl wir, deine Schöpfer, alle tot waren, hast du weiterhin unseren Traum, unser Ziel verfolgt und für uns gekämpft.“
„Und ich werde auch weiterhin für dich kämpfen!“, sagte Gareth. „Sie sind in der Überzahl, aber der Mann wird nicht aufgeben. Er wird bis zum Schluss für seine Aimée, seine Liebste, kämpfen.“
Aimée sah hinüber zu Julias Leiche. Sie lag wieder sanft in Beos Arm, er fuhr ihr über das blonde, leuchtende Haar. Sie sah die Zeichen der Zeit. Sie wusste, warum die Menschen mehr Mitleid mit ihren Maschinen hatten, mit ihrem Ritter in Schwarz, als mit zwei Fremden die das Gewohnte zerstören wollten.
„Es ist vorbei“, sagte Aimée. „Es ist eine neue Welt , keine mehr für uns. Diese Menschen wollen jemanden über sich haben, der für sie die Verantwortung übernimmt. Jemand, der für das Gute und auch das Böse in der Welt zuständig ist. Diese Menschen haben sich gegen die Freiheit und für die eine alles bestimmende Hand entschieden.“
Gareth gab nicht auf. „Es muss Menschen wie uns geben - Menschen, die für andere Menschen kämpfen.“
„Sieh dieses Mädchen, Gareth...“ Sie deutete auf Julias Leiche. „Sie hat sich für die Maschinen geopfert, sie hat für sie gekämpft. Sie hatte etwas wie Liebe für sie übrig. Das ist es nicht, was wir einst bekämpfen wollten.“
„Aimée...“ Gareth schwieg
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